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Drei junge Flüchtlinge haben in Röttenbach ein Zuhause gefunden


Autor: Sabine Memmel

Röttenbach, Mittwoch, 11. März 2015

Seit vergangener Woche sind in einem Wohnhaus in der Weiherstraße in Röttenbach drei minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Sie kamen ohne Eltern nach Deutschland und werden jetzt rund um die Uhr betreut. Die Unterstützung aus dem Ort ist groß.
Hier wohnen die minderjährigen Flüchtlinge. Foto: Andreas Dorsch


Die gelben Post-its stechen sofort ins Auge. Sie hängen überall im ganzen Haus. Sämtliche Möbel und Gegenstände sind mit den kleinen Zettelchen beklebt. Beschriftet mit einem Begriff auf deutscher, somalischer oder auch arabischer Sprache. Geschrieben wurden sie von den jungen Asylbewerbern selbst.

Seit vergangener Woche sind drei "unbegleitete Flüchtlinge" - wie es im Amtsdeutsch heißt - in einem Wohnhaus in der Weiherstraße in Röttenbach untergebracht. Ein 16-Jähriger aus Somalia und zwei Brüder aus Syrien (15 und 17 Jahre). Sie alle flüchteten ohne ihre Eltern aus ihrem Heimatland, kamen alleine nach Deutschland und werden jetzt von fünf Vollzeit-Mitarbeitern des evangelischen Jugendhilfeverbundes "Puckenhof" rund um die Uhr betreut.

Was die drei jungen Flüchtlinge in ihrer Heimat und auf ihrer Flucht durchgemacht haben, ob ihre Eltern zuhause geblieben oder nicht mehr am Leben sind, darüber möchte Abteilungsleiter Martin Burda zum Schutz der Jugendlichen keine Angaben machen. Belastet von den Erlebnissen, die sie in den vergangenen Wochen und Monaten gemacht haben, sind aber alle drei. Eine Psychologin führt regelmäßig mit ihnen Gespräche. "Die Problemstellungen sind ganz unterschiedlich. Eine Flucht ist aber nie einfach, egal wie sie verlaufen ist", erklärt er.
Doch die drei jungen Männer verschließen sich deshalb nicht. Ganz im Gegenteil. Sie sind motiviert, möchten hier ankommen und ein Zuhause haben: "Sie sind froh, dass sie hier eine Perspektive haben. Sie möchten in dieser Gesellschaft leben. Das ist für alle das Ziel", erzählt Burda.

Die vergangenen drei Monate verbrachten die drei Jugendlichen in einer sogenannten Clearingstelle für minderjährige Flüchtlinge von der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg. Dort wurde ihr Asylverfahren eingeleitet. Außerdem bekamen sie erstmals Deutschunterricht. "Auch hier sprechen wir nur deutsch miteinander. Wir können uns schon ganz gut verständigen, schwierig wird es bei komplizierteren Sachverhalten", sagt Burda.

Ab Ende März sollen die jungen Flüchtlinge die Schule besuchen. In Herzogenaurach und in Erlangen werden neue Übergangsklassen geschaffen. Einen geregelten Tagesablauf haben sie aber auch jetzt schon. Sie stehen um 7 Uhr auf, frühstücken gemeinsam und werden dann von den Betreuern des Puckenhofs unterrichtet. "Danach kochen wir zusammen, zeigen ihnen Röttenbach, wie man einkauft, Bus fährt und so weiter. Wir begleiten sie in die Eigenständigkeit", erklärt Burda.

Nachbarn bringen Kuchen

Auch in Uttenreuth gibt es seit Ende Februar eine Wohnung mit zwei minderjährigen Flüchtlingen. In Dechsendorf soll im August Platz für zehn junge Asylbewerber entstehen. Beides von Mitarbeitern des Puckenhof betreut. "Wir haben vor einem Jahr schon in Hemhofen probiert, ein Objekt anzumieten. Dort haben wir allerdings schlechte Erfahrung mit der Ablehnung der Nachbarn gemacht", erinnert sich Burda.

Mit den Röttenbachern hat er bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Sie haben die jungen Flüchtlinge offen willkommen geheißen. Mehrere Nachbarn haben einen Kuchen vorbeigebracht. Andere haben eine Tischtennisplatte, ein Sofa und Fahrräder zur Verfügung gestellt. Und der junge Somalier nimmt bereits am Fußballtraining teil. "Der Kontakt zur Bevölkerung ist sehr positiv", freut sich Burda.

Unterstützt wird er von der Initiative "WIR" (Wir in Röttenbach), die es bereits seit mehreren Jahren gibt. Sie sucht aktiv nach Helfern für die Jugendlichen. Rund 15 Bürger haben sich bereits gemeldet, die sich in irgendeiner Form engagieren wollen. "Wenn wir jetzt erstmal die Stärken und Hobbys der Jugendlichen kennen, wollen wir Gleichgesinnte finden und zusammenbringen", sagt Brigitte Beck vom Unterstützerkreis.

In dem Haus in der Weiherstraße ist insgesamt Platz für acht minderjährige Flüchtlinge. Es gibt vier Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer. Wann weitere Jugendliche kommen, steht jetzt aber noch nicht fest: "Ich habe schon Anfragen auf dem Tisch. Die Jugendlichen kommen dann erstmal her und schauen sich das Haus an", sagt Burda. Ein Zettel an der Wand im Wohnzimmer dürfte sie dann besonders freuen. Auf ihm steht in großen Buchstaben: "Willkommen".