Eiszeit im Herzen von Erlangen
Autor: Nikolas Pelke
Erlangen, Donnerstag, 03. Januar 2019
Auf dem Erlanger Schlossplatz können sich noch bis zum 6. Januar die Schlittschuhläufer austoben.
Oben scheint die Sonne über dem Schlossplatz, unten drehen sich die Erlanger auf Kufen im Kreis. "Ganz schön kalt. Aber zum Glück sind meine Schlittschuhe gefüttert", sagt Sylvia und setzt sich auf eine Bank, um sich gewissenhaft die weißen Schlittschuhstiefel schnüren zu können. "Überhaupt finde ich Eislaufen im Winter toll. Mütze auf, Handschuhe an - und schon kann es losgehen", freut sich Sylvia und zupft sich die warmen Strickstulpen zurecht.
"Als Kinder sind wir im Winter mit unseren Schlittschuhen immer auf gefrorenen Weihern gefahren", erinnert sich Sylvia und ärgert sich über warme Winter ohne Natureis. "Mit dieser Eisbahn hier auf dem Schlossplatz bei ,Erlangen on Ice` lernen auch die Kinder das Schlittschuhlaufen", freut sie sich und verschwindet im Getümmel auf der runden Eisfläche.
Seit sieben Jahren wird rund um Weihnachten im Herzen der Hugenottenstadt die künstliche Eisbahn unter freiem Himmel aufgebaut. Rund 80 000 Euro lassen sich die Stadt und der Erlanger Tourismus- und Marketingverein das Wintervergnügen pro Jahr kosten, um insbesondere die Innenstadt in der Shopping-Hochsaison mit noch mehr Leben zu füllen. Andere Städte wie New York setzen seit Jahren auf das einfache, aber geniale Erfolgskonzept: Winter plus Eis gleich Spaß.
Die Kritik ist verstummt
In Erlangen ist vor sieben Jahren kontrovers über die Idee diskutiert worden. Kritiker prangerten die Eisbahn als Stromfresser an. Andere fürchteten, dass die Eisfläche die historische Kulisse des Schlossplatzes zerstöre. Mittlerweile sind diese kritischen Stimmen offensichtlich unter der Rubrik "Schnee von gestern" abgeheftet. Wer keine Schlittschuhe im Schrank hat, kann sich direkt an der Eisbahn in Erlangen ein paar Kufen ausleihen. "Wir haben Schlittschuhe in allen Größen. Die Gebühr beträgt pro Paar nur drei Euro", sagt Anna und zeigt auf die Regale mit den fein säuberlich aufgereihten Eisflitzern. Auch für die nächste Kundin hat Anna die passende Größe. "Einmal 39, bitte!", sagt die Kundin und schnappt sich die orangenen Flitzer.
"Ich habe meine eigenen Schlittschuhe dabei", sagt Emilia und erzählt stolz, dass sie in diesem Winter bereits zum dritten Mal auf dem Eis steht. "Mit jedem Mal geht es schon viel besser auf dem Eis", sagt ihre Mama und verschwindet mit der Tochter an der Hand auf der Eisfläche. Dort herrscht mittlerweile viel Verkehr. "Ich glaube, wir halten uns erst einmal an der Bande fest", schlägt die Mama vor und Emilia und folgt dem gut gemeinten Ratschlag sofort. Mit zittrigen Knien und wackligen Kufen meistern Mutter und Tochter die ersten Runden.
Nur der Glühwein fehlt
Nach ein paar Hinfallern kullern sogar Tränen. Dann kann sich Emilia eines der begehrten Plastiktiere schnappen, mit denen das Eislaufen kinderleicht funktioniert. "An der Robbe kann man sich super festhalten", freut sich Emilia und flitzt davon. Stefan ist aus Herzogenaurach nach Erlangen gefahren, um mit Tochter Mila (sechs Jahre) und Sohne Silas (zehn Jahre) ein paar Runden über das Eis auf dem Erlanger Schlossplatz zu drehen. "Das ist auf jeden Fall besser als Computerspielen", freut sich Papa Stefan, und Sohnemann Silas nickt.
"Für die Kids ist ein bisschen Bewegung nach den Feiertagen einfach ideal", findet auch Christine, die ihre eislaufenden Kinder von der Bande anfeuert. "Nur der Glühwein fehlt", sagt Stefan und zeigt etwas traurig auf die verschlossenen Holzbuden des zu Ende gegangenen Weihnachtsmarktes. "Aber dafür haben wir jetzt nach Weihnachten mehr Zeit zum Eislaufen. Ich finde es gut, dass ,Erlangen on Ice` die ganzen Ferien geöffnet hat", freut sich Christine, während die Kinder die nächste Runde über das Eis drehen.