Der kritische Blick ins Mühlhausener Geäst
Autor: Evi Seeger
Mühlhausen, Mittwoch, 07. Februar 2018
In Mühlhausen sind derzeit zwei Baumkontrolleure unterwegs. Sie prüfen im Auftrag der Gemeinde, ob die Verkehrssicherheit gewährleistet ist.
Nein, sie reden nicht mit den Bäumen. Dennoch haben Bäume Uwe Niedenthal und Reinhard Hegwein viel zu sagen. Obwohl der Kontakt der beiden Ingenieure mit dem Baumbestand der Marktgemeinde im Grunde rein visueller Art ist. Sofern man davon absieht, dass der Stammumfang gemessen und ein "Nummernschildchen" angebracht wird. Die beiden Mitarbeiter des Maschinenrings Franken sind "zertifizierte Baumkontrolleure" und derzeit in der Gemeinde unterwegs.
Ein digitales Baum-Kataster
Ihre Arbeitsgeräte sind Bandmaß, Hammer und ein Spezialgerät, mit dem jeder Baum eine Nummer bekommt. Ganz wichtig ist auch ein "Outdoor Tablet", auf dem Standort und Zustand des Baumes eingegeben werden. Auf diese Weise wird ein digitales Baum-Kataster erstellt, das am Ende der Gemeinde an die Hand gegeben wird. Fast wieder vergessen ist "Burglind". Auch dass der Sturm, der am 3. Januar übers Land zog, mit ungeahnter Gewalt hohen Schaden anrichtete. Ein nicht geringer Teil davon war herabfallenden Ästen oder entwurzelten Bäumen geschuldet.
Die Sorgfaltspflicht
Was tun, wenn man - wie die Bürgermeister der Kommunen - für viele Bäume Verantwortung trägt. "Verkehrssicherheitspflicht" heißt das im Amtsdeutsch. Was bedeutet, dass eine Gemeinde die Sorgfaltspflicht für ihre Bäume hat. Etwas schwierig, wenn man etwa 500 davon hat, wie Bürgermeister Klaus Faatz in Mühlhausen samt seinen Ortsteilen. Nicht nur, dass es für den gemeindlichen Bauhof sehr viel Arbeit wäre, ständig hinter all dem Grün her zu sein. Die Mitarbeiter müssten auch fachlich geschult werden. Zwei Mitgliedsgemeinden der VG Höchstadt - Gremsdorf und Lonnerstadt - haben einen Mitarbeiter speziell für diese Arbeit ausbilden lassen. Mühlhausen und Vestenbergsgreuth gingen einen anderen Weg. Die Marktgemeinden haben die Kontrollen extern vergeben und dem Maschinenring übertragen. Zum ersten Mal übrigens, so dass jetzt alle Bäume der Gemeinde nach dem Geo-System begutachtet, mit Nummern versehen und kartiert werden.
Zustand wird eingestuft
Etwa fünf Tage lang werden die "Baumkontrolleure" in der Gemeinde unterwegs sein. 80 bis 100 Bäume "schaffen" sie pro Tag. "Wir schauen nicht, ob ein Baum schön ist oder wertvoll", sagt Uwe Niedenthal. Nur die Verkehrssicherheit ist für ihn Ausschlag gebend. Für die Ingenieure heißt das, dass sie den Standort, die Krone, den Stamm und Wurzelbereich einer "visuellen Kontrolle" unterziehen. Mit Hilfe von GPS wird der Standort in ein digitales Katastersystem aufgenommen. Die dazu gehörigen Daten - Kennnummer, Baumart, Stammumfang - werden erfasst. Hinzu kommt der Zustand des Baumes, der in die Kriterien "gut, mittel, schlecht, absterbend, tot" eingestuft wird. Bei der Zuordnung ist auch der Entwicklungsstand der Bäume entscheidend: Bäume der "Jugendphase" bis zu 25 Jahren müssen weniger oft kontrolliert werden als Bäume in der Reife- oder Altersphase. Zudem müssen Bäume im bewohnten Ortsbereich häufiger kontrolliert werden als Bäume außerorts. Einfach deshalb, weil die "Sicherheitserwartung" im Ortsbereich höher ist als außerhalb. Und weil innerorts von einem höheren Verkehrsaufkommen ausgegangen wird.
Sind die Daten ausgewertet, werden sie den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Maßnahmenlisten werden erstellt und die Dringlichkeit sowie der Rhythmus der Kontrollen festgelegt. Etwa neun Euro pro Baum gibt Mühlhausen für die erste Bestandsaufnahme aus. Für künftige Begutachtungen fallen dann geringere Kosten an.