DGB am 1. Mai: "Wir sind viele. Wir sind eins"

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Mit dem von der Band "John Marshal and Friends" gespielten Lied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" endete die Kundgebung. Foto: Richard Sänger
Mit dem von der Band "John Marshal and Friends" gespielten Lied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" endete die Kundgebung.  Foto: Richard Sänger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Gewerkschaftssekretär Christian Beck war Hauptredner der DGB-Veranstaltung zum 1. Mai. Er forderte, "dass wir die Menschen aus der Falle Altersarmut holen".

Die Tischreihen waren gut besetzt, als DGB-Ortskartellvorsitzender Thomas Mölkner die Kundgebung zum 1. Mai unter dem Motto "Wir sind viele. Wir sind eins", eröffnete. Hauptredner war der Gewerkschaftssekretär der IG Bau Franken, Christian Beck.

"Egal ob Junge und Alte, Frauen und Männer, Migrantinnen und Migranten, Beschäftigte, Erwerbslose, Rentnerinnen und Rentner: Wir sind eins", sagte Thomas Mölkner. "Wir kämpfen für mehr soziale Gerechtigkeit und stehen für eine Gesellschaft, die die Würde der Menschen auch in der Arbeitswelt respektiert und schützt. Wir demonstrieren am 1. Mai für eine soziale, tolerante, demokratische und solidarische Gesellschaft in Deutschland und in Europa."

Der Hauptredner Christan Beck stellte fest: "Wir treten am Tag der Arbeiter gemeinsam an, egal woher wir kommen, egal welche Religion wir haben, egal wen wir lieben. " Man trete an für ein Land, "in dem es sich auch für unsere Kinder und Enkelkinder noch zu leben lohnt."

Der 1. Mai sei auch ein Signal für Einigkeit, deswegen sagen die Gewerkschaften Nein zu allen Formen von Rechtspopulisten, sagte Beck. "Mögen sie AfD, NPD oder sonst wie heißen. Mögen sie Springerstiefel oder Anzüge tragen. Für uns bleibt es dabei: 1. Mai heißt nazifrei!", rief Beck den applaudierenden Zuhörern zu.


Alltags-Rassismus

Leider habe sich in den vergangenen Jahren der Alltags-Rassismus und Rechtspopulismus nicht nur an den Stammtischen etabliert. So tobe ein Höcke wie ein kleiner Goebbels durch die Lande. "Und und der bayerische Ministerpräsident und Teile seines Spitzenpersonals scheinen sich schon mal für eine Koalition mit der AfD aufzuhübschen", befürchtete der Redner. Beck: "Und dann frage ich mich immer, wie viele Warnsignale brauchen wir eigentlich noch, damit es in diesem Land zu einem Politikwechsel kommt".

In diesem Zusammenhang sprach der Redner drei Punkte an: Einen handlungsfähigen Staat, die Zukunftsperspektiven der jungen Generation und die Frage, wie mit den Menschen umgegangen wird, die ihr ganzes Erwerbsleben lang den Wohlstand dieses Landes erarbeitet haben. Klar sei, die Zukunft gebe es nicht zum Nulltarif. Ein Staat brauche verlässliche Einnahmen, wenn er handlungsfähig und sozial bleiben will. Da sei es "eine ziemlich dämliche Idee, Steuern zu senken und Besitzstände weiter zu schonen", erklärte Beck. Im Gegenteil: Die öffentlichen Finanzen müssten gestärkt werden. Dazu gehöre es, dass Bürger mit großen Vermögen sich auch endlich mehr fürs Allgemeinwohl beteiligen müssten. Die Maut sei keine Lösung. Aber die Gesellschaft müsse sich deutlich energischer gegen Steuer- und Sozialabgabenbetrug wehren.


Rentner sammeln Flaschen

Nach den Worten von Christian Beck ist es die junge Generation, die mehr und mehr den Glauben an die Demokratie verliere. Das liege auch daran, dass sie für sich selbst immer weniger echte Perspektiven erkennen. Es sei schon grotesk: Auf der einen Seite würden Handwerk und Industrie über mangelnde Ausbildungsbewerber und Fachkräfte klagen und auf der anderen Seite sähen sie ihrerseits aber keine Handlungsnotwendigkeit - außer dass ihre Flyer und Anzeigen immer hübscher werden. Außerdem seien sehr viele Junge Menschen von befristeten Arbeitsverhältnissen betroffen und könnten sich deshalb auch nie richtig freischwimmen.

Ein anderes Dauerthema sei die Rentenpolitik. Rente sollte zu einem guten Leben reichen. Doch stattdessen "müssen die Rentner aufs Amt oder Flaschen sammeln." Andere Länder, wie Österreich, hätten uns das voraus, da bekomme ein verheirateter Rentner rund 1560 Euro pro Monat und das 14 Mal im Jahr.

"Es wird Zeit, dass sich das ändert. Es wird Zeit, dass wir die Menschen aus der Falle Altersarmut rausholen und ihnen Respekt und Anerkennung zurückgeben", rief Christian Beck aus.


Weitere Redner

Vor dem Hauptredner Beck bekam Uschi Schmidt vom Leitungskreis der Flüchtlingsbetreuung Gelegenheit, die aktuelle Situation der Flüchtlinge zu schildern und Forderungen an die Politik zu stellen.

In seinem Grußwort, das er zum zehnten Mal zum 1. Mai hielt, nannte Bürgermeister German Hacker etwas Statistik. In der Stadt habe man aktuell 22  600 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und damit ein Plus von 1200 gegenüber dem Vorjahr und eine Zunahme von 6000 seit Juni 2010. Die Zahl der Einpendler sei binnen eines Jahres auf rund 17 600 Personen angestiegen.


Neue Herausforderungen

Dass die Arbeitsplätze in Herzogenaurach für die Region von größter Wichtigkeit seien, betonte auch Landrat Alexander Tritthart. Er verwies auf eine Arbeitslosenquote von 2,1 Prozent im Landkreis. Auch aufgrund dieser Entwicklungen und Firmenerweiterungen stehe der Landkreis vor neuen Herausforderungen, nämlich einer Verbesserung des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr), einem weiteren Ausbau der Infrastruktur und der Schaffung von bezahlbare Wohnraum.