Aus für Erlanger Goldschmied "Tresor" nach fast 20 Jahren - "wird sich nicht verbessern"
Autor: Clara Maria Wimmer
Erlangen, Freitag, 08. November 2024
Nach fast zwei Jahrzehnten macht die Goldschmiede "Tresor" in Erlangen dauerhaft zu. Noch wenige Wochen läuft der Räumungsverkauf. Seine Leidenschaft für das Handwerk will der Inhaber damit allerdings nicht aufgeben.
Nur noch wenige Wochen lang wird man in der Erlanger Innenstadt den Goldschmiede-Laden "Tresor" finden. Vor 19 Jahren hat Nicolai El-Mallah das Geschäft gegründet und dort "maßgefertigte Schmuckstücke" gefertigt und verkauft, wie er im Gespräch mit inFranken.de erzählt. "Im nächsten Jahr hätte ich 20-jähriges Jubiläum gehabt", hält der Goldschmied ein wenig wehmütig fest. Doch daraus wird nichts: Aktuell läuft bereits der Räumungsverkauf, noch in diesem Jahr wird El-Mallah seinen Laden dann endgültig schließen.
Warum? Das sei nicht an einem Punkt festzumachen. Zum einen hält der Goldschmied die Location in der Hauptstraße 77 vor dem stadtplanerischen Hintergrund für "problematisch". Seines Erachtens ist dieser Teil der Stadt seit geraumer Zeit vernachlässigt worden. "Stattdessen lag die Priorität in der Südstadt, bei den Arcaden und in der Umgebung". Darum habe sich, so El-Mallah, alles konzentriert, "und das ist etwas, was auf Dauer einfach nicht funktioniert".
Goldschmied "Tresor" in Erlangen vor Schließung - Rabattaktion bis Weihnachten verlängert
"Die Arcaden sind austauschbar. Es gibt keinen Grund mehr für Erlanger oder Menschen aus dem Umland, nach Erlangen zu fahren." Die Stadt habe seines Ermessens nach jedoch ihr gesamtes Geld darauf gesetzt. "Das hat ja auch erst mal gut funktioniert. Aber in der Folge wurde alles andere unwichtig." Zudem fallen auch die Prognosen des Goldschmieds düster aus: "Die Situation wird sich nicht verbessern. Und ich kann jetzt schon sagen, dass auch in den nächsten zehn Jahren hier nichts mehr Gutes passieren wird. Ich selbst gehe dann schon auf die Rente zu", erklärt der 51-Jährige.
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Auch das veränderte Konsumverhalten spiele eine Rolle, was sich eben auch vor allem bei Schmuck, "einem Luxus-Gut", zeige. Das zeigt sich auch trotz des aktuellen Räumungsverkaufs. Bereits seit knapp vier Wochen bietet El-Mallah einen Großteil seiner Waren mit 50 Prozent Rabatt an. "Es läuft allerdings sehr schleppend." Eigentlich wollte der Goldschmied bereits in zwei Wochen schließen, "dabei wird es aber nicht bleiben. Die Resonanz ist so gering, dass ich bis Weihnachten verlängern werde. Aber zum 24. Dezember 2024 ist Schluss - egal, ob der Laden voll ist oder nicht." Bereits seit zwei Jahren müsse der 51-Jährige nach eigener Aussage draufzahlen. "Wenn ich die Geschäftsfläche jetzt vermiete, stehe ich auch finanziell besser da."
Die Immobilie gehöre "zum Glück" ihm selbst. Seine Entscheidung falle ihm außerdem dadurch leichter, dass er seinen Beruf weiterhin ausüben könne: "Ich werde mir im Laufe des Frühjahrs in einem der Zimmer ein Atelier einrichten, mit einem kleinen Platz, wo ich gegebenenfalls Kunden empfangen kann und einer Werkstatt, sodass ich weiter meiner Leidenschaft nachgehen kann. Der goldschmiedische Teil meines Herzens ist damit besänftigt", sagt El-Mallah. Die Kunden - vor allem Stammkunden - seien bereits seit geraumer Zeit informiert. "Von dieser, aber auch von allen anderen Seiten begegnen mir die Leute ausschließlich mit Verständnis." Es gebe zwar künftig keine fertigen Schmuckstücke mehr in der Auslage, "Anfertigungen oder Reparaturen biete ich aber weiterhin an". Mehr Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt findest du hier.