Die Zeit der Baracken in Höchstadt ist abgelaufen
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 13. März 2013
Die für den Autobahnbau errichteten Holzhütten unterhalb der Kerschensteiner Straße in Höchstadt müssen jetzt Wohnhäusern weichen. Sie dienten einst auch als Ausweichquartier für die Schule.
Viele Höchstadter können sich noch gut daran erinnern, wie sie Teile ihrer Schul- und später auch Freizeit in den alten Baracken in dem kleinen Park zwischen Kerschensteiner- und Andreasstraße verbracht haben. Mit dem Bau der A3 Anfang der 60er Jahre wurden auch die Holzkonstruktionen zusammengezimmert - jetzt nimmt sie ein nagelneuer japanischer Bagger mit brutaler Gewalt wieder auseinander.
"Der erste Einsatz für das Gerät", sagt Sascha Hanisch von der Höchstadter Entsorgungsfirma EVG-Nord. Sie hat von der Stadt den Auftrag bekommen, das rund 3600 Quadratmeter große Grundstück abzuräumen. Das Areal wird in vier Baugrundstücke für Mehrfamilienhäuser aufgeteilt.
10 000-Liter-Tank
Neben den beiden lang gezogenen Baracken muss auch ein im Boden vergrabener 10 000-Liter-Erdöltank ausgebaut und fachgerecht entsorgt werden.
In wenigen Tagen wird das Grundstück wieder bebaubar sein, kündigt Hanisch an. Im Vorfeld mussten die beiden Baracken ausgeräumt werden. Da galt es nicht nur, jede Menge Unrat zu entsorgen, auch alte Schulmöbel waren in einzelnen Räumen noch gelagert, die sich dann im Holz-Container wiederfanden.
Nachdem die Baracken nicht mehr für die Unterbringung der Arbeiter von der Autobahn-Baustelle gebraucht wurden, dienten sie ab 1967 als Ausweichquartier für die damalige Volksschule. Klassen-, Handarbeits- und Werkräume wurden eingerichtet und ein Jahr später kaufte die Stadt die Baracken vom Autobahnamt für 36 000 D-Mark. Die Schüler fühlten sich dort noch viele Jahre lang wohl.
Musik und Tanz
Auch als sie später in neue Schulhäuser umgezogen waren, pulsierte in den Baracken weiter das Leben. In den westlichen Trakt zog die Stadtkapelle ein, den östlichen übernahm die Arbeiterwohlfahrt. Die Musiker konnten ungestört proben, die Mitglieder und Gäste der Arbeiterwohlfahrt richtig feiern.
Besonders beliebt war der AWO-Seniorentanz. "Das war super", blickt Organisatorin Fini Schüpferling zurück. Bestimmt sieben Jahre lang wurde alle vier Wochen zur Livemusik von Walter Vollmer getanzt. Bei den oft bis zu 50 Tänzern sei die Stimmung immer gut gewesen. Schüpferling: "Schöner als in der Gastwirtschaft."
AWO-Beisitzer Johann Cach erinnert sich noch bestens an das "optimal eingerichtete Vereinsheim". Küche, Toiletten, Fernseher - es war alles da. Der Altenclub traf sich regelmäßig, Weihnachts- und Muttertagsfeiern wurden gehalten und Pakete für Bedürftige gepackt.