Druckartikel: Der echte "Geeger" wird verschont

Der echte "Geeger" wird verschont


Autor: Manfred Welker

Großenseebach, Dienstag, 09. Sept. 2014

Wenn die Großenseebacher Ortsburschen einen ihrer fränkischen Bräuche pflegen, schlagen sie mit einem armdicken Baumstamm nach einem Blecheimer anstatt nach einem lebenden Hahn.
Dominik Seeberger präsentiert stolz den Hahn, der dem "Geeger rausschlog'n" seinen Namen gegeben hat. Fotos: Manfred Welker


Auch von einem kurzen Stromausfall im Festzelt, den der Starkregen am Sonntagabend verursacht hatte, ließen sich die Großenseebacher nicht beim Feiern stören. Die Ortsburschen erhalten zahlreiche fränkische Bräuche am Leben.

Am Sonntagmorgen fand das "Kiegli zammspiln" statt, mit dem die Finanzen der Burschen aufgestockt werden. Bei dieser Aktion wurden sie früher, wie der Name schon sagt, mit Naturalien in Form von Gebackenem bedacht. Sie zogen bekleidet mit weißem Hemd und schwarzer Hose durch das Dorf. Möglichst jedes Haus im Ortes wurde nach Spenden "abgeklopft". Dazu gehört heutzutage natürlich die Musik auf einem Traktoranhänger und ein Fass Bier. Damit wurden die Einwohner geködert. Jeder durfte aus den mitgeführten Maßkrügen trinken, erhielt aber anschließend auch eine Sammelbüchse vorgehalten mit dem Wink, den Einsatz der Ortsburschen doch möglichst zu unterstützen.

In einigen Häusern erhielten die Sammler aber auch noch eine kleine Brotzeit oder Hochprozentiges zum Aufwärmen.

Suche nach Bierfass

Am Sonntagnachmittag führten die Ortsburschen noch eine weitere Aktion durch, das "Kerwa ausgrob'n". Zu diesem Zweck musste ein verstecktes Bierfass in Großenseebach gesucht werden. Danach zogen die Ortsburschen mit einem Traktor mit Anhänger, an dem sie Schrifttafeln angebracht hatten, durch den Ort zum Festzelt. Mit den Texten nahmen sie auf die Ereignisse in der "Gmaa" im abgelaufenen Jahr Bezug.

Am Montagabend klang für die Ortsburschen die Kirchweih mit dem "Maien rausdanz'n" und dem "Geeger rausschlog'n" aus. Nach 18 Uhr zogen die Ortsburschen vom Festplatz mit Unterstützung von Musikern in das Dorf, um dort ihre Tanzpartnerinnen abzuholen. An der Spitze wurde ein mit bunten Bändern geschmückter Weidenbusch vorangetragen.

Erst am Treffpunkt erhielten die Ortsburschen die geschmückten Schürzen von ihren Tanzpartnerinnen umgelegt. Zum Festplatz zurückgekehrt, mussten die 18 Paare den Kirchweihbaum umrunden. Auf einem Tisch befand sich unter einem Tuch der Wecker, der zu einer unvorhersehbaren Zeit laut schellen würde. Wer den Weidenbuschen gerade in Händen hielt, der musste auch ein Kirchweihlied zum Besten geben.

Kirmes als Publikumsmagnet

In diesem Jahr waren es vor allem Lieder, mit denen auf aktuelle Geschehnisse Bezug genommen wurde. "Die Weisendorfer Kerwa is a Publikumsmagnet, do is in Seeba mehr los, wenn mer beim Brez'n Rudi steht!" Der Weidenbuschen wurde nach jeder Runde an das nächste Paar weitergereicht. Auch einzelne Akteure wurden auf die Schippe genommen: "Mir Seebier Kerwasburschn hom amol in größtn'n Baum, und a in dickstn'n Ortsburschen, des ist ja a Traum!" Erst nach rund 30 Minuten standen Marco Reich und seine Partnerin Lara Barthelmeß aus Möhrendorf als Sieger fest.

Beim "Geeger rausschlog'n" gewann Dominik Seeberger. Bei dieser Disziplin mussten die Ortsburschen mit einem armdicken Stamm einen Blecheimer treffen, der stellvertretend für den "Geeger" stand. Zuvor wurden den Kandidaten die Augen verbunden und ihr Orientierungssinn durch mehrmaliges Drehen durcheinandergebracht. Auf Zurufe aus dem Publikum versuchten sie dann, den Eimer zu treffen. Ging der Wurf daneben, so ließ sich die Musik lediglich einige traurige Töne entlocken. Erst beim Treffer durch Seeberger gab es einen Tusch. Ein echter "Geeger", ein prächtiger Hahn, war in der Nacht zuvor "organisiert" worden und wurde nach der Aktion auch wieder zurückgebracht.

Nach diesen Anstrengungen zogen die Paare dann in das Festzelt, wo Marco und Lara gemeinsam ihre Tanzkünste vor dem Publikum zum Besten gaben. Gemäß altem Brauch erhielt der Sieger beim "Maien rausdanz'n" einen Krug, musste aber auch die Mitwirkenden aushalten. Die Siegerin des "Maien rausdanz'n" konnte ein Kaffeeservice in Empfang nehmen.

Nach der Beendigung der Kirchweih, irgendwann in der Früh, war Kaffeetrinken angesagt. Mit großer Genugtuung konnten die Ortsburschen auf eine gelungene Kirchweih des Jahres 2014 zurückblicken. Die Programmpunkte verliefen wie geplant. Sie stellten den höchsten Baum im Seebachsgrund auf, und es gelang keinen Burschen aus der Umgebung, den Kirchweihbaum zu schälen, im Gegensatz zu manch anderen Orten.