Die Narren trotzen der Bürokratie
Autor: Stefan Reinmann
, Sonntag, 30. Januar 2011
Der Faschingsball der Stammtische in der Sporthalle Seebachgrund Hannberg hat bei den Karnevalsfreunden in der Region Kultstatus. Doch mit der 14. Auflage am Samstag sind nicht alle zufrieden. Der Grund ist der Veranstaltungsort, der den Organisatoren Sorgen bereitet.
In Netzstrumpfhosen und Ledermontur stehen die Frauen des Löschzugs Acht an der Bar und scherzen. Die fünf gut gelaunten jungen Damen aus dem Raum Kitzingen sind am Samstag zum ersten Mal beim Hannberger Stammtischfaschingsball. Und es gefällt ihnen.
Annette Stumpf und ihre Begleiterinnen sind wegen eines Freundes aus Niederlindach nach Hannberg gekommen. "Wir kennen hier zwar nicht viele Leute, aber die Stimmung ist gut", sagt die als Feuerwehrfrau Kostümierte.
Doch nicht alle Faschingsfreunde finden die Atmosphäre an diesem Abend so toll wie die Gäste aus Unterfranken. "Es ist nicht so viel los wie in den vergangenen Jahren", sagt beispielsweise Tina Mayer. Die Stimmung sei zwar super, aber hundert Gäste mehr hätten es schon sein dürfen, meint sie. Und genau mit der Besucheranzahl sind auch die Organisatoren unzufrieden.
"Wir haben in diesem Jahr eine Auflage von der Gemeinde bekommen, nicht mehr so viele Gäste in die Halle zu lassen", erklärt der erste Vorsitzende der Hannberger Nimmermüden Kurt Blum. 25 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr sind das laut Blum. Den Grund kennt er nicht: "Eine offizielle Erklärung haben wir nicht bekommen".
Blum könne nur Gerüchte zitieren. Variante eins: Das sind die schärferen Sicherheitsstandards nach dem tödlichen Loveparade-Unglück vom vergangenen Jahr in Duisburg. Variante zwei: Die Nutzungsrichtlinien für die Hannberger Halle sind unklar. Das Gebäude ist laut Blum offiziell eine Sporthalle. Seit Jahren wird sie von unterschiedlichen Vereinen der Gemeinde aber in der Funktion einer Mehrzweckhalle genutzt. Eine Mehrzweckhalle muss aber andere Sicherheitsvorgaben erfüllen als eine Sporthalle.
Nachdenklich
"Die Situation ist komisch", beschreibt Blum und blickt bereits auf einen Termin im Oktober dieses Jahres: "Wir wollen unser 30. Vereinsjubiläum mit der Band Motion in der Halle feiern. Doch wenn wir wieder diese Auflage bekommen, rentiert sich das nicht."
Die Sorgen, die sich Blum und wohl auch andere Vereine in der Gemeinde wegen der ungeklärten Hallennutzung derzeit machen, beeinträchtigt die Faschingslaune der meisten Gäste am Samstag allerdings nicht. Die Tanzformation Team X aus Weisendorf und das Männerballett aus Münchaurach unterhalten mit ihren Auftritten. Die Musikgruppe Midnight Ladies aus Bayreuth sorgt mit ihren Coverstücken für ausgelassene Stimmung auf der Tanzfläche. Auch wenn noch Platz für hundert weitere Gäste ist, ist an der Cocktailbar enges Gedränge.
Und auch den fünf unterfränkischen Feuerwehrdamen schmecken die exotischen Mixturen. Sie schmecken ihnen so gut, dass sie die letzten Gäste sind, die in den Morgenstunden die Hannberger Halle verlassen.