Druckartikel: Die Stadtkapelle Höchstadt ist jetzt in Frauenhand

Die Stadtkapelle Höchstadt ist jetzt in Frauenhand


Autor: Pauline Lindner

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 08. Mai 2014

Tanja Schwägerl ist die erste weibliche Vorsitzende in der Geschichte des Höchstadter Musikvereins. Sie möchte, dass die Kapelle bald wieder an Wertungsspielen teilnimmt und eine "Kapelle für alle Fälle" bleibt.
Tanja Schwägerl musiziert seit 25 Jahren in der Stadtkapelle. Foto: Pauline Lindner


Probe in der "Beethoven-Halle" - auch bekannt als Vereinszimmer der Stadtkapelle und des Heimatvereins - ist angesagt. Johannes und Tanja Schwägerl haben schon ihre Saxofon-Koffer in der Hand, um sich bei Georg Römer zu treffen. Die fünf "Saxen" bereiten einen Auftritt beim Weinfest in Prichsenstadt vor.
Tangos und Blues-Lieder stehen auf dem Programm sowie ein Stück, das im Original "Elke in der Kur" heißt. Im Jargon des Quintetts heißt es "Schorsch auf dem Kellerberg", und Tanja Schwägerl erklärt warum. Man müsse in das Stück reinhören, dann erkenne man ihn sofort, wie er aus der Haustüre gehe und gleich zu tanzen anfange.

Von der Tagesform abhängig

Es wird gelacht, es werden Notizen in die Noten gemacht, wie welche Passage zu intonieren sei, auch wenn Römer kommentiert: "Wie wir's dann spielen, hängt von der Tagesform ab." Wenn die so wie

bei dieser Probe ist, dann können sich die Festgäste in Weinfranken auf dden Besuch aus Höchstadt freuen.
14 Jahre war Tanja Schwägerl alt, als sie zum ersten Mal als Klarinettistin bei der Stadtkapelle mitspielte. Nun freut sie sich als neu gewählte und erste weibliche Vorsitzende, dass heuer auch wieder vier Zwerge dazugekommen sind: Zwei Posaunisten, ein Trompeter und eine junge Trompeterin bliesen die Choräle beim Einzug der Kommunionkinder in die Georgskirche mit. "Ich bin froh um jeden, der kommt", sagt die Chefin von derzeit 39 aktiven Musikern.

Über die jungen freut sie sich besonders. Die meisten kommen, wie sie selber vor 25 Jahren, nach zwei Jahren Instrumentalausbildung an der Höchstadter Musikschule oder aus Bläserklassen der Mittelschule zum Ensemble. Es wurde bis vor einem Jahr von Gerhard Geuder, Schwägerls erstem Dirigenten, geleitet. Heute hat die Stabführung Markus Koppmann inne.

"Eine Kapelle für alle Fälle" - dieses Motto der Stadtkapelle soll bleiben, ist Schwägerls Wunsch für ihre Amtszeit. "Die Fälle" sind weit gespannt: von traditionellen kirchlichen Verpflichtungen wie die Fronleichnamsprozession oder die Kommunion bis zu Verpflichtungen für die Stadt wie am Volkstrauertag oder am Kerwasmontag. Oder Kerwasbaumaufstellen. Oder beim Pfarrfest.

Dazu kommen noch die eigenen Konzerte. Das nächste ist eine Schlosshofserenade am 18. Juli, die die Stadtkapelle mit der Blaskapelle Wachenroth gestaltet.

Quintett spielt Swing

Hinzukommen noch zwei Untergruppen: die Hornochsen-Band mit Bigband-Sound und viel Volkstümlichen - wie bei der Kuhstall-Kerwa. Und eben das Saxofon-Quintett, das sich überwiegend dem Swing verschrieben hat. Tanja Schwägerl würde gerne auch mehr klassische Stück aufnehmen, aber für ihre Besetzung ist die Auswahl nicht besonders groß.

"Ich mag Musik querbeet", sagt sie überzeugend und gibt gleich einen Hörtipp: "Jeden Sonntag zwischen 11 und 12 Uhr BR 1 hören; da kommen immer bekannte Blasorchester." Vielleicht demnächst auch die Stadtkapelle. Geht es nach der neuen Vorsitzenden, wird die Stadtkapelle bald wieder an Wertungsspielen teilnehmen. "Wir werden uns wegen der vielen jungen Mitglieder aus der Mittelstufe hocharbeiten", hofft sie. Die Wahlstücke könne man ja aus den Konzertprogrammen nehmen, aber die Pflichtstücke solcher Prüfungen müssten eigens - und gründlich - geprobt werden.