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Die Hände zum Himmel im Dohnwald bei Herzogenaurach


Autor: Christian Pack

Herzogenaurach, Montag, 08. Sept. 2014

Der fünfte Pfeil des Reporters trifft den Dohnwald bei Herzogenaurach. Der bietet nicht nur ein ideales Naherholungsgebiet. Auf acht Stationen kann man hier nach den Lehren von Tai Chi Chuan und Qi Gong zur inneren Ruhe kommen.
inFranken trifft-Reporter Christian Pack versucht sich im Dohnwald bei Herzogenaurach in der Kunst des Qi Gong.  Fotos: C. Pack


Die beiden Jogger sind sichtlich irritiert. So irritiert, dass sie ihre Laufeinheit sogar abrupt unterbrechen. "Entschuldigung, geht es Ihnen gut", rufen mir die beiden jungen Herzogenauracher zu, während sie den Reporter mit einer Mischung aus Skepsis und Mitgefühl beobachten. "Alles in Ordnung", beruhige ich die Sportler, kann ihre besorgten Blicke aber verstehen: Mit leicht gebeugten Knien, den Händen in Kopfhöhe und dem Blick in Richtung der Baumkronen stehe ich mitten im Wald und versuche krampfhaft, in den Himmel zu wachsen.

Das sieht komisch aus, steht als Übung aber genau so auf einer der acht Tafeln, die in dem 190 Hektar großen Dohnwald aufgestellt sind. Der Mischwald, den mein Dartpfeil auf der Frankenkarte getroffen hat, bietet dem Spaziergänger nämlich unter anderem den "Herzogenauracher Gesundheitspfad". Auf einem Parkplatz wird dem Besucher der Rundgang schmackhaft gemacht: Nach den Lehren von Tai Chi Chuan und Qi Gong sollen die Übungen zu "vertieften Sinneswahrnehmungen und Entspannung" führen. Das muss ich einfach ausprobieren.

Die beiden Läufer - Fußballer aus Herzogenaurach und mit Qi Gong nicht wirklich im Einklang - haben mich bei Station fünf entdeckt. Lachend und winkend joggen sie weiter und wünschen mir viel Glück. ‚Kann ich brauchen‘, denke ich. Bis hierher habe ich nämlich bereits versucht, meine Körperenergie "durch Klopfen und Schütteln" zu aktivieren, durch das Schwingen der Arme "meine Energiepforten" zu öffnen und mich "mit der Erde zu verwurzeln". Funktioniert hat das alles nicht, obwohl der Wald eine durchaus beruhigende Wirkung ausstrahlt und die Spechte mit ihren monotonen Klopfzeichen alles dafür tun, eine psychedelische Atmosphäre zu schaffen.

Abstecher ins Aurachtal

Nach meinem Meditations-Rundgang fühle ich mich zwar nicht erleuchtet, aber durchaus entspannt. Der Dohnwald, umrahmt von Weihern und Wiesen und am Stadtrand von Herzogenaurach gelegen, ist ein ideales Naherholungsgebiet für Jogger, Radfahrer und Wanderer. Naturfreunde aus der Umgebung kommen hierher, um Sport zu treiben oder einfach abzuschalten.

Während ich am Schwalbenweiher die Frösche und Fische beobachte, gesellt sich eine Mutter mit ihren beiden Kindern hinzu. Mit dem Rad, erzählt die Münchauracherin, würde die Familie regelmäßig Touren zum Dohnwald unternehmen. "Dabei können die Kleinen viel entdecken." Ein Besuch in ihrem Heimatort würde sich für den Reporter auch lohnen, gibt mir die Frau mit auf den Weg, bevor sie sich auf ihr Rad schwingt. "Gucken Sie sich die Klosterkirche an. Die ist echt schön."

Ich nehme mir den Tipp zu Herzen und mache einen Abstecher ins benachbarte Aurachtal. Auf dem Grundstück direkt neben besagter Klosterkirche in Münchaurach dröhnt ein Rasenmäher. Vor dem Pfarrhaus stutzt Pfarrer Peter Söder die kniehohe Wiese. "Ich möchte zu meinem Geburtstag eine kleine Gartenparty feiern", erklärt er, während er den Motor abschaltet und sich die Schweißperlen von der Schläfe streicht.

Für den Reporter legt er gerne eine Mäh-Pause ein. Söder holt zwei Gartenstühle, platziert sie auf der Wiese unter zwei Obstbäumen und fängt an zu plaudern. Seit Dezember 2013 ist der gebürtige Würzburger der neue Pfarrer in der evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. Ein Zwischenfazit? "Wir haben uns gesucht und gefunden." Die Gemeindemitglieder seien direkt, ehrlich und offen für Neues. Und dann sei da ja noch die Kirche, die um 1130 errichtet wurde. "Haben Sie sich drinnen schon umgeschaut", fragt der 39-Jährige, während er vom Garten aus in Richtung Gotteshaus deutet. "Die Kirche war ein Hauptgrund, warum ich hierher gekommen bin."

Auch ein zweiter Zugezogener fühlt sich im Aurachtal pudelwohl. Klaus Schumann stammt aus einem Ort in der Nähe von Wuppertal in Nordrhein-Westfalen und ist seit Mai 2014 Bürgermeister der Gemeinde Aurachtal. "Man hat die Natur vor der Haustür und die Ballungszentren in Reichweite", schwärmt Schumann, der jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fährt.

Mit den Franken, erzählt er, komme er gut aus. "Bei meiner ersten Station hatte ich einen Biergarten direkt vor der Haustür. Das hilft bei der Integration", lacht das Gemeindeoberhaupt. Nach über 15 Jahren fühlt sich der Wahl-Franke "im Süden zuhause". Und auch anfängliche Verständigungsprobleme gehören der Vergangenheit an. "Mein allererster Termin beim Chef war um Viertel eins angesetzt. Natürlich bin ich zu spät gekommen. Mittlerweile habe ich das mit der Uhrzeit aber auch verinnerlicht."