Die Stadt braucht ihr Bier
Autor: Manfred Welker
Herzogenaurach, Montag, 02. Januar 2017
Durst hat der Mensch immer. Daher begleitet die Geschichte der Bierproduktion die der Menschen. Heute schauen wir das Herzogenauracher Kommunbrauhaus an.
Das Brauwesen in Herzogenaurach war ehemals auf mehrere kleine Gastwirtschaften verteilt, die alle selber Bier produzierten, von denen sich aber viele kein eigenes Brauhaus leisten konnten. Diese Wirtschaften durften das Kommunbrauhaus nutzen.
Nach einigen Vorgängerbauten errichtete man in Herzogenaurach 1760 ein neues Kommunbrauhaus beim Steg- oder Ansbacher Tor, das im Kern auch heute noch am Standort vorhanden ist. Es wurde 1788 als Brauhaus beim Ansbacher Tor und 1804 als gemeines Stadtbrauhaus bezeichnet.
Nach den Jahrbüchern der Stadt Herzogenaurach, Jahrgang 1835/36, hatte Herzogenaurach "6 Bierbrauereien, nemlich 1 Commun- und 5 Privat-Brauereien." In der Stadt gab es außerdem "4 Bierwirthe, excl. 9 Wirthen, welche die Bierwirthschaft mit dem im Commun-Bräuhause gebrauten Bier treiben."
Mit Personal
Im Kommunbrauhaus logierte außerdem der Braumeister, der von der Stadt angestellt wurde. So wohnte 1813 im gemeinen Stadtbräuhaus ein Ludwig Daigfuß und 1845 Ludwig Daigfuß, Büttner und Braumeister. Das Brauhaus wurde 1835 als Communalgebäude bezeichnet und befand sich nach einer Erhebung des Jahres 1857 im Besitz der Gemeinde Herzogenaurach. Außerdem hatten die Bewohner des Ansbacher Torhauses einen Garten vor den Mauern der Stadt beim Kommunbrauhaus und ein Waschhäuslein.Da für den Unterhalt des Brauhauses die Kommune zuständig war, machte im Auftrag der Stadtverwaltung Konrad Krämer am 19. Januar 1843 ein Aufmaß der drei Kühlschiffe im hiesigen Stadtbrauhaus. Außerdem stellte Krämer fest: "Die beiden Bierkühlschiffe in hiesigem Communbrauhaus sind so baufällig, daß sie durch neue ersetzt werden müssen."
Untergang im Feuer
Aber nicht nur die Einrichtung war marode. Durch Feuer wurde das Kommunbrauhaus am 16. März 1878 beschädigt und musste instandgesetzt werden.Über den Wert des Communbrauhauses, Haus Nr. 66 in Herzogenaurach, gibt eine Schätzung vom 23. Juli 1884 Aufschluss. Die Grundstücksfläche für das ganze Areal belief sich auf 0,15 Tagwerk. Alles in Allem summierte sich das auf einen Wert von 9140 Mark. Die "Mobilitäten" waren mit 3970 Mark bei der Hypotheken- und Wechselbank vom 21. September 1878/1888 versichert. Außerdem verfügte das Kommunbrauhaus über einen ganzen Anteil an der Corporationswaldung, Burg-, Dohnwald und Birkenbühl in der Stadtgemeinde Herzogenaurach.
In einer "Currende" bestimmte der Stadtmagistrat am 2. Juli 1886, dass die defekte "Maischkuffe" im Communbrauhaus durch eine neue in gleicher Größe ersetzt werden solle. Offensichtlich war auch diesem Gerät keine große Dauer beschert, denn am 4. August 1892 beschloss der Stadtmagistrat die Anschaffung eines eisernen Maischbottichs. Der Vertrag für die Lieferung mit einer Nürnberger Firma datiert aber erst vom 1. August 1894.
Am 16. August 1893 beriet der Stadtmagistrat über die Besetzung der Communbraumeisterstelle. Beworben hatte sich Georg Welker, der zu dieser Zeit Wirtschaftspächter in Welbhausen, Bezirksamt Uffenheim, war. Der Beschluss zu seiner Bestellung erfolgte am 21. August 1893.
Bei der Übergabe an den neuen Communbraumeister Georg Welker wurden die im Communbrauhaus vorhandenen Mobiliargegenstände am 16. September 1893 aufgeführt und vom neuen Amtsinhaber übernommen.
Der Hopfen zum Brauen wurde von böhmischen Hopfenhändlern geliefert. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757-79) wollte den Hopfenanbau in der Region einführen und dadurch eine Steigerung des Volksvermögens erreichen. Mit dem Hopfen sollten vor allem bisher unbebaute Grundstücke bepflanzt werden.
Diese sollten auf zehn Jahre steuer- und zehntfrei bleiben. Bisher schon mit einer anderen Frucht bebauten Grundstücke sollten für fünf Jahre in diesen Genuss kommen.
Anreiz
"Nebendem wird jenem, der das mehreste im tüchtigen Hopfen, so sich doch über 12 Zentner belaufen soll, gebaut habe, ein Preis oder Douceur von 30 Reichthalern aus den Krongefällen verabreicht werden", ließ Fürstbischof Seinsheim 1767 ausschreiben. In Herzogenaurach konnte erst elf Jahre später der ausgesetzte Preis an Franz Ziment vergeben werden, der 12 Zentner und 74 Pfund Ertrag hatte.
Der Betrieb im Kommunbrauhaus erfuhr bereits um 1900 starke Einschränkungen, da sich Brauereien wie Glass, Heller, Polster, Zimmerer, Fröhlich und Hubmann ein eigenes Brauhaus erbaut hatten, und wurde während des Ersten Weltkrieges völlig eingestellt. Grund war vor allem die Kohleknappheit, aber auch der Mangel an Getreide, das vordringlich für Nahrungsmittel verwendet werden sollte.
Pfarrer Josef Müller schrieb: "Seit August [1917] gab es das Einheitsbier - ein miserables Gesöff! Ein Brauer sagt: Wer das trinkt, ist zu faul, dass er zum Brunnen geht. Ich selbst trinke keins davon." Eine Folge davon war, dass es zumindest keine Bierräusche mehr gab.
Auch nach Kriegsende konnte der Betrieb nicht wieder aufgenommen werden. 1921 sah sich der Stadtrat gezwungen, "das ehemalige, vollständig unbrauchbar gewordene Kommunbrauhaus in eine rentierliche Gemeindeanstalt aus finanziellen und vermögensrechtlichen Gründen umzuwandeln."