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Erinnerung an die Badeanstalt an der Aisch


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 12. August 2015

Früher haben die Höchstadter sich in einer Badeanstalt an der Aisch abgekühlt. Zwar nicht im Fluss, aber in einem Badesee soll bald wieder naturnah geplanscht werden können. Es sieht jedoch so aus, als ob der Plan eher versandet.
Schon in den Dreißigerjahren gab es schicke Bademode. Auf diesem Bild aus dem Stadtarchiv Höchstadt sind Badegäste in der alten Badeanstalt in Höchstadt zu sehen. Foto: Stadtarchiv Höchstadt


"Na, für die Dreißigerjahre war die Bademode schon ganz schön schick", sagt Sebastian Schmidt, Historiker und Leiter des Heimatmuseums Höchstadt. Er hält ein Dia, das er aus dem Stadtarchiv geholt hat, gegen das Licht. Lange bevor sich Teenager mit Smartphones beim Sonnen fotografieren, entstanden die Aufnahmen. Ort: die Badeanstalt an der Aisch.

Bis Anfang der 40er Jahre wurde in der Anlage im Engelgarten gebadet. Zuerst nahe der Mühle, später in einem aufwendiger angelegten Areal, dort, wo Richtung Lonnerstadt die Aisch eine Linkskurve macht. "Die erste Anstalt war nicht viel mehr als eine Scheune. Unten eine Öffnung, durch die man über eine Treppe in die Aisch gelangte", sagt Andreas Kölbl. Der 79-Jährige war lange Jahre der Leiter der Wasserwacht. Er hat sich viel mit der Badeanstalt beschäftigt. Zur Tausendjahrfeier in Höchstadt 2003 baute er ein hölzernes Modell davon.



Selbst erlebt hat Kölbl die Anlage nicht. Er kam erst in den 60er Jahren nach Höchstadt. Schon 1941 zerstörte ein Sturm die Badeanstalt mit Umkleiden, Sprungbrett und Plumpsklo. Sie wurde nie wieder errichtet.


In den 70ern kam das Chlor

Danach gab es erst einmal keine öffentliche Einrichtung zum Baden mehr, aber das hieß nicht, dass nur geschwitzt wurde, ohne sich abzukühlen. "Wir sind schon immer mal in einen Weiher gehüpft", sagt Kölbl. Auch in der Aisch ist er damals geschwommen. Mit dem Hallenbad gab es ab 1972 und mit dem Freibad ab 1978 die Möglichkeit, im gechlorten Wasser zu baden. Nur noch Wenige nutzen seitdem die Weiher oder gar die Aisch für eine Erfrischung.


Idee: ein Badesee an der A3

Das soll sich aber bald ändern. Für die Naherholung wäre ein Badesee eine hervorragende Sache, sagt Bürgermeister Gerald Brehm (JL). So sei einerseits der Weiher in Kieferndorf eine Option, da dieser schon früher von Badenden genutzt wurde. Aber auch die Sandgrube an der A3-Ausfahrt Höchstadt-Ost böte einen Ort für einen Badesee.

Trübe Sicht, Wasserpflanzen, schlammiger Boden: "Für viele ist es gewöhnungsbedürftig, in einem Weiher zu schwimmen. Die Leute heute sind verwöhnt vom Schwimmbad", sagt Martin Oberle vom Institut für Fischerei. Den Fischen würden die Badegäste wenig ausmachen. Dann schon eher den Teichwirten. Oberle betont, dass nach dem Wassergesetz zwar Gewässer dem Gemeingebrauch unterliegen. Das Baden in Weihern der Fischzucht, ohne den Besitzer zu fragen, sei jedoch nicht erlaubt. Auch Oberle findet die Idee charmant, in der Baggergrube an der A3 einen Badesee einzurichten.

Bei der Firma A. Roth, die das Sand- und Kieswerk zwischen Gremsdorf und Adelsdorf betreibt, ist man skeptisch. "Als Folgenutzung ist der Naturschutz vorgesehen", sagt Carsten Stadelmann, einer der Geschäftsführer. Das sei von den Behörden beschlossen worden. Die Firma A. Roth plane zudem, noch 20 bis 25 Jahre rund um das Areal aktiv zu sein.

In etwa acht Jahren werde man auf der anderen Seite der Autobahn mit dem Aushub von Sand beginnen. Dann werde die bisherige Grube rekultiviert. Schließlich sei auch die nahe gelegene Aisch Naturschutzgebiet, betont Stadelmann. Und mit Badegästen während dem laufenden Betrieb habe man schlechte Erfahrungen gemacht. So etwa in Unterstürmig, wo das Unternehmen auch eine Grube hat. Überhandnehmende Lagerfeuer, Vandalismus, Verschmutzungen seien die Konsequenz gewesen. Stadelmann vom Sandabbau rät, sich ein anderes Areal zu suchen.


"Eine super Wasserfläche"


Also doch kein Badesee zwischen Adelsdorf und Höchstadt? Oberle sieht zumindest das Argument des Umweltschutzes nicht als unüberwindbar an: "Es wäre bestimmt möglich, Natur- und Vogelschutz mit der Naherholung unter einen Hut zu bringen." Es könne eine Zonenregelung geben, die den See in einen Angel-, einen Brut- und einen Badebereich einteilt. "Das ist eine super Wasserfläche", sagt Oberle.

Fakt ist, dass die Firma A. Roth mitziehen müsste, damit die Idee "Badesee an der A3" nicht versandet. Oder man findet einen anderen Standort, der das naturnahe Baden in Höchstadt wieder reaktiviert. Vielleicht ja sogar eine Badeanstalt im Engelgarten? Auch wenn die Aisch zumindest in diesem trockenen Sommer nicht gerade das reinste Badevergnügen verspricht.