Die Herzogenauracher haben Gesprächsbedarf
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Mittwoch, 05. Dezember 2018
Themen wie die Trassenführung der Stadt-Umland-Bahn sowie der Abriss und Neubau des Rathauses beschäftigen die Herzogenauracher.
Über mangelnde Diskussionsbereitschaft konnte sich Herzogenaurachs Stadtoberhaupt German Hacker (SPD) in der Bürgerversammlung am Dienstagabend nicht beklagen. Die Reizthemen in der Stadt waren bereits im Vorfeld der Versammlung in Leserbriefen geäußert und in den sozialen Medien debattiert worden, weshalb auch deutlich mehr Besucher als in den Vorjahren ins Vereinshaus gekommen waren.
Allerdings griff der Bürgermeister einige kritische Punkte bereits in seinem Bericht auf und nahm damit vielen Fragestellern schon vorab den Wind aus den Segeln. Dabei ließ er sich auch von Zwischenrufen nicht aus dem Konzept bringen. In der über einstündigen Diskussion wies Hacker außerdem mehrmals darauf hin, dass die Entscheidungen im Stadtrat, sei es zur Verkehrsplanung oder zur Wohnungspolitik, mehrheitlich getroffen worden seien.
Zum Abriss und Neubau des Rathauses sowie dem von einigen Zuhörern geforderten Kauf des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Firma Puma wiederholte der Bürgermeister noch einmal den Standpunkt des Stadtrates: So sei das Puma-Gebäude nicht nur zu groß für die Stadtverwaltung, sondern die einhundert Wohnungen, die an der Würzburger Straße entstehen, seien weitaus wichtiger, und zudem entstehe nach der Rückkehr der Verwaltung ins neue Rathaus ein wichtiges Gewerbeobjekt. "Die Stadt ist kein Immobiliensanierer", erklärte Hacker zur Sanierung des Puma-Altbaus, in dem die dringend benötigten Wohnungen entstehen.
Kündigung bleibt bestehen
Ebenso ging Hacker in seinem Bericht auf das ehemalige Bahngelände und das Geschäft "Camping-Bahnhof" ein. Der Mieter sei von der Kündigung nicht überrascht, sondern vorab informiert worden, und wenn die Möglichkeit bestehe, den Mietvertrag zu verlängern, sei das selbstverständlich bis zum Beginn des Baurechtes möglich. "Die Kündigung des Mietvertrages ist keine leichte, sondern im Zuge städtebaulicher Maßnahmen für den Mieter eine durchaus bittere Entscheidung", erklärte der Bürgermeister zum Antrag von William Borkenstein, die Kündigung unverzüglich zurückzunehmen.
In seinem Antrag warf Borkenstein dem Bürgermeister und der Stadt menschenverachtendes sowie herzloses Verhalten vor. Die beiden großen Parteien sollten mehr christlich und sozial denken. Mit "Welchen Ausdruck verwenden Sie, wenn wirklich was menschenverachtend ist, meine Ausdrucksweise ist das nicht?" wies der Bürgermeister die Wortwahl des Antrages, der nur eine Empfehlung an den Stadtrat sein könnte, zurück. Borkenstein beharrte auf seinem Antrag, der mit 31 Ja- und 45 Nein-Stimmen abgelehnt wurde.
Wolfgang Feucht kritisierte die Planung der Stadt-Umlandbahn (Stub) durch die Rathgeberstraße, die nicht über die erforderliche Breite verfüge, und stellte die Frage, ob für die Trasse private Flächen in Anspruch genommen werden müssen. "Private Flächen werden nicht benötigt, auch wenn es teils eng zugehen wird", erklärte der Bürgermeister. Die Prophezeiung von Feucht, dass der Lärm der Stub in der Rathgeberstraße den Wert von 70 dB übersteigen würde, konnte Hacker nicht folgen. Schließlich gebe es Rechtsvorschriften, und die gälten für die Stadt ebenso wie für die Stub.
Zu diesem Thema konnte der Bürgermeister auch den Antrag von Robert Erhardt für eine Alternativ-Trasse nicht zulassen. Denn die Planung und Trassenführung liege in den Händen des Zweckverbandes und beim Dialogforum, die Stadt könne nur Wünsche äußern.