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Die Rostlaube wird zum Hochzeitsauto


Autor: Johanna Blum

Aisch, Montag, 14. August 2017

Der Aischer Michael Göpfert erinnert an seinen Großvater Kurt Knöttner und dessen Leidenschaft für das Wiederherrichten eines alten Autos.
Der Renault Monaquatre, wie ihn Kurt Knöttner bei Karlsbad entdeckte Foto: privat


Wer viel unterwegs auf Oldtimertreffen ist, der hat bestimmt schon den wunderschönen weinroten Renault Monaquatre von Michael Göpfert bestaunt. Erst kürzlich war er bei der Oldtimerparade auf dem Aischer Sportplatz des SC Hertha Aisch zu sehen.

Dass es Arbeit macht, bis ein altes Auto so glänzt wie jenes von Michael Göpfert aus Aisch, kann man sich vorstellen. Tatsächlich waren es zwölf Jahre, die der Großvater von Göpfert, Kurt Knöttner, benötigte, bis der Oldtimer restauriert war. Göpfert erzählt darüber in einem Buch, das er seinem Opa gewidmet hat. Sein Onkel Rudi Knöttner hatte ihm dazu den Anstoß gegeben und ihn unterstützt. "Renault Monaquatre - Die Restaurierung eines Oldtimers" lautet der Titel des Buchs, aus dem wir Auszüge dokumentieren.

Göpfert schreibt: Mein 2006 verstorbener Opa, Kurt Knöttner aus Aisch, liebte schon immer Oldtimer und er hatte jahrelang gesucht, bis er endlich das Wunschauto in seiner alten Heimat in Rodisfort bei Karlsbad im heutigen Tschechien gefunden hatte.


4000 DM für Gebühren und Zoll

Dort zeigte man ihm einen alten, total verrosteten Renault aus dem Jahr 1932. Schnell wurde er mit dem Besitzer, der Familie Vodabeck, einig. Nun hatte er seinen Traumwagen und das Abenteuer konnte beginnen. Opa hatte damals noch keine Vorstellung auf was er sich da eingelassen hatte. Zwei Jahre lang zog es sich von der ersten Besichtigung bis zu der Ausfuhr hin und als dann die Regierung das Auto freigab, musste er noch etwa 4000 DM an Gebühren und Zoll bezahlen.

Endlich konnte er den Wagen nach Hause holen und als erstes musste er ihn in Aisch "entblättern" bevor er ans Restaurieren denken konnte. Ein Freund hatte ihm auch dringend geraten, das Vehikel bis auf den Rahmen ganz auseinander zu nehmen, denn die vorhandenen Karosserieschäden waren leider größer als erwartet. Das Dach war nach oben offen wie bei einem Cabrio und der Zustand der Bordelektrik war miserabel.

In der heimischen Garage zerlegte mein Mechaniker-Opa das Fahrzeug und baute alles bis auf den Fahrzeugrahmen ab. Es gab viele unliebsame Überraschungen. Und so entrostete er, beulte aus, hobelte, polsterte, lackierte, montierte.


Originalteile instandgesetzt

Sein Ziel war es, möglichst alles an Originalteilen zu verwenden, d.h. sie wieder instand zu setzen und so war der Aufwand erheblich. Der Zahn der Zeit hatte wirklich Arbeit geleistet. Ich dachte damals oft bei mir: Na, ob das alte Vehikel jemals wieder fahren wird?

Auf der Suche nach Ersatzteilen fand Opa Kurt Benzinfilter, Temperaturanzeiger und weitere Teile. Vieles, besonders Karosseriebleche wie Kotflügel, Trittbretter und Zierleisten, reparierte der Bastler in mühevoller Kleinarbeit selbst. Inzwischen waren die Garage, der Keller und der Dachboden mit zerlegten Autoteilen belegt. Sogar der Garten diente als Lager.

Es vergingen Monate, bis er alle Teile neu lackieren konnte. Ein erster Blick hinter das Armaturenbrett zeigte erneut das Ausmaß der Zerstörungen. Der Rahmen war durch mehrere frühere Karambolagen verzogen.


Ersatzteile selbst hergestellt

Nun ging es langsam ans Eingemachte. Die Restaurierung des Getriebes und des Motors verlangte gehöriges Fachwissen. Unter Zuhilfenahme alter Pläne und Montageanleitungen, aber auch mit seinem technischem Sachverstand und seinen Erfahrungen schaffte Opa auch das. Mithilfe seiner alten Drehbank in der Kellerwerkstatt stellte er so manchen Nippel, sogar Ventilstößel und sonstige Ersatzteile selbst her.

Als der Motor von einer Spezialwerkstatt in Erlangen total überholt worden war - auch hier lief nicht alles rund, denn Kolbenringe waren verloren gegangen und der Zylinderkopf musste mehrmals geschweißt werden - konnten der Rahmen, die Federn, die Achsen und das Lenkgestänge wieder zusammengesetzt werden.

Dann waren Auspuff, Kabelbaum, Schaltgetriebe und Lenkrad an der Reihe. Zum Glück passten alle Teile genau zusammen und die Hoffnung, dass alles ein gutes Ende nehmen würde, wuchs.

Natürlich hätte dies alles nicht so super geklappt, wenn Großvater nicht von einem super Team unterstützt worden wäre! Schwiegersohn Herbert Volkert und dessen Freund unterstützten ihn bei den Montagearbeiten. Auch ich half, wo ich nur konnte. Nach Ende der Reparaturarbeiten ging der Lackierer ans Werk. Der Aufwand hatte sich gelohnt und das Fahrzeug erstrahlte allmählich wieder in neuem Glanz. Alle Sitzpolster wurden vom Polsterer, der Himmel, die Türverkleidungen und die komplette Innenausstattung wurden vom Opa selbst in mühevoller Kleinarbeit völlig neu angefertigt.


Bis zu 70 Stundenkilometer

Das Gesamtergebnis ließ sich sehen und nun wurde - nach rund zwölf Jahren Tüftelei und Bastelei - das Ergebnis ausgiebig gefeiert. Auch der Tüv fand keine Beanstandung und eine jahrelange Restauration hatte ein perfektes Ende gefunden, der Renault bekam seine deutsche Zulassung. Nun durfte sich mein Großvater mit knapp zehn PS unter der Motorhaube frei auf den Straßen bewegen. Immerhin schafft das Mobil zwischen 60 und 70 Stundenkilometer auf ebener Strecke. Neben kurzen Ausfahrten und Teilnahmen an Oldtimerparaden benutzte mein Opa den Renault auch gerne als Hochzeitsauto für Freunde.

Alle Mitwirkenden waren und sind auf das Prachtstück stolz. Leider konnte mein Opa, der nach langer schwerer Krankheit im September 2006 verstarb, sein Prachtstück nicht sehr lange genießen. Ich bin stolz, dass ich nun der Besitzer dieses so liebevoll restaurierten Prunkstücks bin!