Druckartikel: Ein Höchstadter Heimatschatz

Ein Höchstadter Heimatschatz


Autor: Yannick Hupfer

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 15. Juli 2018

Das Museum im "Storchenrathaus" beherbergt mit der Hobelspanfahne ein ganz besonderes Exponat.
Im März 2017 übergab Museumsleiter Sebastian Schmidt die Schlüssel für das Höchstadter Heimatmuseum an seinen Nachfolger Christian Plätzer. Neben der jetzt prämierten Fahne gehören auch die Schmiedewerkzeuge, die dort ausgestellt sind, zu den herausragenden Exponaten des Museums. Sie stammen aus Plätzers Familie.   Foto: Christian Bauriedel (Archiv)


Die Allerheiligen-Hofkirche in München hat schon viel erlebt. Von 1826 bis 1837 erbaut, wurde sie mehr als 100 Jahre später im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Lange stritt man sich in den Folgejahren um die Verwendung der Ruine, bis man sich dazu entschloss, sie wieder herzurichten. Doch die Kirche sollte ihre Kriegsschäden offen zeigen. Und das tut sie auch: Das Gotteshaus verbindet Backstein mit Glas, alt mit neu. Die Kirche erzählt in ihrem gesamten Auftreten eine Geschichte von Zerstörung, Wiederaufbau und Modernität.

Ebenso geschichtsträchtige Objekte wurden in den vergangenen Wochen vom bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat und vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gesucht. Dazu riefen sie die nichtstaatlichen Museen in Bayern dazu auf, drei ihrer besten Objekte einzusenden. "Im Mittelpunkt stand die Geschichte des Objekts", erklärt Wolfgang Stäbler, der mit weiteren Historikern und Politikern in der Jury saß.

Insgesamt 612 Exponate wurden eingereicht, 292 Museen nahmen an dem Wettbewerb "100 Heimatschätze" teil. Doch wie der Name schon verrät: Nur 100 aller eingesendeten Objekte wurden prämiert. Und das am Freitagmorgen in eben jener Kirche, die selbst so viel Geschichte erzählt. "Heimat ist nicht immer nur mit Lederhosen verbunden", erklärt Stäbler weiter. Sie sei vielmehr vielschichtig, auch Migration gehöre dazu.

Das sieht auch Heimatminister Albert Füracker (CSU) so, der am Freitag die Preise zusammen mit Kunstministerin Marion Kiechle (CSU) verlieh: "Wir möchten, dass die Menschen Heimat als Möglichkeit zur Beteiligung sehen". So etwa in Vereinen, öffentlichen Einrichtungen und eben auch in Museen.

Denn die Arbeit, die in die nichtstaatlichen Museen gesteckt wird, ist meist ehrenamtlich. Diese Tätigkeit sei sehr lobenswert, so Füracker. "Wenn öffentliches und privates Engagement Hand in Hand gehen, bereichert das unser aller Leben", ergänzte seine Kollegin Kiechle in ihrer Rede.


"Ein absolutes Unikat"

Unter den 100 Heimatschätzen befanden sich dabei unterschiedlichste Objekte. Ob neue Gegenstände wie eine Brille, die 2013 aus den Fluten des Jahrhunderthochwassers gefischt wurde, oder eine Hobelspanfahne aus dem frühen 19. Jahrhundert. Diese stammt aus dem Höchstadter Heimatmuseum und ist ein "absolutes Unikat", wie es Museumsleiter Christian Plätzer formuliert. Dafür wurde die Institution am Freitag ausgezeichnet.

Die Fahne geht zurück auf die lange Zunfttradition in Höchstadt. Damals wurde die Fahne bei festlichen Anlässen, etwa bei Umzügen, gezeigt. Als die Zünfte nach und nach aufgelöst wurden, ging auch die Hobelspanfahne der Schreiner- und Schlosserzunft in den Stadtbesitz über. Doch vor allem eines macht die Fahne zu einem einzigartigen Objekt, zu einem Heimatschatz: ihr Material und dessen Verarbeitung. Denn die Fahne besteht aus Fichtenholz-Hobelspänen, die hellblau eingefärbt beziehungsweise naturbelassen wurden. Dafür hat das Heimatmuseum neben einer Urkunde in München auch 1000 Euro erhalten. Wofür das Geld verwendet wird, weiß Museumsleiter Plätzer aber noch nicht genau. Viele interessante Projekte seien aktuell im Anlauf, vor allem soll aber die Kinderpädagogik weiter gefördert werden.