"Seid nicht so dumm wie ich": Ex-Impfverweigerer lag im Corona-Koma, jetzt ruft er zum Impfen auf
Autor: Ralf Welz
Erlangen, Samstag, 11. Dezember 2021
Nach einer schweren Corona-Erkrankung ruft ein früherer Impfskeptiker nun aktiv zur Schutzimpfung auf. "Mensch, Leute, lasst euch impfen", appelliert der 46-Jährige aus Mittelfranken. "Seid nicht so dumm wie ich."
- Nach lebensgefährlicher Corona-Infektion: Einstiger Impfverweigerer ruft zum Impfen auf
- 46-Jähriger aus dem Kreis Roth rang zuvor im Universitätsklinikum Erlangen mit dem Tod
- "Dachte, da erwischt mich eh nichts": Familienvater wollte sich selbst nie impfen lassen
- Nun ruft Peter Mann jedoch in einer Video-Kampagne eindringlich zum Impfen auf
Eine Corona-Impfung kommt für Peter Mann aus Unterrödel (Landkreis Roth) lange nicht infrage. Zu groß ist seine Skepsis in Hinblick auf den Impfstoff. Als er selbst beinahe an Covid-19 stirbt, setzt bei ihm ein Umdenken ein. Um anderen das durchlebte Leid zu ersparen, fungiert der einstige Impfverweigerer inzwischen gar als Gesicht einer Kampagne des bayerischen Gesundheitsministeriums. "Ich wollte mich nie impfen lassen, aber ein zweites Mal möchte ich das nicht erleben", betont er in einem Youtube-Video: "Mensch, Leute, lasst euch impfen. Seid nicht so dumm wie ich."
Unterrödel: Vierfacher Familienvater (46) schwer an Corona erkrankt
Peter Manns Sinneswandel nimmt Anfang September seinen Lauf. Der vierfache Familienvater infiziert sich mit dem Coronavirus. Die Ansteckung verläuft ihm zufolge zunächst beschwerdefrei. "Ich habe mich anfangs noch gefreut, weil ich dachte: Super, ich habe eine Urlaubsverlängerung", erzählt der 46-Jährige inFranken.de. Seinen Kumpels schickt er sogar Fotos, wie er im hauseigenen Swimmingpool auf der Luftmatratze liegt und chillt. "Am dritten Tag sind dann allerdings die Symptome gekommen", berichtet Mann. "Ich hatte Atemnot, Husten und Fieber. Das wurde immer schlechter."
Für den Franken, der als Pflasterer im Straßenbau arbeitet, laut eigener Schilderung eine völlig neue Erfahrung. "Ich war bei Wind und Wetter draußen und war nie krank." Binnen kurzer Zeit verschärft sich sein Gesundheitszustand nun allerdings dermaßen, dass ihn ein Krankenwagen schließlich in die Kreisklinik Roth bringt. Dort diagnostizieren die Ärzte eine Lungenentzündung. Weil seine Krankheitswerte sehr schlecht sind, wird er nach vier Tagen ins Universitätsklinikum Erlangen verlegt. "Da habe ich zum Glück einen Platz bekommen."
Weil er weder raucht noch trinkt und zudem regelmäßig Sport treibt, hat er sich vor einer Corona-Infektion zuvor nicht gefürchtet. "Ich war immer gesund. Ich glaube, in den letzten 15 Jahren habe ich nie eine Grippe gehabt. Keine Erkältung - nichts", resümiert Mann. "Deswegen war ich der Meinung, dass ich ein gutes Immunsystem habe." Aus diesem Grund lässt sich Mann auch nicht gegen Corona impfen. "Ich war so fit, dass ich dachte: Da erwischt mich eh nichts."
Früherer Impfskeptiker ringt im Universitätsklinikum Erlangen mit dem Tod
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: "Wir waren zuerst sehr vorsichtig", sagt Mann mit Blick auf den vergleichsweise neuen Covid-19-Impfstoff. Für ihn und seine Frau kommt eine Schutzimpfung lange Zeit nicht infrage. "Wir haben gesagt: Wir warten erst einmal ab und schauen uns das an." Der 46-Jährige bezeichnet sich und seine Frau im Nachhinein als Impfskeptiker. "Wir waren aber keine Impfgegner", betont er zugleich. "Aber wir waren der Impfung gegenüber skeptisch. Das kann man so sagen."
"In Erlangen hat mir der behandelnde Arzt gesagt: 'Herr Mann, Ihre Werte sind so schlecht, Sie müssen sofort ins künstliche Koma.' Das war für mich der größte Schock." Die Mediziner schlagen dem 46-Jährigen zugleich eine Therapie mit angereicherten Antikörpern von Corona-Genesenen vor. Mann willigt umgehend in die neue Behandlungsform ein. "Da habe ich mich ganz auf die Ärzte verlassen. Ich war sehr ängstlich, weil es mir so schlecht gegangen ist", berichtet er. "Das Medikament hat mir das Leben gerettet, glaube ich."