Ein Best-of unserer Facebook-Posts
Autor: Michael Memmel
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 16. Oktober 2015
Die FT-Lokalredaktion nutzt schon seit knapp dreieinhalb Jahren das Soziale Netzwerk, um sich mit Menschen auszutauschen. Ein Rückblick auf die Erfahrungen und die Mitteilungen, die auf besonderen Widerhall gestoßen sind.
Facebook - muss das sein? Eine Diskussion, die immer mal wieder geführt wird. Ziemlich verständnislos stehen sich da die Generationen gegenüber. Die mit Büchern und Zeitungen aufgewachsenen Alten rümpfen die Nase: "Was wollt ihr mit dem Schmarrn! Das kann man doch nicht ernst nehmen, wenn da die Leute Bilder von ihren Kätzchen oder ihrem Mittagessen hochladen und in einem kümmerlichen Deutsch den Tod ihres Hamsters betrauern." Und die "Digital Natives" kontern prompt: "Es vergeht kaum eine Stunde, ohne dass ich ins G'sichtsbuch schau. Es gibt mir die Möglichkeit überall und ganz nebenbei an dem Leben meiner Freunde teilzuhaben, auch wenn es sich gerade auf der anderen Seite des Globus abspielt."
Ganz ähnlich werden diese Debatten auch in der Redaktion einer lokalen Tageszeitung geführt - zwischen den routinierten und den jungen Journalisten. Aber sie finden immer seltener statt.
Facebook nutzen wir in vielerlei Weise: Wir machen die Redaktion sichtbar und stellen unsere Mitarbeiter vor und was sie im Arbeitsleben bewegt. Wir weisen auf unsere besten Artikel hin und lernen aus der Resonanz darauf, ob sich die User ebenso wie wir für das Thema interessieren. Wir fragen zu aktuellen Themen und Zeitungsartikeln die Meinung unserer Fans ab und bereichern damit auch wieder unser Printprodukt. Wir nehmen die Anregungen der Community auf und überlegen, wie wir ihre Themen journalistisch umsetzen können - manchmal bedeutet das auch, eine falsche Meinung, die im Netz stark beachtet wird, zu hinterfragen und zu relativieren. Und wir lassen unsere Freunde auch mal Zeitungsmacher spielen und geben die Entscheidung, ob wir ein Thema überhaupt umsetzen sollen, an sie weiter. Manchmal staunen wir, wenn eine Geschichte, die uns völlig belanglos erscheint, einen bestimmten Nerv trifft und plötzlich durch die Decke geht.
Um die Themen aufzuspüren, welche die Menschen in der Region bewegen, mussten wir uns früher ins Wirtshaus setzen. Bei ein, zwei Bierchen erzählten die Gesprächspartner bald, wo ihnen der Schuh drückt oder welche Riesensauerei gerade wieder in der Gemeinde passiert. Wir mussten nur Ohren und Bleistift spitzen. Heute, da die Geselligkeit im Wirtshaus schon auf dem Rückzug ist, hat Facebook diese Rolle übernommen. Unter vielen platten Mitteilungen und harmlosen Bildern finden sich nicht selten Hinweise auf die echten Aufreger. Wir halten nun dort Augen und Windowsfenster offen. Und das Bierchen steht nun neben dem Laptop.