Druckartikel: Adidas gegen Puma: ARD zeigt Geschichte der Brüder Dassler

Adidas gegen Puma: ARD zeigt Geschichte der Brüder Dassler


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Freitag, 14. April 2017

Der ARD-Zweiteiler "Die Dasslers" ist nach Ansicht von Puma-Urgestein Helmut Fischer und Adidas-Pressesprecher Oliver Brüggen gut gelungen.
Treffen mit den Schauspielern in einem im Studio in Prag nachgestellten Büro von Puma-Gründer Rudolf Dassler, der auf dem Foto an der Wand zu sehen ist (hinten von links): Puma-Pressesprecher Ulf Santjer, Helmut Fischer und Rudolf-Dassler-Darsteller Hanno Koffler mit Hannah Herzsprung und Horst Widmann (vorne).  Foto: Puma


Es ist ein Jahr her, als Helmut Fischer, das Puma-Urgestein aus Herzogenaurach, sich im FT eher entsetzt als erfreut über eine Verfilmung der Geschichte der Dassler-Brüder geäußert hat. Die fiktive Story über das Leben der Gründer von Adidas und Puma fand, freundlich ausgedrückt, nicht gerade das Wohlwollen eines Mannes, der die Familiengeschichte kennt wie nicht viele andere in der Stadt. "Man sollte historische Wahrheiten nicht verfälschen", urteilte Fischer damals über den Streifen, der zu Ostern 2016 in RTL die Gemüter erregte ("Duell der Brüder").

Zeitsprung: Es ist wieder kurz vor Ostern, Helmut Fischer äußert sich erneut über einen Film, der das Leben des berühmten Herzogenauracher Brüderpaars widerspiegelt. Nur diesmal reagiert er ganz anders: "Dieser Film ist sehr nah an der historischen Wahrheit." Und die Brüder würden so gezeigt, wie sie waren, auf Augenhöhe. Gemeint ist der Zweiteiler, den die ARD am Karfreitag und Samstag ausstrahlt.


Der Wahrheit entsprechend

Jetzt werden laut Fischer die beiden Brüder Adolf und Rudolf, die als Gründer der Sportartikelhersteller Adidas und Puma ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte geschrieben haben, auf Augenhöhe gezeigt. Für ihn ist es wichtig, dass die beiden Brüder der historischen Wahrheit entsprechend, also authentisch rüberkommen. Also keine einseitige Darstellung nach dem Schema "Good boy - bad boy", wie es RTL gemacht habe. Puma-Gründer Rudolf sei nicht der Verlierer, zu dem ihn die vor einem Jahr ausgestrahlte Verfilmung abgestempelt habe.

Fischer über den aktuellen Film: "Es waren zwei unterschiedliche Charaktere." Aber jeder wäre ohne den anderen verloren gewesen, "beide wären alleine für sich gescheitert." Es würden zwei Brüder gezeigt, "die lange Jahre erfolgreich an einem Strick gezogen haben." Im ARD-Film spiele Hanno Koffler den Rudolf Dassler übrigens hervorragend, sagt Fischer. Beeindruckend war für ihn auch die Leistung der Maske. Die Schauspieler wurden im Laufe des Films, der ein halbes Jahrhundert abdeckt, entsprechend gealtert.

Und wie sieht Adidas den Film? "Adi Dassler wird als passionierter Schuhmacher und Sportler dargestellt", berichtet Pressesprecher Oliver Brüggen. Adi Dassler "wollte für die Athleten nur das Beste." Der Film habe "unsere Leidenschaft für den Sport jederzeit spürbar" gemacht. Für Brüggen ist der ARD-Zweiteiler "insgesamt ein sehr emotionaler Film mit tollen Schauspielern."


Gutes Gefühl von Anfang an

Beide Herzogenauracher Firmen sind bei der Entstehung des Zweiteilers "Die Dasslers - Pioniere, Brüder und Rivalen" mit einbezogen und befragt worden: auf Puma-Seite Fischer selbst und bei Adidas Pressesprecher Oliver Brüggen. "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass dieser Film nicht oberflächlich wird", sagt Fischer. Sein Kollege Brüggen bestätigt das: "Für den ARD-Film haben wir sehr intensiv mit der Kostümabteilung und dem Setbau zusammengearbeitet. Die Kollegen waren mehrfach zu Besuch in unserem Archiv."

Gedreht wurde übrigens schon vor zwei Jahren, im gleichen Jahr, als auch das RTL-Team aktiv war. Nur sei die ARD vom Privatsender dann wohl überrascht worden, der seine Produktion schneller auf den Markt warf, meint Fischer. Für ihn war das aber ein "Schnellschuss, eine Billigproduktion."

