Der Klimawandel ist in Erlangen-Höchstadt sichtbar
Autor: Karina Brock
, Montag, 25. Februar 2019
"Nadeln rot, Kiefer tot" - so könnte ein Merkspruch lauten, der sich im Landkreis Erlangen-Höchstadt leider allerorts beweisen lässt.
Das Kiefernsterben schreitet schneller und dramatischer voran, als Experten es ohnehin schon erwartet haben. "Bei Witterungen wie im vergangenen Jahr hat der ganze Wald Probleme. Besonders jedoch die Nadelhölzer", erklärt Peter Proebstle, Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft in Fürth. Denn Laubbäume haben zumindest die Möglichkeit, ihre Blätter abzuwerfen, wenn es hart auf hart kommt. "Notfalls ziehen sie den Saft halt schon im August zurück, nicht erst im Herbst." Nadelbäume können das nicht. Besonders Kiefern seien bedroht, was derzeit überall sichtbar wird.
"Der Anfang vom Ende"
Der Prozess eines "Kieferntods" zieht sich über mehrere Jahre hin. Werden die Nadelspitzen aber rot, geht es richtig los und es dauert kaum zwei Wochen, bis der Baum vollends abstirbt, erklärt Försterin Heike Grumann. "Rote Nadeln sind der Anfang vom Ende."
"Die Problematik äußert sich momentan viel stärker, als in den vergangenen Jahren, zum Beispiel als nach dem heißen Sommer 2015", sagt Proebstle. In manchen Beständen stehe keine gesunde Kiefer mehr. "Das ist für den einzelnen Waldbesitzer dramatisch!" Das Landschaftsbild werde sich daher innerhalb der nächsten Monate sichtbar verändern, wenn all die toten und kranken Bäume entfernt werden müssen. "Wir haben jetzt schon keine Lagerflächen mehr - und es kommt noch mehr", ergänzt Grumann.
Das Problem: Die gesunden Kiefern, die in den ausgedünnten Wäldchen stehen bleiben, sind Sonne und Wind noch mehr ausgesetzt. "Das mögen die natürlich gar nicht", so Proebstle. Neben Hitze und Trockenheit vertragen die ohnehin schon gestressten Nadeln die extreme Sonneneinstrahlung nämlich nicht.
Belastungen machen Bäume anfällig
All diese Belastungen machen die Bäume anfällig für Schädlinge. "Hitze und Trockenheit sind der Auslöser, Borkenkäfer, Misteln und Pilze besorgen den Rest", erklärt Heike Grumann. Die Mistel zum Beispiel wurzelt in den kränklichen Bäumen, entzieht ihnen Wasser und hört damit nicht auf, bis nichts mehr da ist. Verschiedene Borkenkäfer und ein Pilz, der das so genannte Kieferntriebsterben auslöst, setzen den Bäumen zu. "Der Pilz ist eigentlich immer da. Normalerweise zersetzt er Totholz", erklärt Grumann. Wenn aber die Bäume geschwächt sind, befällt er auch die lebenden.
Die Folge ist das massenhafte Kiefernsterben, das derzeit in unserer Region zu beobachten ist. Aber was tun? "Hoffentlich haben die Waldbesitzer schon längst für Unterbau gesorgt, der nun nachkommen kann", sagt Proebstle. Wo das noch nicht der Fall ist, müsse schnellstens für die nächste Generation gesorgt werden. "Möglichst schnell deshalb, weil es immer aufwändiger und teurer wird, wenn sich Brombeeren und Co. erstmal breit gemacht haben." Allerdings fehle vielerorts das Wasser, das Neuanpflanzungen nötig haben. "Der Boden ist nach wie vor zu trocken. Schauen Sie sich diese Woche an: Bis zu 18 Grad - im Februar! - und seit Dezember hat es nicht mehr geregnet!"
Waldbesitzer sollten sich daher Rat bei ihren Revierleitern holen. Diese wissen auch, was nachgesät werden kann und in welcher Zusammenstellung. "Wir brauchen Baumarten, die mehr Hitze und Trockenheit aushalten, zum Beispiel Eiche, Spitzahorn, Elsbeere", erklärt Grumann. Keine Monokulturen, da man nie weiß, wie der Klimawandel voranschreitet und wie die einzelnen Arten darauf reagieren.