Eine Helferin für Flüchtlinge in Höchstadt
Autor: Mona Lisa Eigenfeld
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 27. Oktober 2015
Lubna Al Hosari kümmert sich im Auftrag der Stadt Höchstadt um die 18 Flüchtlinge, die in der Engelgasse untergebracht sind. Sie selbst hat mit ihrer Familie ihre Heimat Syrien vor zwei Jahren unfreiwillig verlassen, inzwischen wurde ihr Asylantrag positiv beschieden.
Noch vor zwei Jahren hatte Lubna Al Hosari ein geregeltes Leben in ihrer Heimatstadt Damaskus. Die gelernte Bankkauffrau und Buchhalterin studierte im fünften Semester Englisch und Arabisch. Zu Deutschland hatte sie bis dato kaum einen Bezug. Doch dann sahen sie und ihre Familie sich gezwungen, vor dem blutigen Bürgerkrieg in Syrien zu flüchten.
Inzwischen lebt die 26-Jährige mit ihren Eltern und drei jüngeren Geschwistern im Erlanger Stadtteil Büchenbach. Ihr erster Antrag auf Asyl wurde positiv beschieden. Seit 1. Oktober ist die junge Frau nun Kümmerin der Stadt Höchstadt. "Ich arbeite viermal pro Woche, insgesamt 15 Stunden", berichtet Lubna in gutem Deutsch. Neun Monate lang nahm sie an einem Sprachkurs in Nürnberg teil. Anschließend absolvierte sie zwei Praktika.
"Ich habe einen Monat lang bei der evangelischen Kirche im Bereich der Buchhaltung gearbeitet und danach noch in der Verwaltung des Waldkrankenhauses", so die Syrerin. Jede Menge habe sie dabei gelernt und stets sei sie freundlich empfangen worden. Nach Höchstadt ist sie über familiäre Beziehungen gekommen: "Mein Onkel lebt seit 30 Jahren in Deutschland und ist mit einer Höchstadterin verheiratet."
Begleiten und übersetzen
Montags, dienstags, donnerstags und freitags nimmt sie hier nun Sachspenden in Empfang, sortiert diese und koordiniert deren Verteilung. "Erst einmal musste ich die deutschen Schuhgrößen kennenlernen. Die sind bei uns ganz anders", erklärt die Kümmerin nur einen der vielen Unterschiede zu ihrem Heimatland.Die 18 Asylbewerber, die momentan in der Engelgasse untergebracht sind, begleitet sie bei Arztbesuchen und hilft mit ihren Sprachkenntnissen bei Behördengängen und dem Übersetzen von Dokumenten. Selbst mit fränkischen Traditionen hat sich Lubna bereits vertraut gemacht. "Ich habe Klöße probiert und fand sie sehr lecker", lacht Lubna. Einzig den Aischgründer Karpfen halte sie noch für etwas gewöhnungsbedürftig. Von der Höchstadter Gastfreundlichkeit schwärmt sie jedoch immer wieder. "Die Menschen sind nett und hilfsbereit. Und die Stadt ist sehr sauber und schön", so die junge Frau.
Auf Dauer ist der Großstädterin Höchstadt aber ein wenig zu klein. Dass die Geschäfte so früh am Abend schließen, sei sie so nicht gewohnt. "Sonntags ist dann sogar alles zu und niemand draußen. Das ist schon ein bisschen langweilig", findet Lubna. Ihr Traum: "Ich würde gern weiterhin in Erlangen wohnen und irgendwann auch dort zur Uni gehen." Ganz oben auf der Liste ihrer Wunschstudiengänge stehen Literaturwissenschaften.
Genau wie sie möchten auch ihre Schwester und ihre zwei Brüder für immer in Deutschland bleiben. "Nur für unsere Eltern ist es sehr schwer, die neue Sprache zu lernen und vielleicht nie mehr nach Syrien zurückkehren zu können", erzählt die 26-Jährige.
Ihr nächstes großes Ziel ist der "rote Pass", also die deutsche Staatsbürgerschaft. Über die hierfür erforderlichen Sprachkenntnisse verfügt sie bereits. Und auch die 300 Fragen des Einbürgerungstests meistert sie eigenen Angaben zufolge mit links: "Ich habe bisher immer die volle Punktzahl erreicht."