Druckartikel: Erfrischungsgetränke aus Mühlhausen

Erfrischungsgetränke aus Mühlhausen


Autor: Pauline Lindner

Mühlhausen, Montag, 13. Mai 2013

Seit 1908 produziert Winella in Mühlhausen Erfrischungsgetränke. Die Renner sind Apfelschorle , Cola-Mix und stilles Wasser aus der Ebrachtalquelle.


Afri-Cola und Bluna - Älteren sind die beiden Marken von Erfrischungsgetränken sicher noch bekannt. Den typischen Cola-Geschmack gibt es noch - als Winella-Cola. Als früherer Lizenznehmer der Firma Bluna in Köln erhält der Erfrischungsgetränkehersteller in Mühlhausen immer noch den Afri-Cola-Grundstoff.
Ein ganz andere Art von Nostalgie hat Cornelia Wichert, die Urgroßenkelin des Firmengründers Sebastian Wichert, erst kürzlich erlebt. In einer aufgelösten Gaststätte fanden sich zwei Zitronenlimonade-Flaschen ihrer Firma. Abfülldatum: 1996.



Cornelia und ihr Ehemann Siegfried testeten die eine. "Sie hatte nicht mehr so viel Kohlensäure, aber war keineswegs verdorben", berichtet sie und kommt zu einem für sie sehr wichtigen Thema: Haltbarmachen von Getränken. "Getränke mit mehr als zwölf Prozent Fruchtsaftgehalt müssen haltbar gemacht werden. Wir pasteurisieren sie.

Deshalb verwenden wir nur Glasflaschen und Metallverschlüsse."

Reinigung und Abfüllung sind vollautomatisch
Das erklärt den ohrenbetäubenden Lärm in der Abfüllhalle. Die Flaschen klingeln ganz schön aneinander, wenn sie auf den Spezial-Förderbändern von der Spülmaschine zum Abfüllrondell und weiter über die Etikettiermaschine zu einem Stapelplatz , von dem "Greifarme" eine ganze Flaschenbatterie in Kästen heben. 60 000 Flaschen machen pro Tag diese Runde. 30.000 Liter. Von der leeren Flasche im Kasten bis zur neu gefüllten im Kasten laufen alle Vorgänge vollautomatisch ab.

Doch Menschen sind hier nicht überflüssig. Eine junge Frau sitzt neben einem Leuchtschirm. Ihn müssen alle frisch gespülten Flaschen passieren. Hinge einer noch eine Spur Verschmutzung an, würde das Gerät Alarm schlagen. Zusätzlich hat noch die Frau die klickernde Flaschenreihe im Auge und könnte notfalls zugreifen.
Den nächsten "Wächterposten" hat Siegfried Wichert inne. "Wir füllen gerade Cola ab. Das schäumt leicht", sagt er und greift nach einer Flasche, die deswegen weniger voll ist als die andere, und stellt sie zur Seite.

"Der Renner bei den Cola-Getränken ist unser Cola-Mix", sagt Cornelia, als die Abfüllerei von Cola auf Cola Light wechselt. "Und der andere ist unsere Apfelschorle." 55 Prozent Fruchtsaftgehalt hat sie. Muss also pasteurisiert werden. Plastik-Flaschen und auch Plastikverschlüsse halten die dazu nötige Temperatur nicht aus. Da geht es nur mit Konservierungsstoffen. Üblich sind sogenannte Schwindstoffe, die sich tatsächlich in kurzer Zeit abbauen und deshalb nicht deklariert werden müssen.

"PET-Flaschen werden als Rohlinge geliefert", sagt Cornelia und beschreibt mit de r Hand ein spannenlanges Objekt. Kurz vor der Produktion werden die Winzlinge aufgeblasen und innen wie außen antiseptisch besprüht, erklärt die Fachfrau, die aus eigener Erfahrung die Leiden eines Allergikers kennt.
Plastikflaschen passen auch nicht so recht dazu, dass Winella seit 2008 bio-zertifiziert ist.

Birne, Kirsch und Nektarine
Der ruhige Sirupraum ist das Reich von Siegfried. Hier bereitet er aus Grundstoff, Fruchtsaft und Gewürzen diverse Getränkemischungen vor. Cornelia öffnet eine Flasche. Birnenduft ist sofort wahrzunehmen. "Das ist unser Dream on, aus Birne und Pflaume mit 30 Prozent Frucht", erklärt sie. "Das ist doch was für Frauen",ergänzt sie und öffnet die nächste Flasche mit einer dunkelroten Flüssigkeit: 12 up steht auf dem Etikett und drinnen ist ein Getränk aus Apfelsaft und Kirsch. "Und das hier wird aus Orangen und Nektarinen hergestellt. Mit Sekt aufgefüllt bietet das eine Gaststätte als Hauscocktail an", zeigt sie Beispiele aus der Produktion.

Von der Menge her sind diese verlockenden Getränke Randerscheinungen. Was an Neuheiten auf den Markt kommen, erfährt sie alljährlich bei der Fachmesse in Nürnberg. Und wählt mit Bedacht aus.

Denn jede neue Mischung im Sortiment bringt erst einmal Kosten mit sich: für Werbung und für Etiketten, zum Beispiel.Und ein Renner erweist sich ab und an schon nach kurzer Zeit als Flopp. Wie die
Grüne-Apfel-Limonade. "Die ging zuerst reißend weg; doch nach ein paar Monaten war die Luft draußen. Die Leute hatten sich daran wohl über getrunken", erzählt Cornelia. Franken sind nun mal konservativ. Das spürt man offenbar auch beim Getränkegeschmack. Gut, dass es bei Winella auch Wasser gibt. "Aus der Ebrachtalquelle. Die hat ständig überprüfte Mineralwasserqualität", sagt Cornelia und verrät dann doch einen Geschmackswandel. War früher nur spritziges Wasser mit Kohlensäure gefragt, sind heute zwei Drittel der Flaschen mit stillem Wasser gefüllt.