Eine Krypta für den Höchstadter Kellerberg
Autor: Evi Seeger
Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 07. August 2016
Dekan Kilian Kemmer überraschte am Sonntag die Besucher des Gottesdienstes auf dem Höchstadter Petersbecks-Keller mit einer besonderen Idee.
Die Überraschung hatte sich Dekan Kilian Kemmer bis zum Schluss seiner Predigt aufgehoben. Eine "Bergpredigt", mit der er beim Kellerfest auf dem Petersbecks-Keller am Sonntagmorgen die Gottesdienstbesucher faszinierte.
Kemmer möchte einen Keller erwerben und dort eine "Krypta", eine kleine Kapelle, einrichten. Sie könnte eine Station bei den Führungen auf dem Kellerberg sein, fand der Stadtpfarrer. Wenn möglich, soll sie bereits im nächsten Jahr eingeweiht werden.
"Und ich weiß auch schon, wer der Schutzpatron der Kapelle sein soll", ließ der Geistliche hören. Leo, einer seiner Ministranten habe ihn darauf gebracht: Der heilige Arnulf, Bischof im elsässischen Metz. Er ist nicht nur der Schutzpatron der Bierbrauer.
Ihm werden auch zwei Bierwunder zugeschrieben.
Auch wenn es nicht so viele waren wie bei der biblischen Bergpredigt - eine große Zahl von Gläubigen pilgerte am gestrigen Sonntag zum Gottesdienst auf den Kellerberg. Auch viele Besucher aus Nachbargemeinden waren darunter. Im Schatten der alten Bäume ließ es sich wie unter einem grünen Dach andächtig und würdig feiern.
Mit Dekan Kemmer hatte sich Pater Alazar aus Eritrea und eine große Schar Ministranten um den Altar unterm Zeltdach versammelt. Der Salesianerpater lebe in Italien, stellte Kemmer den Gastpriester vor. In Höchstadt besuche er seine Mutter, die als Flüchtling aus Eritrea hier lebe. "Wir spüren, dass wir Weltkirche sind!"
"... so lang auf unserm Kellerberg ein kühler Tropfen fließt, so lang ist Höchstadt an der Aisch ein wahres Paradies!" Mit den Worten eines Höchstadter Heimatdichters eröffnete Kemmer die Feier. Er gedachte der Lebenden und Verstorbenen des Kellerbergvereins, die dieses kleine Paradies geschaffen haben, und band sie in die Gebete ein.
Für die musikalische Gestaltung der Feier sorgten Wolfgang Först an der Orgel und Georg Römer mit dem Saxophon. Zur Kommunionausteilung ließ Römer ein ergreifendes "Ave Maria" hören.
Seine Predigt baute Dekan Kemmer auf das Sonntagsevangelium auf, das zu unablässiger Wachsamkeit aufruft. Mit vielen Bildern spann der Prediger die Gedanken weiter zum Urvertrauen, das man beim Besteigen eines Flugzeugs hat, hin zum tiefen Fundament und dem Auftrag der Kirche, den Glauben "mit Tiefgang" zu verkünden.
Auch Jesus sei in die Tiefe - in das Reich des Todes - hinabgestiegen. Dies sei der Grund dafür, dass bei jeder großen Kirche eine Krypta eingeplant wurde. Man habe hinabsteigen wollen in die Tiefe, auch in die Tiefe der menschlichen Existenz. Aus der Tiefe sei man hinaufgestiegen in die Kirche, um Gott zu begegnen und um den Kirchturm zu sehen, der den Blick nach oben lenke.
Was es bedeute, in die Höhe zu blicken und in die Tiefe zu gehen, werde am Berg ganz deutlich. In Höchstadt schaue man hinauf auf den Kellerberg, müsse aber hinabsteigen, um bei diesem "Tiefgang" etwas Gutes zu schöpfen.
Mit dem Segen gab Dekan Kemmer der Hoffnung Ausdruck, dass in diesem kleinen Paradies immer eine Atmosphäre des Friedens und der Gemütlichkeit herrschen möge. Freude zeigte der Stadtpfarrer darüber, dass die "Bergmesse" so gut angenommen wurde. Er erinnerte an das Kreuz am Kellerberg, das im vergangenen Jahr - "schneller als ich dachte" - aufgerichtet wurde.
Dass viele Höchstadter bemerkt haben, dass derzeit der Korpus fehlt, wertete Kemmer als ein gutes Zeichen. "Sie schauen auf das Kreuz!" Der Korpus sei nicht gestohlen, sondern bei der Restaurierung und solle im Herbst wieder angebracht werden.
Nach der seelischen und geistlichen Stärkung sollten sich die Besucher des Berggottesdienstes am Sonntag nach Kemmers Worten "auch der leiblichen zuwenden".