Erlangen: Freund wartete "Ewigkeiten" auf Spenderorgan - Tätowierer startet besondere Aktion
Autor: Manuel Dietz
Erlangen, Montag, 27. Mai 2024
Der Erlanger Tätowierer Raoul Düsing veranstaltet in seinem Studio "Seelenschnitt" im Juni einen besonderen Aktionstag, um auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen. Das habe auch einen persönlichen Hintergrund.
Das Thema Organspende liegt dem Erlanger Tätowierer Raoul Düsing am Herzen. Das will er bei einer besonderen Aktion am 7. Juni 2024 in seinem Studio "Seelenschnitt" unterstreichen. "Ich finde das Thema sehr wichtig", erklärt er gegenüber inFranken.de. "In Deutschland haben wir nach wie vor ein etwas schwieriges Verhältnis zur Organspende", so Düsing. "Dadurch gibt es aktuell eine enorme Diskrepanz zwischen der Zahl derer, die auf eine Organspende warten und der Anzahl der Spender".
Das bestätigen auch die Zahlen. Die Zahl der Organspenden in Deutschland hatte zuletzt einen Tiefpunkt erreicht. Demnach gab es im vergangenen Jahr nur 869 Spender, während rund 8500 Menschen auf den Wartelisten für ein Organ stehen. Das führe teilweise zu horrenden Wartezeiten für Menschen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Wie Düsing erklärt, sei es deshalb enorm wichtig, dass mehr Menschen zu Spendern werden. Inwieweit eine Organspende ein Leben verändern kann, wisse er nämlich aus erster Hand.
Erlanger Tätowierer will für Organspende sensibilisieren: Freund hatte jahrelang auf Spenderniere warten müssen
"Ein Freund von mir hat Ewigkeiten auf eine Spenderniere gewartet", erklärt der Tätowierer im Gespräch mit inFranken.de. Wie lange genau könne er nicht sagen. "15 bis 20 Jahre waren es aber bestimmt", so Düsing. Dadurch habe er aus nächster Nähe mitbekommen, mit welchen Einschränkungen und mit welchem Leid eine so lange Wartezeit verbunden sei.
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"Das war immer Thema, weil er zum Beispiel nicht einmal verreisen oder die Stadt verlassen konnte", so Düsing. "Er musste immer darauf achten, dass er innerhalb von einer Stunde in der Klinik sein kann, falls plötzlich eine Spenderniere da ist", berichtet er. In so einem Fall müsse man nämlich schnell reagieren. "Sonst kommt der Nächste auf der Warteliste dran und die Warterei beginnt womöglich von vorne", so Düsing. "Ständig dazusitzen und zu warten, nur um für den Fall der Fälle abrufbar zu sein, stelle ich mir schrecklich vor".
Im Falle seines Freunds sei glücklicherweise alles gut gegangen. Nach Jahren des Wartens habe er schließlich eine Spenderniere bekommen. "Sein Leben hat sich dadurch maßgeblich verbessert, er konnte dann auch zum ersten Mal in seinem Leben reisen", berichtet Düsing. Auch aufgrund dieser persönlichen Geschichte habe er sich dazu entschieden, einen besonderen Aktionstag zu starten.
Tattoo soll Thema "in die Mitte der Gesellschaft" rücken - "kleine Möglichkeit unseren Beitrag zu leisten"
Wie Düsing erklärt, werden er und seine Kollegen im Studio "Seelenschnit" in der Mittleren Schulstraße 7 am 7. Juni 2024 ab 10 Uhr den ganzen Tag lang kostenlos und ohne Termin das "OPT.INK" genannte Organspende-Tattoo stechen. Die Idee für das Tattoo hatte der Verein "Junge Helden", der sich nach eigenen Angaben bereits seit 20 Jahren um Aufklärung besonders bei jungen Menschen bemüht. Auch einige Bundestagsabgeordnete hatten sich das Tattoo kürzlich stechen lassen.
"Mit diesem Tattoo haben wir als Tätowierer zumindest eine kleine Möglichkeit unseren Beitrag zu leisten und dahingehend etwas zu bewirken", erklärt Düsing. "Wenn ein Tattoo an einer sichtbaren Stelle gestochen wird, dann regt das zu Gesprächen an", so der Tätowierer. "Und je mehr darüber gesprochen wird, desto mehr rückt das Thema auch in die Mitte der Gesellschaft".