Druckartikel: Erlangen-Höchstadt ist stark in Berlin

Erlangen-Höchstadt ist stark in Berlin


Autor: Christian Bauriedel

, Montag, 25. Sept. 2017

Aus dem Wahlkreis Erlangen ziehen gleich vier Kandidaten in den Bundestag ein. Drei davon kommen direkt aus dem Landkreis.
Martina Stamm-Fibich  feierte bei der SPD-Wahlparty im Erlanger E-Werk. Christian Bauriedel


Auch am Morgen nach der Wahlnacht, ist die Stimmung bei SPD-Kandidatin Martina Stamm-Fibich noch gedämpft. Eigentlich könnte sie sich ja freuen. Sie hat mit Listenplatz 14 den Wiedereinzug ins Parlament geschafft. Mehr oder minder knapp. Ab Platz 18 wäre es für sie aus gewesen.

Ja, sie freue sich natürlich über ihren persönlichen Erfolg. Doch angesichts der Verluste, die die SPD insgesamt hinnehmen müsse, wolle eine ausgelassene Stimmung bei ihr nicht aufkommen. "Ich habe schon eine Träne im Auge", sagt Stamm-Fibich. Vor allem, wenn sie an die vielen Kollegen denke, die ihren Platz in der Fraktion räumen müssen. Resignation hört man heraus, wenn sie die Gründen des Absturzes der SPD sucht. Egal, wie engagiert man sich im Wahlkampf abrackert, mit Wählern ins Gespräch kommt, Termine wahrnimmt: "Als fleißige Abgeordnete können Sie vielleicht drei Prozent ihres Ergebnisses selbst beeinflussen." Der Rest sei davon abhängig, wie die allgemeine Stimmung gegenüber der eigenen Partei gerade ist. Und bei der SPD sei diese eben schlecht gewesen. "Eine bittere Erkenntnis", so Stamm-Fibich. Aber sie wolle nicht jammern. "Es ist, wie es ist."

5,3 Prozent hat Stamm-Fibich im Wahlkreis im Vergleich zur letzten Wahl eingebüßt. Sie kratzte diesmal nur knapp an der 20-Prozent-Grenze. Im Landkreis lag sie sogar knapp darunter. Bei der Zweitstimme verliert die SPD sieben Prozent im Vergleich zu 2013.

"Man kann sich nicht vom landes- und bundesweiten Trend abkoppeln", sagt Stefan Müller. Am Tag nach der Wahl betont er aber noch einmal: "Ich freue mich persönlich und für die CSU, dass wir unsere zwei Ziele erreicht haben." Dies sei gewesen, den Wahlkreis zu holen und stärkste politische Kraft zu werden. Das liege auch am Engagement der vielen Helfer in den Ortsverbänden. "Ich habe großen Elan und Idealismus erlebt. Von Politikverdrossenheit war bei den vielen jungen Leuten nichts zu spüren."

Doch auch der CSU-Kandidat, der mit seiner fünften erfolgreichen Kandidatur eigentlich fest im Sattel sitzt, musste stark Federn lassen. Zwar fährt er mit 42,66 Prozent ein respektables Ergebnis ein. Er hat deutlich weniger verloren als so manch CSU-Kollege in Bayern. Doch bleiben im Vergleich zur letzten Wahl auch bei ihm ganze 5,8 Prozent auf der Strecke. Bei der Zweitstimme gibt es mit sechs Prozent ähnliche Verluste. Wo sind die hin?

Zur AfD, zur FDP, manche vielleicht zu den Grünen, sagt Müller. Zudem habe es eine höhere Wahlbeteiligung gegeben. Er habe keine detaillierte Analyse zur Wählerwanderung in seinem Wahlkreis, betont Müller am Tag nach der Wahl. Aber es verhalte sich sicher nicht anders, wie in anderen Regionen auch. Tatsächlich konnten die kleineren Parteien, also Grüne (plus 2), FDP (plus 4,6), Linke (plus 3,2) und AfD (plus 5,3) dazugewinnen. Ähnlich verteilt sich das bei den Erststimmen.

Paul Podolay holte als Direktkandidat für die AfD aus dem Stand fast acht Prozent. Und das, obwohl er nicht im Landkreis, sondern in München wohnt. Über die AfD-Bayernliste zieht Podolay nun in den Bundestag ein.


Dassler ist drin

Eine "echte" Landkreiskandidatin, die neu ins Parlament kommt, ist Britta Dassler (FDP). Sie feierte am Sonntagabend im "Dasslers" in der Herzogenauracher Hauptstraße gemeinsam mit ihrer Familie sowie Parteifreunden und Unterstützern. Am nächsten Morgen ging es dann schon gleich nach Berlin, in das Hans-Dietrich-Genscher-Haus, wo sich eine gut gelaunte Partei zur ersten Sitzung traf. Vormittags der Bundesvorstand, am Nachmittag die Fraktion.

Bei beiden Besprechungen war die Herzogenauracherin mit dabei. Gefahren wurde sie von Sohn Alex mit dem Auto, aber nicht nur die Mutter, sondern noch zwei weitere Mitstreiter.

Denn auch Uli Lechtel aus Regensburg und Thomas Hacker aus Bayreuth, der frühere Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, sind im neuen Bundestag vertreten und so bildete das fränkisch-bayerische Trio eine Fahrgemeinschaft. Ein erster ökologischer Fingerzeig für eine Jamaika-Zusammenarbeit mit den Grünen?

Am Abend sollte es dann wieder zurück gehen nach Herzogenaurach, und heute weiter nach München, wenn der Landesvorstand tagt. Aufregende erste Tage für eine aufstrebende neue Abgeordnete. Freilich ist das alles kein komplettes Neuland: "Ich habe mich riesig gefreut, dass es zwölf Kandidaten aus Bayern geschafft haben", sagte Dassler.