Der Papst geht - Stimmen aus der Region
Autor: Johanna Blum
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 01. März 2013
Was sich Gläubige von der zukünftigen Kirche und dem zukünftigen Papst erwarten, wollte der Fränkische Tag wissen.
Christian Bouwé, junger Priester aus Kamerun, lebt und promoviert zurzeit in Rom. Er erläuterte dem FT telefonisch, was er von der zukünftigen Kirche und dem Papst erwartet: Seit dem letzten Angelus von Papa Benedetto am Sonntag ist Rom übervoll. Die Menschen sind erfüllt von Dankbarkeit und fühlen sich gleichzeitig getröstet, weil der Papst klargestellt hat, dass seine Entscheidung keine Flucht ist, sondern eine Art, der Kirche besser dienen zu können.
Angesichts dessen, dass sich Papa Benedetto aus Altersgründen zurückgezogen hat, wäre es logisch, einen jüngeren Papst zu wählen. Ich hätte gerne einen bewahrenden Papst im richtigen Sinne des Wortes: einen, der den Glauben in einer Art vermittelt, die an die heutige Wirklichkeit angepasst ist. Ich wünsche mir mehr interkulturelle Einflüsse auf den Glauben, und dass die Kirche die Jugend in ihrer Sprache anspricht.
Dekan Kilian Kemmer, Höchstadt: Der neue Papst sollte meiner Meinung nach den Reformprozess seines Vorgängers fortsetzen und Gott in den Mittelpunkt des kirchlichen Handelns stellen. Er sollte nicht älter als 70 Jahre sein. Gerade im notwendigen ökumenischen Dialog braucht er Profil, Identifikation und Einfühlungsvermögen wie Benedikt XVI. Woher er kommt, ist egal. Bei einem Papst zählt nicht die Nationalität, sondern die Identität.
Michael Thiem, Geschäftsführer der "Laufer Mühle", Hemhofen: Die Frage ist ja immer, wie sich eine Institution wie die Kirche anpassen soll und damit Gefahr läuft, wichtige Inhalte aufzugeben. Schließlich gibt es, so hat es Papst Benedikt XVI. immer wieder betont, "Wahrheiten, die keine Mehrheit außer Kraft setzen kann". Es gibt also Werte und Gebote in unserem Leben, die nicht diskutierbar sind, und die unabhängig vom Zeitgeist auch unantastbar bleiben. Kirche darf nicht "Fähnlein im Wind" sein, sondern muss "Fels in der Brandung" bleiben. Das wünsche ich mir auch vom neuen Papst: die tiefe und felsenfeste Überzeugung, die aus einem festen Glauben resultiert. Bescheidenheit und Demut, die Papst Benedikt XVI. gelebt hat, sowie die Brillanz im Denken.
Christian Ulbrich, Mitglied des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung von St.Georg Höchstadt: Selbstverständlich muss sich die Kirche weiterentwickeln. Dabei sollten wir nicht nur den Blick auf die Ökumene richten und davon unser Urteil über Veränderung abhängig machen. Es stehen wichtige Themen an und nach Skandalen wie den Missbräuchen oder Vatileaks brauchen wir einen jüngeren und durchgreifenden Papst, der Weisheit, aber besonders die Kraft besitzt, die Papst Benedikt XVI. am Schluss fehlte.
Margarete Walcher, Höchstadt: Wie sich die Kirche ändern wird, weiß man nicht. Aber natürlich wird sie sich unter einer anderen Führung verändern. Andererseits muss eine Institution, die schon 2000 Jahre geschafft hat, in gewisser Weise zeitlos sein. Für mich spielt es keine Rolle, aus welchem Land der neue Papst kommen wird. Es wäre schön, wenn der neue Papst nicht so alt wäre, weil die Anforderungen an ihn sehr groß sind. Andererseits haben Päpste immer wieder - auch im fortgeschrittenen Alter - Großes geleistet. Man muss ja nur an Johannes XXIII. denken. Die Ökumene muss und wird weitergehen.
Adolf Wedel, Geschäftsführer der Martin-Bauer-Gruppe Vestenbergsgreuth: Ich bin praktizierender evangelischer Christ. Mein Wunsch wäre bei einer Neubesetzung eine intensivere Bewegung in Richtung Ökumene - dass sich beide Kirchen noch stärker annähern. Mir ist weder das Alter noch die Hautfarbe eines Papstes wichtig. Die eigentliche Rolle spielt die Persönlichkeit. Von der Entscheidung Benedikts XVI., dass man nicht bis zum Ende seines Lebens ein Amt ausfüllen muss, könnte sich so manche Führungskraft in Wirtschaft und Politik ein Stück abschneiden. Es wird bestimmt noch etwas dauern, bis man die Tragweite dieses Entschlusses richtig kapiert.