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DGB mahnt mehr Solidarität an


Autor: Richard Sänger

Herzogenaurach, Mittwoch, 02. Mai 2018

Auch in Herzogenaurach wurde der 1. Mai mit der Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit begangen.
Hauptredner Martin Feder mit den Forderungen der GewerkschaftRichard Sänger


Unter dem Motto: "Solidarität, Vielfalt, Gerechtigkeit" lud das Ortskartell Herzogenaurach des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit Hauptredner Martin Feder (2. Bevollmächtigter der IG Metall Bamberg) zur Maikundgebung in den Weihersbach Herzogenaurach ein. Waren am Sonntag beim Ökofest noch Schattenplätze gefragt, waren es am 1. Mai die Anoraks. Trotz der merklich kühlen Temperaturen konnte stellvertretender Vorsitzender Martin Lauer in Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Thomas Mölkner zahlreiche Besucher begrüßen. Lauer gab auch das Ziel der Gewerkschaften vor: mehr soziale Gerechtigkeit.

"Wir brauchen Solidarität statt gesellschaftliche Spaltung und Ausgrenzung", erklärte der Hauptredner und nahm insbesondere die AfD aufs Korn. So muss eine lebendige und wehrhafte Demokratie klare Kante gegen Rassismus und Ausgrenzung und extreme Rechte zeigen. Denn was sich die große Koalition für die Arbeitnehmer vorgenommen habe, reiche nicht aus. "Wir wollen mehr soziale Gerechtigkeit, mehr solidarische Politik, mehr Förderung der Vielfalt", erklärte der Redner. Deswegen werden die Gewerkschaften die Bundesregierung drängen, die politischen Weichen in die richtige Richtung zu stellen.

Nach Ansicht des DGB liegt noch vieles im Argen und deswegen lohne es sich, am Tag der Arbeit lautstark auf die Straße zu gehen. Deshalb müsse die Koalition ihre Vorhaben bei der Pflege, bei der Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen, bei der sachgrundlosen Befristung, bei dem Rückkehrrecht auf Vollzeit, bei den Investitionen in Bildung, Wohnungen und Infrastruktur schnell und vollständig umsetzen.


In Würde altern

So solle niemand fragen müssen, ob der Arbeitsplatz sicher ist, ob das Geld und später die Rente reichen. "Wir wollen, dass mehr Beschäftigte den Schutz von Tarifverträgen genießen, und mehr Mitbestimmung in den Betrieben und Verwaltungen. Wir wollen ein gerechtes Steuersystem, mit dem eine solide Infrastruktur und bezahlbare Wohnungen finanziert werden, und einen öffentlichen Dienst, der seine Aufgaben gut erfüllen kann. Wir wollen gute Bildung für alle Kinder. Sie haben ein Recht darauf. Rentnerinnen und Rentner sollen in Würde altern können", forderte deshalb auch Martin Feder. Die Tarifbindung sei ein Garant für gute Arbeitsbedingungen. Tarifflucht, prekäre Beschäftigung, Leiharbeit, Werkverträge und eine zunehmende Lohnspreizung trügen Mitschuld an der wachsenden Spaltung unserer Gesellschaft.


"Schonzeit für Arbeitgeber vorbei"

" Niedriglöhne, Mini- und Midijobs sind keine Perspektive für die Zukunft: Schluss damit! Sie gehören abgeschafft, nicht ausgeweitet. Die Schonzeit für die Arbeitgeber ist vorüber und Überstunden sowie Überlastung im öffentlichen Dienst gehören abgeschafft. Wir fordern mehr Personal und Finger weg vom Arbeitszeitgesetz - mehr Mitbestimmung der Beschäftigten bei ihrer Arbeitszeitplanung", so der Hauptredner, der immer wieder von Beifall unterbrochen wurde. So müsse endlich und sofort in bessere Bildung und Infrastruktur investiert werden. Auch eine Lohnlücke von 21 Prozent bei der Bezahlung von Frauen sei ungerecht und müsse beendet werden. Und Arbeitgebern, die aus der Tarifbindung flüchten und damit gerechte Löhne verweigern, müsse entgegengetreten werden. So müssten auch "Reiche" mehr tragen als "Arme" und es müsse endlich ein gerechtes Steuersystem eingeführt werden.

Bei der Kundgebung sprachen traditionell Landrat Alexander Tritthart (CSU) und Bürgermeister German Hacker (SPD). So seien die Beschäftigungszahlen im Landkreis und der Stadt Herzogenaurach weiterhin auf Rekordniveau und Hacker verdeutlichte dies mit den rund 24 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Herzogenaurach. Dazu kommen etwa 5500 Herzogenauracher, die ihren Arbeitsplatz in der Region haben. Diese Zahlen hätten auch Auswirkungen auf die Infrastruktur, erklärte das Stadtoberhaupt, so beim Wohnungsbau und dem Verkehrswesen, und seien eine Herausforderung, die gemeistert werden müsse.


Hauptproblem Sprache

So wie Bürgermeister Hacker, wies auch Landrat Alexander Tritthart auf den zunehmenden Fachkräftemangel hin. Stolz zeigte sich der Landrat über das Rekordtief bei den Arbeitslosen im Landkreis Erlangen-Höchstadt, so könnten zusammen mit dem Jobcenter immer wieder Menschen in ein Arbeitsverhältnis gebracht werden. Die Politik setze weiterhin darauf, anerkannte Asylbewerber in die Arbeitswelt zu integrieren. "Wir haben uns das auch etwas einfacher vorgestellt, aber nicht die mangelnde Bereitschaft sei ein Problem, sondern hauptsächlich die Sprache", erklärte der Landrat. Deswegen sei die Bildungskoordination für Neuzugewanderte zweifelsohne der zentrale Schlüssel zur Integration in die Gesellschaft, schaffe Zugang zum Arbeitsmarkt sowie zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deswegen werde der Landkreis insbesondere in Bildung und Digitalisierung der Schulen investieren.

Mit Live Musik von John Marshal und Friends und dem gemeinsamen Lied "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" wurde die Kundgebung beendet.