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Ein Franke schwärmt für Franken


Autor: Klaus-Peter Gäbelein

Herzogenaurach, Sonntag, 05. Mai 2019

Auf Einladung des Heimatvereins gab Jürgen Leuchauer einen Einblick in die fränkische Seele.
Jürgen Leuchauer aus Nürnberg kam gut bei den Herzogenaurachern an. Foto: Richard Sänger


"Ein Leben außerhalb Frankens ist möglich, aber nicht sinnvoll." Gibt es für einen echten Franken eine treffendere Lebensweisheit? Ganz nach dem Motto "Rotz und Wasser könnt' mer greina, vor lauter Freud, dass wir Franken sind" präsentierte der Nürnberger Mundartexperte Jürgen Leuchauer auf Einladung des Herzogenauracher Heimatvereins einen Einblick in die fränkische Seele.

Alles haben wir in Franken: Burgen und Schlösser, Berge und Täler, die schönsten Kirchen, hervorragenden Spargel. Die Franken brennen aus ihren Kirschen und Zwetschgen hochwertigen Schnaps, brauen das süffigste Bier und bauen Qualitätswein an. Leuchauer unterhielt das Publikum in der voll besetzten Gaststätte Heller mit tiefsinnigen fränkischen Ausdrücken und Redensarten, die eben nur der Franke versteht. Niveauvoll war das Ganze und aus dem Leben gegriffen. Wenn Leuchauer zur Gitarre griff, stimmte das Publikum mit ein und brachte die Stimmung zum Siedepunkt, egal ob beim Lied vom Hartmanns Schorsch aus "Ziegelschdaa" (Ziegelstein) oder dem vom Gostenhofer Gerchla, das den allerschönsten Dialekt spricht.

Typisch fränkisch der derbe Humor ("Schod, dass scho hie is, die gut alt Sau"), oder die Steigerungen "der is fei gscheid bleed" und "die is fei ganz schee hässlich". Ein Kinofilm kann "fei furchtbar schee" gewesen sein und kurz vor der Abfahrt des Zuges ermahnt der nervöse Gatte seine Liebste mit dem Hinweis "eds könnerst dich fei langsam a weng schick".

Das Fränkische kennt keine einfachen Behauptungen, höchstens die doppelten oder Dreifachen: "Ich hab' nu nie ka Geld nedd nausgworfn!" Und schließlich sind Franken Weltmeister bei schwierigen Beschreibungen oder Erklärungen. Auf die Frage nach dem Weg erfährt der Fremde: "Edz gängers dort vorn nedd links, sondern rechts und dann gängers nedd über der Ampel und aa nedd rechts..." Das möge außer dem Franken verstehen wer will.

Seitenhiebe Richtung Fürth

Selbstverständlich bekommt bei einem waschechten Nürnberger auch der Nachbar aus Fürth einen Seitenhieb mit. Auf dem Fußballplatz ist man "lieber Fünfter als Färdder" und der Nürnberger Unfallfahrer erhalte mildernde Umstände zugesprochen, wenn an seiner Stoßstange nicht das Blut eines Wildtieres klebt, sondern das eines Fürthers.

Es ist Tatsache, dass die deutsche Fußball Nationalmannschaft in den 1920er Jahren ausschließlich aus Spielern der beiden Nachbarstädte bestand. Bei der Fahrt zum Länderspiel nach Holland saßen die Spieler in getrennten Abteilen im Zug, spielten zusammen und fuhren in getrennten Abteilen zurück - mit dem Unterschied, dass diesmal die Fürther im vorderen Abteil saßen, schließlich hatte einer der Ihren den Siegtreffer erzielt.

Als der Herrgott bei der Entstehung der Erde die Dialekte verteilt hat und dabei am 8. Tag keinen Dialekt für sich selbst mehr übrig hatte, wurde er von einem Franken belehrt: "Tu dich nedd ab, dann redst halt so wie ich!"

Ja, so ist er halt, der Franke: Er trinkt im Wirtshaus vorläufig das letzte Bier, spricht mit dem weichen "labialen L", wobei die Zungenhaltung ganz entscheidend ist. Und wie seufzte der Nürnberger: "Ich habe mir eine Frau gewünscht, die kochen kann wie meine Mutter - aber bekommen habe eine Frau, die saufen kann wie mein Vater."