Ein Tag in der Ambulanz im Höchstadter Krankenhaus
Autor: Sabine Memmel
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 04. April 2014
Schnittwunden, Knochenbrüche, lebensgefährliche Verletzungen. Ein Tag in der Chirurgischen Ambulanz im Höchstadter Kreiskrankenhaus St. Anna.
Ein schneller Schluck im Stehen. Mehr Zeit bleibt gerade nicht. Alle drei Behandlungszimmer sind besetzt. Das Wartezimmer ist voll. Noch ein kurzer Plausch mit den Kolleginnen in der Anmeldung, dann stellt Oberarzt Jens Schlegel seine Kaffeetasse ab und ist auch schon wieder aus der Tür.
Peter Maier (Name von der Redaktion geändert) wartet bereits auf ihn. In der Chirurgischen Ambulanz des Kreiskrankenhaus St. Anna ist er inzwischen Dauergast. Alle drei Tage kommt er zum Verbandswechsel. Seine rechte Hand liegt ausgestreckt vor ihm auf einem weißen Tuch.
Geschwollene Finger. Abstehende Hautfetzen. Abgestorbenes, schwarzes Gewebe. Manch einer würde bei dem Anblick aus den Latschen kippen. "Er hatte Glück im Unglück", sagt Schlegel, während er die verletzte Hand in seine Hand legt und sie kritisch begutachtet.
An einer Tischkreissäge wollte Maier Brennholz schneiden.
Maier ist einer von 45 Patienten an diesem Tag. Normaler Betrieb. Im Wartezimmer herrscht ständiges Kommen und Gehen. Gesprochen wird hier nicht viel. Die meisten haben jemanden dabei, Angehörige oder Arbeitskollegen, die ihnen beistehen und sie trösten. Ärzte, die in weißen Kitteln vorbeihetzen, ziehen alle Blicke magnetisch auf sich. Jeder möchte so schnell wie möglich behandelt werden, so schnell wie möglich von seinen Schmerzen befreit werden. "Es gibt Leute, die kommen mit Gallen, die sind schon vereitert bis zum Gehtnichtmehr. Andere kommen mit einem Spreißel im Finger, den sie selbst rausziehen könnten", erzählt Schlegel.
Zurück in der Anmeldung. Das Telefon klingelt am laufenden Band. Fotos und Dankeskarten hängen kreuz und quer über den Schrank, lassen fast nichts mehr von ihm erkennen. Direkt daneben spricht Schlegel den letzten Fall ins Diktiergerät. Wieder im Stehen. Wieder verbunden mit einem kleinen Smalltalk zwischen Tür und Angel. Es wird gelacht, es werden Witze gemacht, fast familiär wirkt die Stimmung unter den Ärzten und Arzthelferinnen. Was sie alle als nächstes erwartet, weiß keiner von ihnen. Dass es jederzeit um Leben und Tod gehen könnte, ist für einen kurzen Moment ausgeblendet.
"Eine gute Stimmung ist ganz wichtig und schafft Vertrauen. Auch gegenüber dem Patienten. Er macht sich ja schon genug Sorgen", findet Hjalmar Nekarda, neuer Chefarzt der Chirurgie. Belästigt werden darf der Patient aber auch nicht. "Eine gewisse Arbeitsatmosphäre muss immer vorhanden sein", sagt Nekarda.
Schnittverletzungen, Verstauchungen, Prellungen, Frakturen - das sind die häufigsten Gründe, warum die Chirurgische Ambulanz in Höchstadt aufgesucht werden muss. Pro Jahr sind es rund 3000 ambulante Fälle. "Viele haben Angst und sind aufgebracht. Sie zu beruhigen und abzulenken, gehört zu unserem Job", weiß die medizinische Fachangestellte Anja Müller. Die meisten können nach der Behandlung wieder nach Hause. "Es gibt aber auch Tage, da haben wir fünf stationäre Aufnahmen", sagt sie. Auch nachts ist nicht immer gleich viel los. Mal ist es mehr, mal weniger. "Es gibt auf jeden Fall keine Nacht, in der niemand kommt", sagt Müller, nimmt noch einen Schluck Kaffee und verschwindet im nächsten Behandlungszimmer.
Mitnehmen In die Notaufnahme mitzunehmen sind die Versichertenkarte, gegebenenfalls der Impfpass, eine Liste der Medikamente, die eingenommen werden, und eine Telefonnummer, unter der Angehörige informiert werden können.
Erstmaßnahmen Bei Blutungen mit einer sterilen Kompresse oder einem sauberen Handtuch auf die Wunde drücken. Auf die Wunde kein Wasser, sondern eine Desinfektionslösung. Amputierte Gliedmaßen sollten in einem Glas oder Plastikbeutel transportiert werden und nicht mit Eis in Berührung gebracht werden.
Kontakt Die Chirurgische Ambulanz ist erreichbar unter Tel. 09193/620220. Die Innere Ambulanz unter 09193/620232.