Ein Feuerteufel sorgte für Angst und Schrecken in Herzogenaurach
Autor: Manfred Welker
Herzogenaurach, Freitag, 10. Januar 2014
Zu Beginn der 1930er Jahre erschütterte eine Brandserie die Bewohner von Herzogenaurach. Vor 80 Jahren brannte das Gasthaus Steigerwald in der Engelgasse ab. Eine Tafel und eine Figur am heutigen Gebäude erinnern an die Brandkatastrophe.
Der Brandschutz war zu allen Zeiten Aufgabe der Bürger von Herzogenaurach. Am 28. Januar 1933 notiert ein Chronist: "Infolge der vielen Brandstiftungen die in kurzer Zeit vorkommen, müssen die Bürger Nachtwache halten."
Die Brände brachen immer um Mitternacht und im Zentrum der Stadt aus. Der Feuerteufel löste Furcht und Angst aus. Es wurden 5000 Reichsmark Belohnung ausgesetzt. Die Bürger richteten eine Feuerwache ein, für die im Untergeschoss des alten Rathauses eine Wachstube eingerichtet wurde. Den Wachdienst übernahmen die Hausbesitzer in mehreren Zweiergruppen von 22 bis 4 Uhr morgens.
Mehrere Gebäude zerstört
Am 17. Januar 1932 hatte eine Brandserie in Herzogenaurach begonnen, der mehrere Gebäude zum Opfer fielen. Zuerst gingen die Scheunen von Schuhmacher Konrad Welker und Witwe Herold (Hauptstraße 61 und 61a) in Flammen auf.
Beim Brand in der Metzgerei Johann Welker, Hauptstraße 53, ausgebrochen am 31. August 1932 um dreiviertel 11 Uhr nachts brannten das Wohnhaus und die Nebengebäude nieder.
In der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 1933 brannten die Gastwirtschaft Ansbacher Tor der Familie Körner (Hauptstraße 57) und das Wohnhaus der Familie Ploner (Hauptstraße 59) nieder. "Ausgebrochen ist das Feuer oberhalb Körner seiner Stallung", wie es in einer Chronik zu lesen ist. Die in dem Gesamtkomplex untergebrachten zwölf Familien konnten durch die rasche Brandentwicklung nur einen sehr geringen Teil ihrer Habe retten.
Am 26. Januar 1933 dreiviertel 12 Uhr nachts brannte die Scheune der Stadtmühle (Mühlgasse 6) nieder.
Nach kurzer Ruhe ging es wieder los
Mit dem Winter des Jahres 1933 begannen die Schadensfeuer wieder. Am 15. November 1933 fielen das Café Adler und die angrenzende Gastwirtschaft Römmelt (Hauptstraße 52) den Flammen zum Opfer. "Abends 7.25 brannte das Anwesen Restauration Römmelt und Konditorei Adler nieder", notierte der Chronist.
Vom 8. auf den 9. Januar 1934 wurden die Gaststätte Steigerwald (Engelgasse 4) und die Scheune des Lorenz Derrfuß ein Raub der Flammen. Der Chronist schrieb: "Wiederum ein Brand, heute Nacht 12 Uhr brannte das Anwesen Gasthaus Steigerwald nebst Scheune und die anstoßende Scheune weißer Hahn, Besitzer Dörrfuß, nieder. Es waren in der Wirtschaft Steigerwald die Dreschgenossenschaft II. versammelt und hielten ihre Abrechnung ab und waren um 12 Uhr sehr vergnügt und ahnte kein Mensch, daß in ganz kurzer Zeit das Anwesen in Schutt und Asche liegt. Es verbrannten 3 Schweine, die 7 Stück Vieh konnten noch gerettet werden, als man von der Nachbarseite die Wand einschlug und denn Stück für Stück über den Futterbarren durch die Wand zog. Wenn um Gotteswillen einmal so ein verruchter abscheulicher Täter gefaßt würde!"
Sandstein als Gedenktafel
Für den Wiederaufbau zeichnete die Firma Kurr verantwortlich. Die Familie Kurr hatte das Anwesen Engelgasse 1 besessen und war damit direkter Nachbar. Die Tatsache des Wiederaufbaus wurde auf einem Sandstein verewigt, der bei der letzten Renovierung wieder gefunden wurde. Er ziert jetzt die Fassade des Gebäudes.
Besitzer der Gastwirtschaft "Zum Steigerwald" war Peter Schmitt, der sie 1938 als Lokal mit schönem Nebenzimmer für 100 Personen anpries und mit einem eigenen Mietauto punkten konnte.
An der Fassade ließ er eine Figur des Heiligen Petrus anbringen. Die Figur stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von dem Künstler Felix Müller aus Neunkirchen am Brand. Leider sind im Felix-Müller-Museum keine Unterlagen zu dieser Figur vorhanden.