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"Die Ode" in Straßen und Gassen


Autor: Karina Brock

LKR Erlangen-Höchstadt, Montag, 23. März 2020

Die Corona-Musik-Aktion im Beethoven-Jahr mit Beethovens "Ode an die Freude" - der Europahymne als Zeichen der Solidarität - war auch bei uns ein Erfolg.
Vorgabe: Beethovens "Ode an die Freude"; Termin:  18 Uhr am vergangenen Sonntag; Treffpunkt: Fenster, Terrassen und Balkone


Eva Honisch aus Etzelskirchen war dabei, Claudia Schulten-Kuth aus Höchstadt und Heike Reinersmann in Hemhofen - sogar mit ihren ganzen Familien - und sie waren bei Weitem nicht die einzigen! "Die Resonanz war nicht schlecht, was ich so mitbekommen habe", sagt Gerhard Geuder zufrieden. Der Leiter der Höchstadter Musikschule hat bei Kapellen und unter seinen Schülern Werbung gemacht für den bundesweiten Musik-Flashmob am Sonntagabend. Die Idee hatten die deutschen Musikverbände aus Italien übernommen: Videos mit an Fenstern und auf Balkonen musizierenden Menschen wurden im Internet viel geklickt.

Ein Video des Flashmobs aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt sehen Sie hier.

Ein Zeichen für Gemeinschaft

Nun auch Deutschland - und Höchstadt und Umgebung war mittendrin dabei. "Wir wollten ein Zeichen setzen, dass man trotz Krise eine Gemeinschaft sein kann", sagt beispielsweise Sandy Liebich aus Zentbechhofen über ihre Motivation. Allein das Bewusstsein, dass man mit vielen anderen Musikern deutschlandweit zur selben Zeit das gleiche Lied spielt, sei ein Gänsehaut-Moment gewesen. "Auch wenn wir direkt hier leider niemand anderen gehört haben."

Geuder hat für die Aktion die Geigen-Noten für Bläser arrangiert. "Ich wollte den Leuten die Teilnahme so leicht wie möglich machen. Das Lied an sich ist einfach, das war toll, weil sich so viele Schüler beteiligen konnten." Es sei für viele ein Ansporn gewesen, etwas einzuüben, wenn sie schon zu Hause sind und die normale Musikschule nicht stattfinden kann.

Kreative Lösungen

Hier sind derzeit ohnehin kreative Lösungen gefragt: So arbeiten Geuder und seine Kollegen inzwischen über WhatsApp oder Skype mit ihren Schülern. "Manche machen richtig live Unterricht. Oder wir schicken Aufnahmen und Anmerkungen hin und her. Wir probieren halt aus, was geht - Not macht erfinderisch."

Das gleiche berichtet Katrin Heinz-Karg, die die inklusive Musikschule Mina in Gremsdorf leitet. "80 Prozent des Unterrichts gehen weiter - online oder über Videotelefon." Das funktioniere technisch einwandfrei - wenn auch der Sound alles andere als gut aus dem Handy komme. "Es ersetzt den persönlichen Unterricht nicht wirklich, aber zur Überbrückung geht es." Außerdem sei es gut für die Kinder, etwas zu haben, das sie einerseits gerne machen, andererseits Struktur mit sich bringt. Denn ohne ein bisschen Druck wird oft zu wenig geübt. "Wenn sie wissen, wir sehen uns einmal in der Woche, üben sie - auch wenn es nur per Handy ist", schmunzelt Heinz-Karg.

Unterricht ruht

Die Musikschule Hemhofen geht einen anderen Weg. Hier haben sich Leiterin Sarah Szarek und ihr Team darauf geeinigt, den Unterricht zunächst ruhen zu lassen. "Wir haben von vielen Eltern die Rückmeldung bekommen, dass es sonst einfach doch zu viel ist", berichtet Lehrerin Heike Reinersmann. "Wir verteilen Übungspläne, geben Anregungen, wollen aber gerade jetzt nicht noch zusätzlichen Druck aufbauen." Wenn allerdings der Wunsch besteht, wird auch weitergehender Kontakt hergestellt.

Dafür arbeitet Hemhofen bereits an Lösungen, wie man so viel wie möglich nachholen kann, wenn sich die Lage wieder normalisiert hat: "Wir denken an Dozententage, Musikwochenenden, nehmen für bestimmte Projekte Audio-Dateien zum Üben auf. Uns fällt da schon was ein", so Reinersmann. Die Aktion am Sonntag kam auf jeden Fall gut an, meint die Hemhofenerin. "Ich fände es schön, wenn man das zum allsonntäglichen Ritual machen würde, so lange die Situation anhält."