Druckartikel: Die Castlebarer fiebern vergeblich mit ihrem County-Team mit

Die Castlebarer fiebern vergeblich mit ihrem County-Team mit


Autor: Johanna Blum

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 03. Oktober 2016

Die Enttäuschung in Höchstadts irischer Partnerstadt ist groß: Das County Mayo hat das Endspiel im Gaelic Football verloren.
Im Pub in Castlebar wich die Begeisterung nach und nach Skepsis, und Verzweiflung. Foto: Johanna Blum


"Wir sind verstört, aufgelöst und verzweifelt, fast wie bei einem Begräbnis", so Michael Baynes, der Eventmanager von Höchstadts Partnerstadt Castlebar, am Ende des für das County Mayo, in dem auch Castlebar liegt, so enttäuschenden Spieles: 1-15 (Dublin) gegen 1-14 (Mayo). Nur einen kleinen positiven Aspekt hatte der Spielausgang für ihn: "Bei einem Sieg unseres Teams hätten alle rot-grünen Girlanden, die über Castlebars Straßen gezogen sind, abgenommen werden müssen. Die siegreichen Spieler im Doppeldecker wären nämlich daran hängen geblieben." Er hätte die Arbeit aber gerne auf sich genommen.
Wer am vergangenen Samstag im Höchstadter "Blauen Löwen" - kurzfristig zum Pub "Der rot-grüne Löwe" umgetauft - das Finale der "All-Ireland Championship" verfolgt hat, konnte erfahren, dass diese Sportart im Gegensatz zum "Soccer", dem weltweit verbreiteten Fußballsport, ein

knochenbrecherisches Spektakel, eine Mischung aus Fußball, Handball und Rugby ist. Die Tore werden anders gewertet als beim Fußball: Drei Punkte gibt es, wenn der Ball im Tor landet (goal), einen, wenn er durch die Stangen genau über dem Tor (score) fliegt.
Diesmal füllten bei beiden Endspielen 83 000 Zuschauer das Croke-Park-Stadion in Dublin. Zwischen dem Mayoteam und dem Team aus Dublin stand es nach dem ersten Finalspiel am 18. September unentschieden, und in einem dramatischen, spannenden Nachspiel am vergangenen Samstag hat Mayo nur ganz knapp verloren. Zwei Punkte haben zum Sieg gefehlt. Nun herrscht große Trauer nicht nur in Mayo, denn fast alle anderen Countys hatten dem Mayoteam die Daumen gedrückt. Mayo ist eigentlich ein echtes Football-County, mit leidenschaftlichen Fans und vielen talentierten Spielern. Jahrein, jahraus stellt es eines der stärksten Teams des Landes und ist Favorit auf den Titel, konnte ihn aber seit 1951 - angeblich wegen eines Fluchs - nicht mehr gewinnen.


Ein Pokal voller Whiskey

Die Sieger, diesmal wieder die "Dubs", füllten am Ende des Spiels den Pokal, der schon lange den Namen "Sam" (von Sam Maguire, einem früheren gaelic Fußballer) trägt, mit irischem Whiskey, nicht wie in anderen Ländern mit Champagner, und tranken ihn glücklich aus. Bei den gestandenen Mayo-Männern flossen am Ende sogar Tränen.
Wolfgang Köberlein, der im "Blauen Löwen" mit einer Gruppe von Irlandfans das Spiel interessiert verfolgt hatte, war in den ersten Minuten etwas überrascht von dem massiven Körpereinsatz der Jungs und gleichermaßen erstaunt, wie die Spieler das wegstecken. "Amüsiert bin ich ehrlich gesagt über das Punktesystem: Für ein normales Tor gibt es drei Punkte. Aber dann haben die Iren ja noch das ,Himmelstor‘ - halt diesen ewig hohen Ballfang über dem normalen Tor. Also - wenn ich meine, dass ich keine vernünftige Ecke treffen kann, schieße ich einfach über das eigentliche Ziel hinaus in das Hochtor und bekomme wenigstens einen Punkt. Beide Torarten werden angezeigt - der geneigte Zuschauer muss also immer ein bisschen Kopfrechnen: normale Tore (x 3) + Hochtore (x 1) = Gesamtpunkte", so der ebenfalls etwas enttäuschte Köberlein. Der genaue Punktestand lautete also: Dublin 1-15 (= 3 + 15 = 18 Punkte) und Mayo 1-14 (= 3 + 14 = 17 Punkte).