Erlangen: Friseur schneidet Obdachlosen gratis die Haare - weil er weiß, was arm sein bedeutet
Autor: Ralf Welz
Erlangen, Montag, 10. Oktober 2022
Obdachlose erhalten von einem Erlanger Friseur einen kostenlosen Haarschnitt. Andere Bedürftige kriegen einen Nachlass. "Weil ich damals arm war, konnte ich auch nicht zum Friseur gehen", erklärt der junge Mann.
- Erlangen: Junger Friseur schneidet Obdachlosen gratis die Haare
- "Nicht jeder hat Geld": Einstiger Geflüchteter will etwas zurückgeben
- Kunden mit wenig Geld kriegen Nachlass - 26-Jähriger erklärt sein Motiv
- "War damals auch arm": Kinder erhalten bei Friseurbesuch Geschenk
In Erlangen beweist ein junger Friseur regelmäßig sein Herz für bedürftige Menschen: So schneidet Shahin Mousa etwa Obdachlosen kostenlos die Haare. "Für ihre Hunde gebe ich ihnen manchmal auch fünf bis zehn Euro mit, damit sie Futter kaufen können", berichtet der 26-Jährige im Gespräch mit inFranken.de. Auch andere Menschen, denen es finanziell nicht gut geht, erhalten demnach einen Nachlass bei ihrem Friseurbesuch.
Erlanger Friseur (26) will etwas zurückgeben: "Nicht jeder hat Geld fürs Haareschneiden"
"Nicht jeder hat Geld fürs Haareschneiden", betont der junge Erlanger Friseur in Hinblick auf seine Motivation. Ein normaler Haarschnitt kostet in seinem Salon in der Inneren Brucker Straße demnach 20 Euro. "Erst vor Kurzem war ein Junge zwischen 14 und 18 Jahren da", schildert der gebürtige Kurde sein jüngstes Erlebnis. "Er hat nur zehn Euro gehabt. Da habe ich gesagt: Das ist okay, kein Problem."
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Mousas Beweggrund für seine Großzügigkeit ist ihm zufolge seiner eigenen Lebensgeschichte geschuldet. "Ich bin 2010 mit meiner Mutter und meinen Geschwistern von Syrien in den Irak geflüchtet. Da war ich 14 Jahre alt." Seit 2016 lebt Mousa inzwischen in Erlangen. "Ich hatte überhaupt kein Geld", erinnert er sich. "Weil ich damals arm war, konnte ich auch nicht zum Friseur gehen."
Seit 2019 betreibt der ehemalige Geflüchtete seinen eigenen Friseursalon, zunächst in Bahnhofsnähe. "Den aktuellen Laden habe ich seit September 2020", sagt Mousa im Gespräch mit inFranken.de. Neben den Bedürftigen sind ihm auch seine kleinen Kunden ein großes Anliegen. "Manche Kinder haben Angst vorm Haareschneiden und weinen", berichtet der 26-Jährige. "Für sie gibt es immer ein Geschenk." Dieses bekämen sie, wenn für sie alles überstanden sei. Mousa will nun jenen Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie ihm selbst inzwischen. Das Motto des Erlanger Friseurs: "Man darf seine Vergangenheit nicht vergessen, wenn man sich eine Zukunft aufbauen will."