Druckartikel: Der Gast bliebe gern auf Dauer

Der Gast bliebe gern auf Dauer


Autor: Johanna Blum

Adelsdorf, Freitag, 17. August 2018

Davide Pusterla ermöglicht den Organisten von Adelsdorf und Aisch im August seit vielen Jahren eine Auszeit. Von Franken ist der Italiener begeistert.
Davide Pusterla ist von der Strebel-Orgel begeistert.Johanna Blum


Zum 20. Mal ist Davide Pusterla aus der italienischen Partnergemeinde Uggiate-Trevano im August in Adelsdorf, um den Adelsdorfer und Aischer Organisten eine Auszeit zu gönnen.

Im Rahmen seines Politikstudiums musste der nun 42-Jährige neben Englisch noch eine andere Sprache lernen. Er entschied sich damals für Deutsch. "Da ich durch die Partnerschaft mit Adelsdorf engeren Kontakt knüpfen konnte, kam dies mir gerade gelegen", erzählt er. "Ich habe bei der Unterzeichnung der Partnerschaft im Jahr 1998 in Uggiate die Präsidentin des Adelsdorfer Partnerschaftskomitees gefragt, wie und wo ich im Sommer Deutsch lernen könne. Sie kam auf die Idee, dass ich mein Orgelspiel doch mit dem Lernen verbinden solle und so vertrete ich seit dieser Zeit jährlich die Organisten. Ich habe also zwei Tauben mit einer Bohne erwischt (ein italienisches Sprichwort - wir sagen "Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen").

Lob für die Gastfreundschaft

Von Anfang an war Pusterla ganz begeistert von den freundlichen, netten Leuten und von der schönen Umgebung hier. Nie kam Heimweh auf! "Ich fühlte mich sofort in Adelsdorf aufgenommen und nicht wie ein Ausländer", meint er. Die Norditaliener seien viel verschlossener und ließen auch ungern fremde Leute in ihre Häuser. "Für mich war die deutsche Gastfreundschaft etwas völlig Neues."

Aber auch das deutsche - oder besser: das fränkische Bier ist ihm lieb und teuer geworden. "Meine ersten Erfahrungen mit dem Bier machte ich sonntags beim Frühschoppen nach der Kirche bei Annelies im Gasthof zur Post", erinnert er sich. "Ich trank ein bisschen zu viel, weil die Burschen vom Stammtisch mich einluden und sich freuten, dass es mir so gut schmeckt", lacht er. "Anschließend musste ich dann erst eine Runde schlafen. Ich glaube, die Deutschen sind mit Bier im Körper geboren!", findet er. "Mir schmeckt das Bier sehr sehr gut und ich nehme am Ende immer gerne ein paar Kisten Neuhauser Bier mit nach Hause!" Auch der Besuch auf einem der vielen Keller ist für ihn fast schon so wichtig wie das Orgelspiel.

Dankbar für die Zwischenspiele

Davide genießt es, in den drei Kirchen der Pfarreiengemeinschaft und auch im Altenheim Orgel zu spielen. "Es tut gut, den Menschen schöne Musik zu schenken", findet er. In Italien werden im Gottesdienst nur die Lieder von der Orgel begleitet und so kann er hier nach Herzenslust präludieren (Zwischenspiele machen). "Ich freue mich, den Adelsdorfern meine italienische Musik nahe zu bringen. Aber auch eure Musik ist sehr schön, wie Bach, Mozart und Händel...", betont er. Von der frisch restaurierten Strebel-Orgel ist er begeistert. "Der Klang und die vielen neuen Möglichkeiten - einfach fantastico!"

Der italienische Gast nimmt natürlich gerne Anteil an der Gestaltung des Dorflebens. Dies beginnt bereits mit der Aischer Kirchweih, die er immer mit seiner Gastfamilie besucht. "Ich fühle mich schon fast dazugehörig wie eure Straßenschilder", lacht er.

Davide schafft es immer wieder aufs Neue mit seinem wundervollen Spiel jeden Gottesdienst zu einem festlichen Erlebnis zu machen. Da man in einer Familie eine fremde Sprache besser lernt, wohnte er die ersten Jahre bei Familie Mauer - "Jutta ist meine deutsche Mamma" - und später verbrachte er je eine Woche in einer anderen Gastfamilie: bei Familie Macher, Familie Ort, Familie Blum und Familie Völlner. Sie alle nehmen ihn immer wieder gerne auf.

"Musik ist mein Leben"

Bis vor einigen Jahren logierte er auch bei Gertrude Schäfer, der allzu früh verstorbenen Sopranistin aus Adelsdorf. "Sie fehlt mir sehr!", verrät er. "Wir musizierten viel zusammen." Sein richtiger Beruf hat natürlich mit Musik zu tun. An der Mailänder Scala arbeitet er an Musikprojekten mit, die Videos und DVDs mit großen Opern für Kinder aufbereiten. In Uggiate-Trevano und in Ronago spielt er die Orgel und leitet einige Chöre.

"Musik ist mein Leben!", verrät er mit glänzenden Augen. Nicht nur an der Orgel wird er gebraucht, auch in großen Chören ist er als Aushilfsbass sehr gefragt. Erst vor kurzem war er in Pisa im Opernchor dabei, als Andrea Boccelli auf der Bühne stand. "Mein größter Wunsch ist es, wenn ich in Deutschland, am liebsten in Franken, eine Stelle als Organist und Chorleiter bekäme."