Bürgermeister Hacker machte deutlich: Klimaschutz ist "ein Muss, wir haben keine Wahl". Dennoch gab es Kritik am EEA-Verfahren.
Noch bevor sich der Stadtrat in seiner letzten Sitzung an das dicke Paket Haushalt machte, stand der European Energy Award (EEA) auf der Tagesordnung, mit dem Bericht über das Goldaudit und dem Maßnahmenplan für 2018. Mit frischer Energie machten sich die Stadträte an eine Debatte, die durchaus emotional geprägt war. So sehr sich die Räte auch über Gold freuen, so kritisch sind auch manche Haltungen hierzu.
Stephan Wirth (CSU) entfachte das Feuer, obwohl er das gar nicht im Sinn hatte, wie er feststellte. Er wolle die Teilnahme Herzogenaurachs doch gar nicht grundsätzlich infrage stellen, erklärte er. Aber man müsse das auch nutzbringend machen, und nicht einfach aus Prinzip, erklärte er seine Kritik zu Beginn der Sitzung. Da hatte er darauf hingewiesen, dass Klima kein Aspekt sein könne, das man lokal betrachten kann. Die Teilnahme an Kommunen in Deutschland liege unter zehn Prozent. "So toll ist das alles nicht", fand Wirth.
Und fing sich den heftigen Protest der grünen Stadträtin Retta Müller-Schimmel ein: "Da bleibt mir doch die Luft weg!" Natürlich müsse
Herzogenaurach sich da engagieren, denn "nur Menschen, denen es gut geht, können Verantwortung übernehmen", stellte sie fest. Und schickte eine rhetorische Frage hinterher: "Hab ich denn nur Unsinn gemacht in meinem Leben?"
Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Curd Blank stellte fest, dass Herzogenaurach für den Landkreis schon eine maßgebliche Vorbildfunktion habe. So ähnlich, wie Bayern Vorreiter für Deutschland sei. Man müsse aufzeigen, wie Klimaschutz geht.
Konrad Körner (CSU) war eher skeptisch. Das Konzept des EEA sei schon mit viel Aufwand verbunden. Aufgaben wie das Car-Sharing seien schon "furchtbar nett", fänden aber halt nur eine geringe Akzeptanz. Aber auch Körner weiß: "Natürlich muss man sich was überlegen, wenn man Gold bestätigen will." Das Car-Sharing aber sei eher was für große Städte wie Nürnberg oder München. In Herzogenaurach werde das aber wohl nie den erhofften Anklang finden.
Körner Kritik fand der EEA auch grundsätzlich. Da werde gefordert, dass ständig Richtlinien geschrieben würden. Dieser bürokratische Aufwand sei für eine Stadt in der Größenordnung wie Herzogenaurach "absoluter Quatsch". Und: "An den Richtlinien darf man zweifeln."
Sein Fraktionskollege Franz-Josef Lang ergänzte, dass für Deutschland eine Klimakatastrophe drohe, man im Kleinen aber manche Sachen überlegen sollte. Wenn man die Straßenbeleuchtung auf LED umrüste, spare das freilich Energie. Andererseits schaffe das aber eine neue Lichtverschmutzung, behauptete Lang.
Bürgermeister German Hacker (SPD) holte die Diskutierenden auf den Boden zurück. "Wir haben keine Wahl", sagte er. "Es ist ein Muss!" Denn ohne Klimaschutz "stirbt der Planet einen üblen Tod". Hacker betonte zum Engagement der Stadt Herzogenaurach und deren Maßnahmen: "Es ist richtig, das zu tun." Auch wenn man wisse, dass sich manch ökologischer Einsatz auch gar nicht rechnen werde.
Der Stadtrat stimmte bei zwei Gegenstimmen dem Maßnahmenkatalog für 2018 zu und nahm die Ergebnisse aus dem Gold-Audit zur Kenntnis. Diese waren zuvor von der städtischen Klimaschutzbeauftragten Mignon Ramsbeck-Ullmann vorgetragen worden.
Energieteam Der European Energy Award ist ein Instrument zum effizienten Umgang mit Energie und der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien. Aus Vertretern der Verwaltung, der Agenda 21, der Herzo Werke und der Wirtschaft wurde ein Energieteam gebildet. Externer Berater ist ein Vertreter der Energieagentur Mittelfranken.
Arbeit Auf Basis einer umfangreichen Bestandsaufnahme hat das Energieteam den Maßnahmenkatalog für 2018 erarbeitet, informiert die Verwaltung.
Gold Im externen Audit 2017 wurde die erforderliche Punktezahl zur Gold-Auszeichnung erreicht. Eine externe Re-Zertifizierung ist 2021 erforderlich.