Ehrenamtliche Helfer für Demenzkranke in Röttenbach ausgebildet
Autor: Johanna Blum
Röttenbach, Donnerstag, 10. Juli 2014
Wer einen Demenzkranken zu Hause pflegt, muss nahezu rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Der ASB bildet ehrenamtliche Helfer aus, die die Pflege zumindest für ein oder zwei Stunden pro Woche übernehmen. In Röttenbach ist jetzt ein Kurs mit 17 Teilnehmern zu Ende gegangen.
In der Bundesrepublik Deutschland wird es im Jahr 2050 voraussichtlich drei Millionen Demenzkranke geben. Damit steigt auch der Bedarf an Pflegekräften. 16 Frauen und ein Mann ließen sich jetzt in Röttenbach in 40 Stunden zu ehrenamtlichen Helfern für Demenzkranke ausbilden.
"Ich freue mich schon auf die baldige Zusammenarbeit mit euch", meinte Rosi Schmitt, die Leiterin der Pflege- und Demenzberatungsstelle des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Landkreis, beim letzten Kurstreffen. Einer der Schwerpunkte dieser Fachstelle ist seit 2008 das Entlastungsangebot speziell für pflegende Angehörige von an Demenz erkrankten Familienmitgliedern.
Begeisterung, Freude und Tatendrang bei Teilnehmern
Begeisterung, Freude und Tatendrang strahlen aus den Augen der Kursteilnehmer. Christine Hartmann kommt aus Heßdorf und möchte eine Tagesbetreuung für Demenzkranke eröffnen.
Regine Weissler aus Höchstadt hat einen Vater, der - noch nicht extrem - an Demenz erkrankt ist. "Ich möchte Gutes tun und es erfüllt mich. Man gibt eigentlich so wenig und bekommt so viel zurück. Diese Arbeit gibt meinem Leben Sinn", begründet sie ihr Engagement. Agnes Scheer aus Herzogenaurach hatte sich zusammen mit ihren zwei Freundinnen zum Lehrgang angemeldet. "Ich fand den Lehrgang richtig spannend und ich habe die Teilnahme nicht bereut. Nun weiß ich viel mehr und bin sicher im Umgang mit den Kranken", findet sie.
Rita Bartosch aus Herzogenaurach ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und hat selbst einen Fall in der Familie. "Ich wusste bis jetzt nicht damit umzugehen, und die direkten Angehörigen waren einfach heillos überfordert. Nun möchte ich meiner Schwiegermutter helfen und etwas Sinnvolles tun", erzählt sie.
Teilnehmer sind für den Ernstfall gerüstet
Der Lehrgang war eine Mischung aus Durcharbeiten von Skripten, Praxis, Rollenspiel und Übungseinheiten mit Fallbeispielen. Alle Teilnehmer sind jetzt für den "Ernstfall" gerüstet. Eine wertschätzende Haltung und Einfühlungsvermögen gehören auf jeden Fall auch zum Rüstzeug eines jeden Helfers, sagt die Kursleiterin.
Angehörige und und Pflegende, die Hilfe brauchen, wenden sich an Rosi Schmitt. Sie kommt dann zum Erstbesuch in die Wohnung des Erkrankten und bespricht mit den Angehörigen die Situation. Dann überlegt sich Rosi Schmitt, wer aus dem Ehrenamtlichenkreis - im Moment sind 30 Personen im Einsatz, ohne die neu Ausgebildeten - zu dem Patienten passt. Den zweiten Besuch macht sie dann mit dem geeigneten Helfer, und wenn die Chemie stimmt, dann läuft die Begleitung an. Nun arbeiten Familie und Helfer zusammen, suchen gemeinsam Termine aus und treffen ihre Absprachen.
Für den Demenzerkrankten ist es wichtig, dass ihn eine feste, bekannte Bezugsperson betreut, also muss Vertrauen aufgebaut werden, und ein Wechsel sollte vermieden werden. Klappt alles, kann der pflegende Angehörige ein bis zwei Stunden in der Woche mit freiem Kopf aus dem Haus gehen. Das ist für ihn eine wertvolle Entlastung.
Nach einer erfolgten medizinischen Prüfung hat ein Demenzkranker Anspruch auf Leistungen in Form von Hausbesuchen. Der Ehrenamtliche bekommt eine Aufwandsentschädigung von acht Euro, der Angehörige muss zehn Euro bezahlen. Im ambulanten Bereich wird die Betreuung Demenzkranker über die Pflegekasse abgerechnet. Nur das, was den von der Kasse zugestandenen Betrag überschreitet, muss der Angehörige selbst zahlen. "Deutschlandweit verfällt aber viel Geld. Nur sechs Prozent der Leistungen werden abgerufen, denn die meisten Betroffenen wissen nichts von den Entlastungen.", berichtet Rosi Schmitt.
Wer als Ehrenamtlicher einen Kurs besucht hat und in die Demenzpflege eingestiegen ist, bekommt bei den regelmäßigen Treffen in der Gruppe alle sechs Wochen Rückhalt und Hilfe. Rosi Schmitts abschließender Appell: "Wichtig ist es, dass die betroffenen Familienangehörigen keine Scheu haben, sich Hilfe zu holen und fremde Leute in ihr Haus zu lassen. Betroffene, aber auch die Ehrenamtlichen sind meist überrascht von den vielen positiven Erfahrungen. Die sozialen Kontakte und das Miteinander sind wirklich eine Bereicherung auf beiden Seiten."