Ein Zuhause nicht nur für Vögel
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 03. November 2015
In den 400 Nistkästen, die die Natur- und Vogelfreunde Höchstadt betreuen, finden ab und zu auch Fleder- oder Haselmäuse einen Unterschlupf. Die Aktiven des Vereins sind stark eingebunden und wünschen sich Unterstützung.
Fabian kommt mit seiner Oma Rosemarie Huber zur Tür des Vereinsheims der Natur- und Vogelfreunde herein. Durst hat er und ein bisschen müde, ist der doch mit seiner Großmutter vier Stunden im Wald unterwegs gewesen. Denn heute ist die große Nistkästenschau und -reinigung. Fabian schwenkt stolz ein Spankörbchen mit seinen Funden. Ein paar nicht ausgebrütete Eier sind darunter. "Die stammen von Meisen und Baumläufern", erklärt ihm gleich sein Opa. Wolfgang Huber ist der Vogelwart des Vereins und koordiniert die große Herbstaktion.
Fabian erzählt ihm gleich, dass er in einem Nistkasten Fledermäuse entdeckt hat. "Die haben sich ganz gemütlich an die Decke gehängt", hat er genau beobachtet. Unterstützt wurden Oma und Enkel von Barbara Endt. Rosemarie Huber hat sie dafür gewonnen, und sie hat es nicht bereut, dass sie seit dem frühen Morgen eine Leiter durch den Wald geschleppt hat.
Für Barbara Endt waren die Haselmäuse, die in einem der Kästen ihr Winterquartier bezogen haben, "eine tolle Entdeckung". "Die hatten frische Eichenblätter eingetragen und Nüsse", berichtet sie. Dass sie auch auf Fledermäuse trafen, hat sie beim ersten Kasten sehr verblüfft. Doch die weiteren besetzten Nisthilfen erkannte sie schon am scharfen Kotgeruch der flugfähigen Säugetiere.
Ungebetene Gäste
Gelegentlich, so weiß der Vogelwart, gibt es auch ungebetene Gäste: Wiesel oder Eichhörnchen, die Appetit auf Vogeljunge haben. Ab und zu hackt auch ein Specht das Einflugloch größer, brütet aber nicht darin. "Da haust jetzt ein Waldkauz drinnen", hat Huber beobachtet. Die Kleiber dagegen kleistern das Einflugloch der Nistkästen aus, damit es zu ihrer Körpergröße passt. Die Natur- und Vogelfreunde haben in den letzten Jahren ihre alten, selbstgebauten Nistkästen aus Holz sukzessive gegen Fertigprodukte aus Holzbeton ausgetauscht. 400 Stück sind es in vier Revieren in den Wäldern südlich von Höchstadt. Das Material Holzbeton ist witterungsbeständiger als Holz, aber genauso atmungsaktiv. Das rechtfertigt den Preis von 28 Euro pro Kasten, wenn man bedenkt, dass ein hölzerner nach drei Jahren schon morsch sein kann. Die Kästen gibt es mit zwei Größen von Einfluglöchern, je nach Vogelart passend. Sie müssen schon einiges aushalten, fliegt doch zum Beispiel ein Meisenpaar während einer Brut bis zu 40 000-mal das Nest an.
Gäste sind willkommen
"Es war ein schöner Tag, wenn man so durch den Wald streift", sagt Endt. Dass sie und Fabian eine Ringelnatter und ein Reh gesehen haben, berichtet sie. Nur Fabian ist ein klein bisschen enttäuscht, weil er keine Pilze gefunden hat. Für die Helfer hat "Hüttenwirt" Peter Hertwich ein Brotzeit gerichtet. Unter der Woche am Nachmittag ist er meistens da und trifft sich mit seinen Vereinskollegen. "Wenn ein Wanderer hereinschaut, der sich für Vögel interessiert, freut uns das", sagen alle übereinstimmend und weisen auf die vielen Informationstafeln in und am Haus hin. Gäste sind auch willkommen, wenn eine Vogelstimmenwanderung durchgeführt wird. Am 31. Mai in aller Früh kamen 50 Personen zusammen, die mit dem Experten Konrad Behringer am nahen Weiher entlang, durch den Wald und das angrenzende Offenland wanderten. "42 verschiedene Vogelarten haben wir gehört, auch einen Pirol", erinnert sich Holger Fleischer, der Zweite Vorsitzende. Er hat schon eine neue Wanderung fürs nächste Jahr gebucht.
Da der Verein altersbedingt nur mehr 25 bis 30 Aktive hat, will man keine weiteren Nistkästen anbringen. Die 19, die man im Höchstadter Kellerberggelände ausgebracht hat, werden samt den drei Fledermauskolonien von Mitgliedern des Kellerbergvereins versorgt.
Gegründet 1972
Vorstand 1. Vorsitzender Karl-Heinz Heisig, 2. Vorsitzender Holger Fleischer, Vogelwart Wolfgang Huber, Revierbetreuer Wolfgang Huber, Wolfgang Bambor, Andreas Aurich,Werner Schmitt, Winterfütterung Roswitha Grau
Kontakt Karl-Heinz Heisig, Tel. 09193/504577, E-Mail: Natur.vogelfreunde.hoechstadt.e.v@web.de
Treffpunkt Vogelschutzhütte im Wald südlich von Höchstadt am Feldweiherschlag gegenüber der Lerchenstraße, täglich außer Mittwoch und Samstag von 16 bis 20 Uhr geöffnet
Mitglieder 215 vom Baby- bis zum Opaalter
Einrichtungen des Vereins 400 Nisthilfen (Vogelhäuschen) in den Wäldern von Höchstadt-Süd; fünf Hornissenkästen; zwei Steinkauzröhren; zwölf Winterfutterstellen; an der Vogelschutzhütte gibt es eine Bodenfütterung für Weichfresser und Anregungen für eine Winterfütterung zu Hause.
Wunsch "Wenn wir unsere Arbeit zum Wohle der Natur auf mehr Schultern verteilen könnten, wäre es für jeden Beteiligten eine enorme Erleichterung, und wir könnten unser Niveau in der Natur erhalten."