Druckartikel: Die Wohnungsnot im Landkreis nimmt zu

Die Wohnungsnot im Landkreis nimmt zu


Autor: Petra Malbrich

, Mittwoch, 02. März 2016

Die anerkannten Flüchtlinge, die als sogenannte Fehlbeleger aus den Unterkünften müssen, brauchen eine neue Bleibe. Daran mangelt es in vielen Gemeinden.
Für Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, geht es zunächst einmal in eine Erstaufnahmeeinrichtung wie auf unserem Bild in Zirndorf. Diejenigen, die anerkannt werden, brauchen dann bezahlbaren Wohnraum, der derzeit überall Mangelware ist. Foto: Archiv/Daniel Karmann, dpa


"Die Nachfrage ist größer als das Angebot", sagt Ludwig Nagel (CSU), Bürgermeister von Hemhofen, und spricht damit seinen Kollegen aus der Seele. Ob in Adelsdorf oder in Röttenbach, in nahezu allen Gemeinden des Landkreises gibt es junge Familien, die Wohnungen suchen.
Die Gemeinde Adelsdorf hat deshalb einen Antrag gestellt, sich am Wohnbaupakt Bayern I zu beteiligen und bereits die Bewilligung für dieses Förderprogramm erhalten, berichtet Bürgermeister Karsten Fischkal (FW). Acht bis neun Wohnungen sollen dann im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus entstehen, um nicht nur anerkannten Flüchtlingen, sondern auch Bürgern aus Adelsdorf eine bezahlbare Wohnung anbieten zu können.
Eine Familie ist bereits anerkannt und in einem Wohnhaus eingemietet. Aktuell sind noch 49 minderjährige Flüchtlinge in verschiedenen Wohnungen untergebracht, aber noch nicht anerkannt.

Bürgermeister Fischkal hat mit dem Unternehmerstammtisch, der jedes halbe Jahr stattfindet, schon weitergeplant, denn beim nächsten Stammtisch werden Referenten der Arbeitsagentur und der IHK über die Intergration der Asylbewerber in Arbeitsverhältnisse informieren.
Ebenfalls am Wohnbaupakt Bayern I will die Gemeinde Röttenbach teilnehmen. Zumindest haben sie sich das Projekt vorstellen lassen und auch bereits Grundstücksverhandlungen geführt. Das Grobkonzept dazu steht und wurde den Fraktionen schon gezeigt. 15 plus sechs Wohneinheiten sollen entstehen. "Das könnte ein guter Weg sein", findet Bürgermeister Ludwig Wahl (FW). Die Gemeinde hat zwar aktuell noch keine anerkannten Flüchtlinge, macht sich aber doch Gedanken über den sozialen Wohnungsbau. Bauplätze sind in der Gemeinde keine mehr zu haben, bei den Mietwohnungen werde es auch eng, erklärt Wahl das Interesse am Wohnbaupakt.


Gemeinden suchen Lösungen

Natürlich versuchen andere Gemeinden ebenso freie bezahlbare Wohnungen zu finden. Zwei Flüchtlingsfamilien sind in Wachenroth bereits anerkannt worden. Eine der Familien lebt nun in einer ehemaligen Hausmeisterwohnung der Mittelschule, die andere Familie bezog eine Wohnung der Kirchenverwaltung in Weingartsgreuth.
80 Flüchtlinge im Erstaufnahmelager sind viele für eine kleine Gemeinde. Aber es sei ruhig, fügt Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU) an. An Neubauten oder der Teilnahme am Wohnbaupakt denkt die Gemeinde aber nicht, denn viele der hauptsächlich jungen Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien oder Somalia möchten nicht in den Dörfern bleiben. "Ein Großteil der jungen Männer will ins Zentrum nach Nürnberg, Fürth oder Erlangen oder am liebsten gar ins Ruhrgebiet", erzählt Gleitsmann die Wünsche der jungen Asylbewerber. Wie in Adelsdorf und den anderen Gemeinden würden auch die Helferkreise und die Gemeinde mit Ansprechpartnern bei einer Wohnungssuche unterstützen.
Unterstützend wirken würde auch die Gemeinde Hemhofen. Sicher ist die Wohnungssuche zunächst die Aufgabe eines jeden selbst. "Wir unterscheiden nicht zwischen sozial Schwachen und Flüchtlingen", sagt Nagel.
Dass der Flüchtlingsandrang des vergangenen Jahres nicht so schnell bearbeitet werden kann, ist wohl jedem klar, selbst wenn eine Kommune schon jahrzehntelange Erfahrung mit Flüchtlingen hat, so wie Höchstadt. Um das alles zu bewältigen, ist ein Riesenprojekt geplant. "Wir arbeiten derzeit an der Konzeption eines Integrationszentrums", sagt Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Flüchtlinge, die eine hohe Chance auf ein Bleiberecht haben, Deutsch können und ein gewisses Berufsfeld anstreben, werden ins Integrationszentrum aufgenommen.
Für zehn bis 20 Millionen Euro wird damit bezahlbarer Wohnraum geschaffen, auch um die Preislage am Wohnungsmarkt zu entlasten, sagt Brehm. Ungefähr 120 bis 140 Wohneinheiten und 40 bis 50 Wohnräume für unbegleitete Jugendliche sind geplant. Dazu werde die Stadt im Innenstadtbereich Altbauten sanieren oder Brachen in der Innenstadt bebauen. Aber es wird auch im Neubaugebiet gebaut werden, um das Konzept umzusetzen.
Das Integrationszentrum wird in der nächsten Stadtratssitzung am 17. März vorgestellt und auch das Gesamtkonzept, das dahinter steht. Es beinhaltet, Deutsch zu lernen, die soziale Integration und die Arbeitsvorbereitung. Die Deutschkenntnisse müssen passen, Sozialkundekenntnisse vorhanden sein und eine Berufsvorbereitung muss stattgefunden haben. "Wir haben Verbundpartner in der Wirtschaft, die dann Praktika anbieten", sagt Bürgermeister Brehm. Bis diese drei Grundvoraussetzungen in zwei bis drei Jahren erfüllt sind, soll der Wohnraum geschaffen sein.