Der Wald als Klassenzimmer
Autor: Evi Seeger
Schlüsselfeld, Montag, 19. Dezember 2016
Im Schlüsselfelder Stadtrat plädierte Förster Benjamin Göbel für einen Schulwald im Grabengrund. Ziel ist eine Umweltbildung, die hängen bleibt.
"Unsere Kinder haben Defizite in der Umweltbildung", stellt der Schlüsselfelder Förster Benjamin Göbel in der jüngsten Stadratssitzung fest fest. In einer hochtechnisierten Welt entferne sich die Gesellschaft immer weiter von ihrer Umwelt. Dieser Entfremdung von der Natur müsse man entgegenwirken. Denn die heutigen Kinder müssten sich durch Klimawandel, Artenschwund und Verknappung der Ressourcen als Erwachsene großen Herausforderungen stellen.
In der Sitzung stellte der Förster den Stadträten ein Modell vor, das schon im kommenden Schuljahr 2017/18 greifen soll: Stadtnah im Süden von Schlüsselfeld entsteht im Grabengrund auf Initiative des Landesverbands der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit ihrem Vorsitzenden, dem Landtagsabgeordneten Heinrich Rudrof, ein Schulwald. Kooperationspartner sind die Stadt Schlüsselfeld, der Forstbetrieb Ebrach, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bamberg und natürlich die örtliche Schule.
"Auf in den Schulwald" soll es schon bald für die Schlüsselfelder Schüler heißen. "Wir Förster haben Waldpädagogik als Bildungsauftrag", betonte Göbel. Die bisherige Praxis mit einmaligen Waldführungen in der dritten oder vierten Klasse sei einfach zu wenig. Ziel sei eine Umweltbildung, "die hängen bleibt und in das Wesen der Schüler einzieht".
Im Gegensatz zu den bisherigen Angeboten stehe beim Schulwald der direkte, über Jahre hinweg wiederkehrende Kontakt zum Wald im Vordergrund. Wichtig sei, dass der Schulwald in das Schulkonzept als Lernort für die unterschiedlichsten Unterrichtsthemen eingebunden werde. Anhand von Bildern zeigte Göbel Beispiele auf: Forschen, Spielen, Schulwaldfeste, oder eine Waldweihnachtsfeier. Göbel denkt auch an Baumpatenschaften und Pflanzungen, die durch die Schule im Wachstum begleitet werden.
Alle Strukturen vorhanden
Weshalb der Schulwald gerade in Schlüsselfeld eingerichtet wird, hat gute Gründe: Die Schlüsselfelder Schule mit dem Prädikat "Umweltschule" und ihren engagierten Lehrkräften sei hervorragend geeignet. Im "Grabengrund" seien alle Strukturen - Wald, Wiese, Bach, Feuchtbiotop - vorhanden. Eine der wichtigsten Voraussetzungen erfülle der Schlüsselfelder Wald: Er sei fußläufig zu erreichen. "Wir haben hier die perfekte Kombination", findet der Förster. "Synergieeffekte" sieht er durch den bereits bestehenden, öffentlichen Walderlebnispfad. "Eine Super-Infrastruktur", so Göbel. Einrichtungen wie die vorhandene Schutzhütte könnten auch für den Schulwald genutzt werden. Göbels Vortrag beeindruckte und überzeugte sichtlich auch die Stadtväter. Bürgermeister Johannes Krapp sicherte dem Förster für das Projekt die Unterstützung der Stadt zu.