"Er bleibt für mich ein Heiliger Vater"
Autor: Johanna Blum
Höchstadt a. d. Aisch, Samstag, 02. März 2013
Mit einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche nahmen die Gläubigen in Höchstadt Abschied von Papst Benedikt XVI.
Glockengeläut und ein Moment des stillen Gebets genau um 20 Uhr brachte das Ende eines bedeutenden Pontifikats am Donnerstag zum Ausdruck. In einem feierlichen Gottesdienst in der St.-Georgs-Kirche verabschiedeten sich die Gläubigen, darunter auch viele der über 500 Menschen, die schon einmal in organisierten Pilgergruppen nach Rom gereist waren.
Zum Schluss erklang das Lied mit dem Text aus der Antrittspredigt des nun emeritierten Papstes: "Wer glaubt, ist nie allein", im Wechsel gesungen mit dem Kirchenchor unter der Leitung von Friedrich Kirschner, begleitet an der Orgel von Wolfgang Först.
Ein großes Aufgebot von Ministranten sowie Kaplan Grzegorz Grinn und der Diakon von Schlüsselfeld, Georg Paszek, war zusammen mit Dekan Kilian Kemmer um den Altar versammelt. "Aus Respekt für das Wirken des Heiligen Vaters haben wir uns heute Abend versammelt.
"Als der Papst seinen Rücktritt vom Petrusdienst und vom Römischen Bischofsamt am 11. Februar ankündigte, war dies für alle ein überraschender Schritt", hörten die Gläubigen in der Predigt. "Für diese Entscheidung wurde ihm von allen Seiten Respekt bekundet, und plötzlich setzte auch aus unerwarteten Richtungen eine Würdigung seiner Lebensleistung und seines Pontifikats ein. Die Amtszeit Papst Benedikts XVI. war wohl innerkirchlich gesehen die schwierigste seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Er erkannte, dass sich die Kirche erneuern muss, und so versuchte er, als Sämann auf allen Feldern das Saatgut des Glaubens auszustreuen, Samenkörner aus einer Bio-Kultur mit 2000-jähriger Tradition und äußerst fruchtbarer Wirksamkeit."
Die Gläubigen lauschten gebannt den Worten des Dekans und dieser fuhr fort: "Mit 78 Jahren in das höchste kirchliche Amt gewählt, wollte Papst Benedikt eigentlich kein Reisepapst und kein ,eiliger Vater' werden. Aber der Notwendigkeit folgend bereiste er alle fünf Kontinente und trug die wegweisenden Worte seiner Enzykliken vor Ort vor. Er wusste, dass nach katholischem Amtsverständnis der Petrusdienst nicht auf Zeit verliehen werden kann, noch kann der Nachfolger Petri nach den demokratischen Strukturen periodisch gewählt werden", erklärte er den Gläubigen.
"Beim großartigen Konzert in Castel Gandolfo im Sommer 2011 waren wir dem Heiligen Vater schon recht nahe gekommen, und dann berührt mich dieser Abschied noch stärker", erzählte eine Rompilgerin von damals.
"Gewiss zehrten die bekannt gewordenen Missbrauchs affären, der "Vatileaks"-Skandal und die Bemühungen um die Rekonziliation der Pius-Brüder und die wahnwitzige Williamson-Tragödie massiv an den Kräften des Papstes", betonte der Dekan. "Mehr Diskretion hätte der Gesundheit des Papstes sehr genutzt."
"Gebe Gott ihm für die noch verbleibende Zeit die Kraft, weiterhin Segensreiches für seine und unsere Kirche zu schaffen. Für uns ist er natürlich nicht mehr der Papst. Doch er bleibt immer für mich ein Heiliger Vater", sagte Kemmer.