Druckartikel: Diese Frauen aus Höchstadt sagen, was sie denken

Diese Frauen aus Höchstadt sagen, was sie denken


Autor: Sabine Memmel

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 07. März 2014

Seit über 100 Jahren kommen am 8. März die Frauen zu Wort und sagen, wo es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau noch hapert. Wir haben vier Frauen aus Höchstadt und der Umgebung gefragt.
Andrea Janko  Fotos: privat


Franziska Wellein, Zeitungszustellerin, verteilt den Fränkischen Tag in Höchstadt-Nord:

1Was ist typisch weiblich? Stundenlang telefonieren und dabei vergessen, für die Familie zu kochen. Frühstücken gehen und dann dauert es fast den ganzen Tag.

2Welche Erfahrung haben Sie als Frau gemacht, die Sie als Mann so wohl nicht gemacht hätten? Meine Kinder Kathrin (26) und Stefan (23) zur Welt zu bringen. Das habe ich als wunderbar empfunden. Das kann man nur als Frau empfinden.

3Wo sehen Sie noch Probleme in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern? Dass es immer noch Berufe gibt, bei denen der Mann besser bezahlt wird als die Frau.

Und dass es immer noch Betriebe gibt, die Männer bevorzugen und Frauen nicht immer für jeden Beruf ausbilden wollen.

Julia Weiland, Jugendpflegerin in der Fortuna Kulturfabrik:

1Was ist typisch weiblich? Zu typisch weiblich fällt mir als erstes ein: Empathie. Die meisten Frauen, die ich kenne, können sich besser in andere hineinversetzen als Männer. Als nächstes ein feiner Spürsinn: Frauen haben unsichtbare Antennen und spüren, wenn was in der Luft liegt. Und dann das Äußere: Schöne hohe Schuhe, schöne elegante Kleider.

2Welche Erfahrung haben Sie als Frau gemacht, die Sie als Mann so wohl nicht gemacht hätten? Leider schon mehrere unschöne Grenzüberschreitungen von jungen Männern bei mir bei der Arbeit - weshalb wir nachts nicht mehr alleine arbeiten. Beim Autokauf wollte mir der Verkäufer einiges aufschwatzen, weil er wohl dachte, ich sei eine junge, naive Frau, die sich nicht auskennt. Ich wusste aber, was ich wollte. Positive Erfahrungen mache ich aber öfter: Schwere oder große Sachen werden für mich getragen, auch wenn ich es alleine schaffen würde - auch von hilfsbereiten fremden Männern.

3Wo sehen Sie noch Probleme in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern? Ganz klar: in der Arbeitswelt! Frau bekommt schwerer einen Job, weil sie in der Lage ist, Kinder zu bekommen. Oder weil sie womöglich schon eins hat und das versorgt werden muss. Schlechtere Bezahlung bei gleicher Arbeit. Eine Frau muss mehr leisten als Männer, um anerkannt zu werden. Und natürlich das leidliche Thema der fehlenden weiblichen Führungskräfte. In der Arbeitswelt muss noch viel umgedacht werden! Von männlich und weiblich weg zu "menschlich".

Andrea Jano, Inhaberin der Flaschnerei und Dachdeckerei Michael Janko:

1Was ist typisch weiblich? Typisch weiblich - dieses Klischee gibt es für mich eigentlich nicht. Ich selbst bin der beste Beweis dafür, dass das nicht generell stimmt. Ich kann - was sogar mehrfach und neidlos von mehreren Männern bestätigt wird - außerordentlich gut einparken. Deswegen bin ich aber noch lange nicht untypisch weiblich. Vielmehr werden durch Erziehung und Grenzsetzungen solche Klischees gefördert. Es gibt genauso quasselnde Männer wie Frauen, die nicht zuhören können. Oder Frauen, die überaus handwerklich begabt sind und Männer, die zwei linke Hände haben. Diese Klischees sind total veraltet und aus den frühen 50ern hängen geblieben, als die Frau noch ausschließlich für Heim und Herd zuständig war. Frauen und Männer gibt es aller Couleur, vom Mannsweib bis zur Tussi, vom Macho bis zum Weichei. Es ist hier wie in allen Bereichen des Lebens: Das Beste ist von jedem ein bisschen. Oder einfach: Die richtige Mischung macht's.

2Welche Erfahrung haben Sie als Frau gemacht, die Sie als Mann so wohl nicht gemacht hätten? Positive: Dass einem mal in den Mantel geholfen oder der Vortritt gelassen wird. Das einem Hilfe angeboten wird, wenn man sich mit einem 50 Kilo schweren Sack Erde beim Einladen plagt. Negative: Dass man gerne unterschätzt und manchmal belächelt wird. Dass man manchmal auf das Äußerliche reduziert wird.

3Wo sehen Sie noch Probleme in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern? Viele Männer hängen immer noch in dem alten Rollenverhalten fest, das sich über Generationen manifestiert hat. Sie haben ein Problem damit, dass Frauen heutzutage oftmals "autark" sind. Am gravierendsten jedoch finde ich die immer noch aktuelle Benachteiligung der Frauen im Beruf. Das beginnt mit der Entlohnung: Bei gleicher Arbeit erhalten Frauen oft immer noch geringere Löhne. Wie viele Frauen, mit gleicher Qualifikation wie Männer, bekommen mit 50 oder 60 Jahren noch ein Angebot für eine Führungsposition? Bei Männern ist das keine Seltenheit. Prinzipiell finde ich es schön, eine Frau zu sein und dabei gleichzeitig meinen Mann zu stehen. Ich will keine soziale Hängematte, auch wenn es manchmal angenehm wäre. Man sollte nicht zu stolz sein, um Hilfe zu bitten (gilt für beide Geschlechter), aber sich trotzdem auch mal etwas zutrauen. Letztendlich sollte jede Frau nach ihrer Façon glücklich werden, ob als Managerin oder Hausfrau und Mutter - das eine ist so gut wie das andere!

Gudrun Dörpholz-Friedrich, Sopranistin:

1Was ist typisch weiblich? Typisch weiblich ist für mich, dass eine Frau versucht, möglichst viele (bzw. alle) Aufgaben in Verantwortung zu übernehmen und zu erfüllen, auch wenn sie eigentlich schon bis weit über ihr persönliches Limit hinaus gegangen ist. Viele Frauen stellen ihre Persönlichkeit nach wie vor zu sehr in den Schatten. Frauen äußern nach wie vor oft zu wenig, welche Bedürfnisse sie haben.

2Welche Erfahrung haben Sie als Frau gemacht, die Sie als Mann so wohl nicht gemacht hätten? Dass Kinder nach wie vor einen Karriereknick bedeuten. Trotzdem ist es immer etwas Großartiges gewesen, Kinder zu bekommen. Ich hätte nicht darauf verzichten mögen!

3Wo sehen Sie noch Probleme in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern? Ich wünsche mir in unserer Gesellschaft ein Denken für noch mehr Partnerschaftlichkeit beider Geschlechter. Das sollte zur Selbstverständlichkeit werden! Wir Frauen sollten aber aufhören, uns immer nur an den Männern zu messen und es ihnen gleich zu tun. Wir sollten es auf unsere Art anders oder vielleicht besser machen und wir sollten es mit ihnen tun, nicht gegen sie.