Die StUB: Frankens Megaprojekt erhitzt die Gemüter
Autor: Max Schmidt
Erlangen, Mittwoch, 17. Februar 2021
Die Stadt-Umland-Bahn zwischen Herzogenaurach und Nürnberg geht nach jahrelanger Vorplanung langsam in ihre heiße Phase. Sie soll tausenden Pendlern den Weg zur Arbeit erleichtern und eine umweltfreundliche Verkehrswende einleiten. Den Werdegang des Megaprojekts, seine Vorteile und die aktuelle Kritik in der Übersicht.
Die StUB, die Stadt-Umland-Bahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach ist eines der größten Verkehrsprojekte in Franken: Sie soll die drei Städte und ihre großen Unternehmen enger miteinander verbinden und vor allem tausenden Pendlern eine umweltverträgliche Alternative zu den überlasteten Straßen bieten. Dabei ist seit Planungsbeginn schon viel Wasser die Regnitz hinabgelaufen: Schon in den 1970er Jahren gab es in Erlangen Überlegungen für eine neue Stadtbahn, spätestens zu Beginn der 1990er wurden diese Überlegungen zur Idee einer regionalen Umlandbahn ausgeweitet. Ende der 2020er Jahre, so hofft man derzeit, sollen die ersten Passagiere die neue Bahn nutzen können.
Der lange Planungsprozess mit seinen vielen Rückschlägen mündet nun kurz vor Beginn der Bauphase in einem weiteren Konflikt über eine sehr zentrale Frage: Wo soll die StUB die Regnitz in Erlangen queren? Die neue Straßenbahnlinie kommt östlich des Flusses in Erlangen an und muss Richtung Herzogenaurach über den Erlanger Wiesengrund gelangen. Gegen die vom "Zweckverband Stadt-Umland-Bahn" ausgearbeitete Streckenführung regt sich weiterhin Widerstand.
Bürgerinitiative kritisiert Regnitzquerung
Die beteiligten Kommunen, Behörden und Institutionen werteten Dutzende Varianten der Streckenführung aus. Für den Weg zwischen dem Erlanger Bahnhof und dem Stadtteil Büchenbach schafften es drei Vorschläge in die Endauswahl. Im April 2019 entschied sich der Erlanger Stadtrat für die Variante des Baus einer neuen Brücke - die sogenannte "Wöhrmühlbrücke ". Die Straßenbahntrasse soll demnach in einer großen S-Linie über den Wiesengrund führen. Zwar handelt es sich bei der Option um die direkteste Verbindung und somit die kürzeste Streckenführung, dennoch ist die Wöhrmühlbrücke über 1,5 km lang und durchtrennt den Wiesengrund an seiner breitesten Stelle. Die Bürgerinitiative "StUB - So nicht!" mobilisiert seit einigen Jahren gegen dieses Szenario. Bei dem langgezogenen Stück Wiesengrund an der Regnitz handelt es sich nämlich um das größte Landschaftsschutzgebiet Erlangens.
Die Bürgerinitiative kritisiert, dass bei der Entscheidung nur Nutzen-Kosten-Abwägungen für Bundesfördertöpfe den Ausschlag gegeben haben. Diese würden die lokalen Gegebenheiten an mehreren Punkten nicht berücksichtigen. Die für das "richtige Nahverkehrskonzept der Zukunft" (Erlangens OB Florian Janik) gebaute Brücke, würde "die Wiesenlandschaft in seiner jetzigen Form unwiederbringlich zerstör[en]", so die Bürgerinitiative auf ihrer Website. Dies stelle einen bedeutenden Verlust nicht nur für Tiere und Pflanzen, sondern auch für die Bürger dar. Umweltfreundlichkeit sähe anders aus.
Des Weiteren stellt "StUB - So Nicht!" den Beitrag des Großprojekts zur Verkehrswende infrage. Bei dieser ginge es vor allem darum, alte, auf individuellen Personenverkehr ausgelegte Strecken neu zu erschließen. Um als Stadt umweltfreundlich und effizient in die Zukunft zu gehen, müsste der ÖPNV sowie Fußgänger und Fahrradfahrer einen größeren Platz in der Stadt haben. Alte Räume müssten nach neuesten Erkenntnissen umstrukturiert werden. Stattdessen werde jedoch auf parallele Entwicklung gesetzt und der Straßenraum gezielt geschont.
Das Megaprojekt im Überblick
Die Planung der StUB dauert bereits seit Jahren an, die Idee ist noch viel älter. Konfliktpunkte gab und gibt es nicht nur in Erlangen. Von Nürnberg, über Erlangen-Höchststadt bis Herzogenaurach: bei der Vielzahl der Akteure und den historischen Wendungen ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Ein historischer Rückblick und der aktuelle Stand der Dinge:
- 1970er Jahre: Siemens testet Hängebahn (HBahn) auf Werksgelände – Erlangen diskutiert Einsatz
- 1978: Der Stadtrat in Erlangen lehnt Pläne für eine Stadtbahn ab
- 1984: Bahnstrecke Erlangen Bruck - Herzogenaurach wird eingestellt
- 1990/1992: Konzept wird ausgeweitet – die Idee einer Stadt-Umland-Bahn entsteht
- 1994: Machbarkeitsstudie – grünes Licht für die StUB
- 1995: Projekt wird nicht in Förderprogramm des Bundes und der Länder aufgenommen und deswegen zunächst verworfen
- 1999: Die VAG, Nürnberg und Erlangen gründen neue Projektgruppe
- 2008: Erneute Machbarkeitsstudie
- 2010: Planungen werden intensiviert
- 2013: Die StUB wird in Förderprogramm des Bundes aufgenommen (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz)
- 2014: Der Nürnberger Stadtrat stimmt einstimmig für die Gründung eines Zweckverbandes
- 2015: Der Landkreis Erlangen-Höchstadt steigt nach Bürgerentscheid aus dem Projekt aus
- 2016: Erlangen, Nürnberg und Herzogenaurach gründen Zweckverband zur weiteren Planung und Umsetzung der StUB
- 2017: Aufbau einer Projektstruktur mit Geschäftsstelle. Start von Variantenstudien und konkreter Projektarbeit. Bürgerdialog wird aufgenommen.
- 2018: 13 Gemeinden aus den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim schließen sich zusammen, um den Ostast der StUB erneut prüfen zu lassen
- 2018/2019: Während der Planungsphase werden über 100 mögliche Streckenverläufe begutachtet. Die aussichtsreichste Linienführung (sog. "Vorzugstrasse") wird identifiziert
- 2020: Regierung von Mittelfranken schließt Raumordnungsverfahren ab und stuft die StUB als raumverträglich ein