Druckartikel: Ein Virtuose zeigt, was die Metzler-Orgel kann

Ein Virtuose zeigt, was die Metzler-Orgel kann


Autor: Manfred Welker

Herzogenaurach, Dienstag, 05. August 2014

Der Würzburger Diözesanmusikdirektor Gregor Frede spielt in St. Magdalena äußerst anspruchsvolle Stücke. Er hat auch für viele Lieder im neuen katholischen Gebet- und Gesangbuch "Gotteslob" die Orgelsätze neu bearbeitet.
Gregor Frede zeigte sich begeistert von der Orgel in St. Magdalena. Foto: Manfred Welker


Eine außergewöhnliche Orgel lockt auch besondere Organisten nach Herzogenaurach. An der Metzler-Orgel der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena spielte Diözesanmusikdirektor Gregor Frede aus Würzburg Werke von Nikolaus Bruhns bis Cesar Franck. "Ich bin in Ehrfurcht erstarrt, als ich das erste Mal daran gespielt habe", sagt Frede über die Orgel.
Um die Möglichkeiten des Instruments richtig aufzeigen zu können, hatte Frede ein Programm, beginnend mit dem Frühbarock bis hin zur französischen Romantik, zusammengestellt. Nikolaus Bruhns (1665 bis 1697) war den Berichten von Zeitzeugen nach ein richtiger Tausendsassa, der mit den Füßen das Orgelpedal bediente, gleichzeitig eine Violine spielte und mit dem Mund auch noch einer Flöte Töne entlockte. Er war für das Frühbarock das, was den Franzosen später Franz Liszt war. Von ihm spielte Frede die Toccata e-Moll.

Seitwärts, vorwärts und rückwärts, wie bei einem Fußballspiel, charakterisierte er das Stück.
Bei einem Orgelkonzert darf Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) natürlich nicht fehlen. In Praeludium und Fuge G-Dur fügte Frede einen der Schübler-Choräle ein: "Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter."
Von Johann Christian Heinrich Rinck (1770 bis 1864) spielte Frede das Flötenkonzert für die Orgel. Rinck hatte die Töne für das Konzert genauso hoch und schnell wie bei einer Flöte für die Orgel umgesetzt. Am Schluss kam auch der Zimbelstern zum Einsatz. "So kann Schuhmann auf der Orgel klingen", meinte Frede nur, als er aus den Studien op. 56 und Skizzen op. 58 für Pedalflügel auf der Orgel spielte.
Dass der Choral von Cesar Franck (1822 bis 1890), eigentlich kein Choral ist und nur so tituliert wurde, damit der Komponist das Stück in der Kirche spielen konnte, erfuhren die Zuhörer ebenfalls. Franck ließ sich von einem Motiv von Johann Sebastian Bach in Anlehnung an Praeludium und Fuge H-Moll inspirieren. Mit der Ankündigung: "Die Musik, die jetzt kommt, die gibt es noch gar nicht, die lasse ich mir erst einfallen" leitete Frede zur Improvisation über "a-di-d-as" im Programm weiter.
Bei seiner Einladung nach Herzogenaurach hatten ihn seine Söhne auf die dort ansässigen großen Firmen hingewiesen. Die Idee zu einer Improvisation an der Orgel war schnell geboren. "Aber was mache ich mit einer Raubkatze oder mit einem Autozulieferer?", habe er sich gefragt. Daher entschied er sich, den Namen eines Sportartikelherstellers in Noten umzuwandeln.
"Das ,a' ist der gequälte Ton, den die Geiger immer vor dem Konzert anstimmen. Das ,as' ist ebenfalls einfach. Das ,Dis' hat mir Probleme gemacht. Aber mein Computer hat beim Schreiben vom ,Dis' das ,s 'vergessen, und damit war es ganz einfach, denn auch das ,d' stellt kein Problem dar." Schade sei allerdings, dass es kein ,P' oder ,n' gibt, sonst wären auch Variationen über Ina oder Puma möglich gewesen.
Zum Schluss sagte Frede: "Es sitzen alle noch so andächtig da, ich schicke sie mit einem Gute-Nacht-Gruß nach Hause, aber nur ganz kurz." Damit beendete er sein Konzert. Der Applaus der Zuhörer für den Könner an der Orgel war ihm sicher.
In einer Fachgruppe mit Regionalkantor Peter Rottmann (Bad Kissingen), Dekanatskantor Karl-Heinz Sauer (Gerolzhofen) und dem Limburger Kirchenmusikdirektor Andreas Großmann erstellte Gregor Frede zu 90 Prozent der Lieder im Stammteil des "Gotteslob" neue Orgelbegleitsätze. "Die neuen Sätze klingen anders, luftiger, sie wirken leichter und sind klanglich interessant gearbeitet. Dabei haben wir uns vor allem am jeweiligen Charakter der Lieder orientiert. Ein Lied aus dem Jahr 1707 braucht eine andere Art der Begleitung als beispielsweise ein Neues Geistliches Lied", erklärt Frede.
Für den Würzburger Eigenteil im Gotteslob wählte Frede gemeinsam mit Peter Schäfer die Lieder aus und erarbeitete ein komplett neues Orgelbuch. Bei einer ersten Vorstellung der neuen Lieder im Würzburger Diözesanteil im Jahr 2011 beim jährlichen diözesanen Organistentreffen sei der Klang der neuen Sätze gut angekommen und der Wunsch laut geworden, auch die anderen Orgelsätze neu zu bearbeiten.
Damit wird auch einem Wandel der Musik im Gottesdienst Tribut gezollt. Der Trend geht weg von reinem Gemeinde- oder Chorgesang hin zu einem Wechselgesang zwischen Chor, Gemeinde und Vorsänger. "Die Orgel spielt im Wesentlichen das harmonische Gerüst, auf dem der Vorsänger frei gestalten kann. Das gibt eine ganz neue und eigene Klangfarbe, die Text und Melodie mehr Raum lässt. Die Musik kann sich viel besser entfalten", umschreibt Frede diese Art.