Ein Haus mit Tieren wird in Herzogenaurach gebaut
Autor: Pauline Lindner
Herzogenaurach, Donnerstag, 17. Oktober 2013
24 Wohnplätze baut die Lebenshilfe in der Einsteinstraße für schwer und mehrfach Behinderte. Kaninchen, Meerschweinchen und Schildkröten sollen ihnen einen _Zugang zur Natur ermöglichen.
Rund 100 Wohnplätze wird es nahc der Fertigstellung der "Wohneinrichtung 4" der Lebenshilfe in Herzogenaurach geben. Nach den drei Gebäuden in der Steggasse, in der Würzburger Straße und in der Pirckheimer-Straße wurde gestern der Bau in der Einsteinstraße 26 begonnen.
"Für immer mehr schwer und mehrfach behinderte Menschen wird ein Zuhause gebraucht", erklärte Ida Dotzler von der Bereichsleitung Wohnen und Leben. Dabei handelt es sich oft um ältere Menschen. "Das ist eine Eigenart des ländlichen Raums. Schwerbehinderte können oft sehr, sehr lange in ihrer Familie bleiben. Bis die Eltern selber gebrechlich werden." Die Familien kämen solange es geht ihrer Verantwortung nach. Dotzler führt eine Warteliste, auf der Familien vorgemerkt sind, bei denen diese Situation bevorsteht.
Gerade für diese schwer handicapten Menschen soll bei dem Neubau der Zugang in die Natur möglich sein.
Drei Wohngemeinschaften
Bei der Planung mit dem Architekten Michael Huppenkother, der schon 40 Jahre für die Lebenshilfe arbeitet, achtete Dotzler auch darauf, dass auch Bettlägerige mit den Betten hinausgefahren werden können.
Die Wohneinrichtung 4 ist in drei Wohngemeinschaften gegliedert. Der zweite Stock soll den behinderten Senioren gehören, die "infolge einer Krankheit das Haus nicht mehr verlassen können". Im Erdgeschoss sollen die mobilsten leben. Deshalb werden auch zwei Ein-Zimmer-Appartements mit separatem Eingang eingerichtet. Hier ist - zuerst - nur eine locker Anbindung der Bewohner an das Haus vorgesehen. "Fließend kann dann bei Bedarf die Hilfeleistung des Hauses dazu kommen", erklärte Dotzler.
Lebensqualität durch Tiere
Ein Stück mehr Lebensqualität für diese teilweise schwer eingeschränkten Menschen sollen die Tiere bringen: sanfte Kaninchen und Meerschweinchen, die vielleicht auch ein Anziehungspunkt für die Kinder der Frühförderung im Haus nebenan sind. "Und Schildkröten wollen wir", ergänzte Dotzlers Kollegin Saskia Madokpon. "In ihnen wird sich mancher Rollstuhlfahrer wiederfinden."
Lebenshilfe-Geschäftsführer Josef Hennemann dankte Christa Matschl, der bisherigen CSU- Landtagsabgeordneten, für ihren Einsatz im Sozialausschuss. Dadurch seien die Vorhaben der Lebenshilfe schneller verwirklicht worden, seit man 2009 den steigenden Bedarf an Wohnplätzen für Behinderte, die bis dato in den Familien leben, erkannte. Das Gebäude mit 220 Quadratmetern Fläche erhält drei Wohngeschosse zu 450 Quadratmetern. Der Rest samt dem ausgebauten Keller entfällt auf Gemeinschafts- und Wirtschaftsräume. Das "Penthouse" im obersten Stock dient der Tagesbetreuung von Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen und wegen eingeschränkter Mobilität nicht mehr in die Werkstatt der Lebenshilfe oder die Förderstätte gelangen können. Das Haus soll im Frühjahr 2015 bezogen werden.
Die Baukosten betragen rund 5,5 Millionen Euro. Zirka drei Millionen davon werden aus Mitteln der Regierung, des Bezirks und der Aktion Mensch gefördert.
Bürgermeister German Hacker (SPD) stellte die Wohnbauvorhaben der Lebenshilfe unter das Motto:"Lebenshilfe findet innen statt." Er freute sich, dass es gelungen ist, auch für den vierten Komplex ein stadtnahes Grundstück (in städtischem Eigentum) zu finden, auch wenn hier drei Bebauungspläne dafür angepasst werden mussten.