Eine Schutzburg für den Talgrund
Autor: Pauline Lindner
Hannberg, Dienstag, 04. Sept. 2012
Wir stellen die Objekte vor, die nächsten Sonntag beim Denkmaltag im Landkreis ihre Pforten öffnen. Heute ist die Hannberger Wehrkirche dran.
Es sind flache, weite Talmulden, die Lindach, Seebach und Mohrbach durchfließen. Weiher und Ackerflächen bestimmen die Landschaft.An welchem Talrand man auch steht, der massige Hannberger Kirchturm ist als Landmarke zu sehen. Um ihn scharen sich auf der niedrigen Anhöhe nur ein paar Häuser.
Und doch kommt kein Zweifel auf: Das ist der Kirchort zwischen Aisch und Aurach. Das bestätigen auch die dokumentierten Fakten der Entstehungsgeschichte. "Die - nachweisbare- Geschichte unserer Kirche ,Geburt Mariens' beginnt 1384. Es wird eine von unserer Ur-Pfarre Büchenbach gestiftete Kirche - der Katharina geweiht - urkundlich erwähnt.
Danach gibt es noch weitere Bauphasen, davon waren vier sehr prägend, in denen der (Chor-) Turm und das Langhaus umfangreiche Veränderungen erfahren haben.Die sicherlich umfangreichste war in der Zeit der Barockisierung von 1721 - 1725", heißt es im Internetauftritt der Pfarrei.
Am kommenden Sonntag feiert Hannberg das Fest der Kirchenweihe mit Festgottesdienst, Orgelkonzert und Vesper. Zugleich aber klinkt sich die Kirchengemeinde in den Tag des offenen Denkmal sein.
Deshalb wird gegen 10 Uhr, nach dem Ende des Festgottesdienstes und um 16.30 Uhr ein Kirchenführung stattfinden. Das Thema ist Holz.
Das klingt im ersten Moment verwirrend, heftet sich doch ein Eindruck von grauen Steinmassen fest, gleich ob man die Wehrkirchenmauer von außen oder auf der Innenseite umrundet.
"Die Wehranlage, in deren Mittelpunkt unsere Kirche steht entstand in der Zeit zwischen 1461 - 1464.Üblicherweise liegen Kirchenburgen auf einer Anhöhe, etwas abseits des Dorfes. Dieses ist sehr schön bei unserer Hannberger Wehrkirche zu sehen. Durch den Ortsnamen wird dieser Sachverhalt bestätigt.
Hannberg wird 1040 als ,Hagenenberhe' urkundlich erwähnt. Die Bezeichnung ,Hagenenberhe' deutet nämlich auf einen umfriedeten (= gehegten) Ort auf einer leichten Anhöhe (= Berg) hin.Wahrscheinlich ist Hannberg aber bereits im 9. Jahrhundert, im Zuge der Besiedlung des heutigen Franken, als ,Straßenwehr' erbaut worden", heißt es weiter auf der Homepage der Pfarrei.
Für diese frühe Gründungszeit spricht die Tatsache, dass Hannberg bis 1803 zum Bistum Würzburg gehörte. Die ältesten Kirchen westlich der Regnitz wurden durch die Unterfranken gegründet, teilweise lange bevor das Bistum Bamberg durch Kaiser Heinrich gestiftet wurde.
Versuchen wir den beliebten Zeitsprung: Anstelle der Weiher und Äcker liegen versumpfte Talgründe vor dem Reisenden. Wie erfreut muss da mancher gewesen sein, erblickte er als Wegweiser den Hannberger Kirchenberg, vielleicht sogar schon mit steinernem Turm bekrönt.
Zum Schutz vor allem gegen Einfälle der Hussiten errichtete man im 15. Jahrhundert die hohe Ummauerung mit ihren runden Ecktürmen und dem Torhaus.
Bohlen in Ochsenblutrot
Genau hier beginnt auch das Thema Holz. Ochsenblutrot sind die dicken Bohlen gestrichen, die von handgeschmiedeten Bändern zusammengehalten werden. Schwach lassen sich diverse Einkerbungen erkennen. Zahlen? Jahreszahlen? Könnte sein. Denn das hölzerne Tor in die Kirchenburg stammt noch aus der Erbauungszeit.
Die Datierung verdankt man einer wissenschaftlichen Untersuchung. "Die auf diesem Wege gewonnen Erkenntnisse bilden einen Schwerpunkt der Führungen", sagt Kirchenführerin Ulrike Macumbundu. Am Sonntag führt ihr Kollege Dieter Wintrich. Erläutert werden auch die Einzelfiguren und Altäre. Ein Besonderheit ist die Reliquienmonstranz, mit der der Wettersegen erteilt wird. Sie enthält einen Splitter vom Kreuz Jesu.
Auch der Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert kann besichtigt werden. Auf eigene Gefahr, versteht sich. Eine optische Alternative sind die Fachwerkbauten innerhalb des Mauerrings, allen voran der Pfarrhof.