Ekelbilder auf Zigarettenschachteln: Meinungen aus Höchstadt
Autor: Sabine Memmel
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 27. Mai 2016
Zigarettenfirmen müssen künftig Fotos von verfaulten Zähnen, kranken Lungen und Krebsgeschwüren auf ihren Schachteln drucken.
Schwarze Zahnstümpfe, verfaulte Raucherbeine, aufgeschnittene Lungen, Krebsgeschwülste oder sogar eine zugedeckte Leiche - diese Schockbilder sollen Raucher künftig davon abhalten, sich eine neue Zigarettenpackung zu kaufen. Noch sind die Fotos rund um Höchstadt nicht im Regal zu entdecken. Thomas Schmidhuber vom Zigarrenhaus Riegler rechnet aber schon bald damit: "Die Tabakindustrie hat die bisherigen Schachteln vorproduziert. Die neuen Packungen wird es denke ich in vier bis sechs Wochen geben."
Erst diese Woche besuchte Schmidhuber ein Seminar zu dem Thema. Er glaubt nicht, dass sich ein klassischer Raucher von den Ekelbildern abhalten lässt. Trotzdem ärgert er sich über das neue Gesetz: "Es ist ein erster Schritt, dass Menschen in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt werden. Als nächstes kommen Warnhinweise bei Alkohol, Zucker oder Fett."
Schmidhuber fragt sich außerdem, ob diese Bilder zumutbar sind.
Tanja Weschenbach, Assistenzärztin in der innen Abteilung am Kreiskrankenhaus St. Anna, hat bei ihrer Arbeit regelmäßig mit chronischen Lungenerkrankungen zu tun, die durch Nikotinkonsum verursacht wurden. "Die Einsicht kommt leider oft zu spät. Was die Schockfotos auf den neuen Zigarettenschachteln angeht finde ich deshalb: Je schlimmer, desto besser", sagt Weschenbach, die sich selbst als "strenge Nichtraucherin" bezeichnet.
Umfrage:
Paul Neudörfer, ehemaliger Stadtrat und Raucher: "Die können drauf machen, was sie wollen, ich rauch' trotzdem weiter", sagt Paul Neudörfer (69) aus Höchstadt, der seit 50 Jahren raucht. Gerade in seinem Beruf als Pfleger habe er oft gesehen, welche Folgen das Rauchen haben kann. "Das fängt beim schwarzen Fuß an und hört bei Lungenkrebs auf." Aufhören kann er aber nicht. "Zur Zeit sind es 40 Zigaretten am Tag. Ich weiß, wie schädlich es ist. Aber es ist halt eine Sucht."
Fritz Ottlinger, ehemaliger Polizeichef und einstiger Raucher: "Wenn die Schockbilder helfen, junge Leute vom Rauchen abzuhalten, finde ich das eine gute Sache. Das muss man jetzt eben abwarten", sagt Fritz Ottlinger (67). Als Nichtraucher betreffen ihn die Ekelfotos allerdings nicht. An seinem 39. Geburtstag hat Ottlinger das letzte Mal geraucht. "Seitdem hatte ich keinen einzigen Zug mehr. Es ist mir aber nicht leicht gefallen. Ich habe fünf Jahre vom Rauchen geträumt", erinnert er sich.
Klaus Müller, Vorsitzender des Fischereivereins und Nichtraucher: Klaus Müller ist "überzeugter Nichtraucher". Die neuen Ekelfotos auf den Zigarettenschachteln begrüßt er deshalb. "Sie haben eine abschreckende Wirkung und das ist Sinn der Sache." Bei Versammlungen des Fischereivereins legt Müller aus Rücksicht zwar immer Raucherpausen ein, er selbst hält vom Rauchen allerdings überhaupt nichts.