Ein altersgerechter Garten, der den Rücken schont
Autor: Pauline Lindner
Hemhofen, Donnerstag, 28. August 2014
Marianne und Wolfgang König haben vor vier Jahren begonnen, ihren Garten in Hemhofen altersgerecht zu gestalten. So hält ein Mähroboter den Rasen kurz und die dichte Bepflanzung der Beete erspart das Unkrautjäten.
"Der Garten ist unser Wohnzimmer", begrüßt Wolfgang König seine Gäste: Landrat Alexander Tritthart (CSU), die Seniorenbeauftragte im Landratsamt Anna Maria Preller und die beiden ehrenamtlichen Wohnberater Elisabeth Sieber und Christoph Volkmar. Die Gruppe möchte sich über die Umgestaltung des Gartens nach den Bedürfnissen für Senioren informieren, denn nach Informationsbroschüren zu Themen der Wohnungsumgestaltung für ältere Menschen soll die nächste sich mit dem Grün ums Haus befassen.
Dazu kann Marianne König einiges sagen, läuft doch der Umbauprozess in ihrem Garten schon um die vier Jahre. Ein Mähroboter und eine Beregnungsanlage geben dem Rentnerpaar Reisefreiheit. "So sieht unser Garten aus, wenn wir drei Wochen nichts gemacht haben", sagen sie. Nur: Der Garten sieht aus, als wäre der Gärtner gerade weggegangen.
Tipps von königlichen Gärtner
Anregungen für die Bepflanzung und Gestaltung hat sich die Gärtnerin aus Leidenschaft in England (König: "Die Heimat der Gärten.") geholt, sogar "direkt bei der Queen". Genauer: Die Königs entdeckten bei einem Besuch im schottischen Schloss Balmoral einen königlichen Gärtner, der zum Rückschnitt von Pflanzen am Boden eine Schere mit langem Stiel einsetzte, bei der aber im Gegensatz zu den Astscheren der schneidende Teil quer zu den Holmen angebracht ist. "Das wäre genau das Richtige für mich, um meine Stauden im Herbst schneiden zu können", dachte sie sich und versuchte so ein Gerät auf dem Markt zu finden. Das hat leider bislang noch nicht geklappt.
So wird sie in diesem Herbst auch wieder zur elektrischen Heckenschere greifen, um die abgestorbenen Teile der vielen Stauden einzukürzen. "Vom Schnitt lasse ich viel an Ort und Stelle als Mulch liegen", erklärt sie ihren Gästen. Im Frühjahr treiben dann daraus wieder die Stauden und Bodendecker. Abgestimmt nach Blühzeit und Höhe dominieren sie den Garten. Besonders verschiedene Storchschnabelarten füllen die Beete. Denn um den Garten zwischendurch mal länger allein zu lassen und danach nicht in Arbeit zu ersticken, setzt das Ehepaar König auf dicht bewachsene Beete.
"Da gibt es keine Kratzarbeit", sagt Marianne König. Selbst ihr geliebtes Rosenbeet mit Rosen aus ihrer bergischen Heimat hat sie nach dieser Methode pflegeleichter gemacht. So wachsen zwischen den Rosen inzwischen Phlox und Korbblütler. Und zwei Nachtkerzen. "Die kommen von selber", erklärt sie den erstaunten Gästen.
Aber auch sonst hat König einen lockeren Umgang mit den Pflanzen, die man gern Unkraut nennt. Durch die dichte Bepflanzung kommt sowieso wenig hoch. Größere Pflanzen zupft sie von Hand aus und die kleinen "übersieht" sie. Die sind ihr einfach keine Rückenschmerzen wegen dauernden Bückens wert.
Auch nicht der Gemüseanbau. Handelsübliche Komposter aus Lattenrosten hat sie zu Hochbeeten umfunktioniert. Die Zucchini wuchern längst darüber. Anstelle von Möhren hat sie Herbstsalat ausgesät. Bewunderung weckt bei den Gästen ihr Mangoldbeet. Und das Rezept zur Zubereitung aus ihrer norddeutschen Heimat: "Die Blätter nimmt man anstelle von Spinat, die dicken Stängel macht man wie Spargel mit einer Buttersoße an". Das kennen die Franken so nicht, bestätigen die Gäste, sind aber überzeugt, dass die Mischung aus gelb- und rot-stieligem Mangold auf jedem Teller appetitanregend aussieht.
Dahlien in Töpfen
Gleich daneben stehen Töpfe mit gelben Naschtomaten. "Die Samen habe ich von meiner Nachbarin", verrät König. Töpfe und Kübel setzt sie viel in ihrem Garten ein, für Dahlien oder Schafgarbe, für Monbretien oder auch die Flamingoblume vom Zimmerfenster. Mit ihnen füllt sie Lücken im Bewuchs. "Nächstes Jahr stelle ich sie vielleicht an eine ganz andere Stelle, wo sich gerade eine Lücke bildet." Die Dahlienstöcke im Herbst aus einem Topf nehmen, um sie überwinters trocken zu lagern sei viel weniger anstrengend als sie mit dem Spaten aus dem Boden zu stechen.