Der Puma-Mann erinnert sich gerne an die Dreharbeiten mit der ARD-Produktionsfirma, unter anderem im Schloss in Stein bei Nürnberg und auch zweimal in Prag. Herzogenaurach selbst blieb außen vor, offenbar weil da in der Stadt schon zu viel renoviert worden sei, wie man Fischer gesagt habe. Der Fernsehzuschauer sieht aber mehrmals einen Kameraschwenk über die Innenstadt mit den beiden Türmen. Aufgefallen ist Fischer auch, dass das Schild von der Brauerei Heller mehrmals gezeigt wird. Auch früher waren die Menschen halt gern im Wirtshaus.


Rundgang durch die Stadt

Freilich sind die Schauspieler trotzdem in Herzogenaurach gewesen. Ihnen wurden die historischen Stätten gezeigt, das Elternhaus in der Hirtengasse. Fischer war dabei beim Rundgang durch die Stadt. Das wurde damals unter Verschluss gehalten, noch sollte ja nichts an die Öffentlichkeit gelangen. Auch die Villa am Adi-Dassler-Platz haben sich die Vertreter der Produktionsfirma angeschaut, ergänzt Adidas-Kollege Brüggen.

Beide Firmen unterstützten das Filmteam während der Dreharbeiten und auch danach. Bei Adidas haben sich die Fernsehleute "gemeinsam mit unserem History Management Schuhe und Textilien aus der damaligen Zeit sowie historische Fotografien und Kataloge angeschaut", berichtet Brüggen. Man habe Schuhe als Vorlage für die Repliken verliehen und diesbezüglich auch Feedback gegeben. Inhaltlich habe man einen Input gegeben, ohne das Skript gekannt zu haben, sagt der Pressesprecher der Drei Streifen. Für Puma-Mann Helmut Fischer bedeutete die Unterstützung auch, Gespräche mit Zeitzeugen zu führen, beispielsweise früheren Arbeitern.


Die Brüder treffen sich

Und so floss in den Film auch eine Erkenntnis ein, die Horst Widmann beigesteuert habe. Widmann, seit langem ein Puma, war früher in Diensten von Adidas. Und in dieser Eigenschaft habe er von einem Treffen in Nürnberg erzählt, einem Treffen von Adi mit seinem Bruder Rudolf. "Das haben sie im Film umgesetzt", sagt Fischer. Und zwar in der letzten Szene des Films: Adi wartet im Hotel, Rudolf steigt aus einem Auto, dann sieht man die beiden durch die Glastür.

Was lange Zeit "nicht mal die Söhne wussten", aber durch Augenzeugen eben überliefert worden sei, ist für Fischer sehr wichtig: Die beiden Brüder standen nach der Trennung im Streit offenbar wieder in Kontakt. Ob es allerdings eine späte Versöhnung gegeben hat, das weiß auch Fischer nicht. Der Film lässt es ebenso offen.

Immerhin aber bildet die Frage, ob es eine Aussprache nach 26 Jahren unmittelbar vor dem Tod Rudolfs gegeben hat, "die Klammer um die packende Story", berichtet dpa-Reporterin Teresa Tropf. Deshalb dreht sich darum auch bereits die erste Szene des Films. Sie spielt in den 70-er Jahren, als Rudolf schwer erkrankt. Doch davon will sein Bruder Adi nichts wissen. "Wir haben seit 26 Jahren nicht mehr miteinander geredet", kommentiert er kühl. "Er braucht keinen Bruder. Er braucht einen Arzt."


BVB-Freund Joachim Krol

Für den Puma-Mann Helmut Fischer waren die kürzlichen Treffen mit Schauspielern und Filmteam auch ein besonderes Wiedersehen. Da traf er nämlich Joachim Krol, der im Film den Dassler-Vater Christoph spielt. Der Herzogenauracher kennt den Charakter-Darsteller aus Herne schon länger, ist er doch ebenso wie Fischer bekennender BVB-Fan. "Wir treffen uns regelmäßig bei den Heimspielen", sagte der Puma-Mann. Am Dienstag fehlte Krol, er hatte offenbar einen Drehtermin, und auch Fischer reiste am anderen Morgen aus Dortmund wieder ab. Sein Aufenthalt im Stadion war nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus und der Spielabsage nur kurz. Der Schock umso größer.

Einen Drehtermin hatte Fischer auch. Am Mittwoch wurde in Herzogenaurach eine letzte Vorschau für den Dassler-Film aufgezeichnet.