Der Landkreis im Porträt
Autor: Larissa Händel
, Freitag, 15. Dezember 2017
Der Kunstmaler Rudolf Lumm hat alle 179 Orte im Landkreis Erlangen-Höchstadt besucht und dort Gebäude, die Natur oder Menschen gezeichnet.
Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren hat der Kunstmaler Rudolf Lumm den kompletten Landkreis Erlangen-Höchstadt und die Stadt Erlangen auf Papier gebannt. Entstanden ist ein Bildband, der auf jeder einzelnen seiner 350 Seiten pure Heimatliebe verkörpert.
Geholfen hat dem 68-Jährigen dabei nicht nur sein Talent als Künstler, sondern auch sein geografisches Gedächtnis. Ohne Navigationssystem hat er jedes noch so kleine Dorf im Landkreis angefahren. Denn: "Schöne Motive findet man überall", ist Lumm überzeugt. Auch ein alter Baum, eine historische Mauer oder ein außergewöhnliches Fenster seien lohnenswert. Besonders faszinieren den Künstler, der schon als Kleinkind gern zu Stift und Papier gegriffen hat, aber alte Fachwerkhäuser.
Für Lumm ist es eine Herzensangelegenheit, seine künstlerischen Fähigkeiten dafür zu nutzen, seine Heimat festzuhalten. "Heimat" meint mittlerweile aber nicht mehr nur die unmittelbare Umgebung, in der Lumm lebt. Denn die Region rund um den Nürnberger Stadtteil Kleinreuth, in dem er mit seiner Frau zu Hause ist, ist nur einer von vielen Orten, die für seine Zeichnungen Modell stehen durften.
Seit 2003 widmete er sich bereits der Stadt Fürth und ihrem Landkreis sowie Nürnberg mit seinen Stadtteilen und dem Nürnberger Land.
Für sein jüngstes Projekt hat Lumm nun die Stadt Erlangen inklusive 17 Stadtteilen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt mit 179 Orten abgeklappert - und dabei viel Schönes, aber auch manch weniger Schönes gesehen. Mit Sorge blickt er auf den Verfall historischer Gebäude und auf den Flächenfraß, vor dem auch fränkische Landschaften nicht verschont bleiben. "Das Erkennen natürlicher Schönheit ist in diesen Zeiten wichtiger als je zuvor", findet der Künstler.
Um dem ein wenig auf die Sprünge zu helfen, ist sein Buch, das 773 Zeichnungen enthält, ein guter Wegweiser. Für sein Buch hat der Maler, der in Zirndorf ein eigenes Atelier hat, keine Mühen gescheut. Jeden Tag, von Montag bis Sonntag, war er bei Wind und Wetter bewaffnet mit Block und Bleistift unterwegs und hat vor Ort seine Motive gezeichnet. Wäre es nicht einfacher gewesen, die Motive zu fotografieren und sie im Atelier abzuzeichnen? "Einfacher ja, aber dann wären die Abzeichnungen flach, die Perspektive verzerrt und das Bild hätte keine Seele", winkt er ab. Einzig das Kolorieren der Bleistiftzeichnungen war im Atelier möglich.
Neben dem künstlerischen Wert birgt das umfassende Buch, das mehr als zwei Kilo auf die Waage bringt, auch Qualitäten als Nachschlagewerk. Für historisch Interessierte bietet das Buch zu jedem Ort kurze, handgeschriebene Texte über Entstehung, Entwicklung oder Besonderheiten. Doch oftmals sind es nicht nur Gebäude und Landschaften, die einen Ort ausmachen, sondern die Menschen, die in ihm leben. Deshalb blitzen zwischen den Zeichnungen und Aquarellen auch immer wieder die schelmischen Augen von bekannten Personen, gebannt im Porträt, hervor. Vor allem ältere Menschen haben es Rudolf Lumm angetan. "In den Gesichtern von alten Menschen spiegelt sich nicht nur der Charakter wider, sondern vor allem die Lebenserfahrung", sagt er. Genau wie alte Gemäuer hätten auch sie Geschichten zu erzählen, die unweigerlich mit ihrer Heimat zusammenhängen.
Neben Porträts machen Menschen auch die Stadt- und Dorfszenen der Bilder lebendig. "Der ein oder andere wird sich sicher auf manchen Zeichnungen wiedererkennen", schmunzelt der Maler.