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Der Aal an der Aisch stirbt aus - was können die Fischer tun?


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 28. Sept. 2016

In der Aisch beginnt zur Zeit eine Reise. Der Aal macht sich auf einen langen Weg.Ob er ankommt? Glückssache.
Der Wanderweg des Aals


Im Herbst, vor allem bei ganz schlechtem Wetter, da beginnt es bei ihm zu kribbeln. Dann kommen die Hormone in Wallung und sein Fernweh setzt ein. Wie ferngesteuert erhält er ein geheimes Signal und er macht sich auf die Reise. Über Aisch, Regnitz, Main und Rhein gelangt er ins Meer. Sein Ziel liegt tausende Kilometer entfernt. In der Sargassosee, einem Meeresgebiet östlich von Florida und südlich der Bermuda-Inseln.

Die Rede ist vom Europäischen Aal. Im Oktober beginnt seine Wanderung. Die Tiere kamen einst als Kleinstfische, sogenannte Glasaale, in die europäischen Flüsse, nun ziehen sie zurück, um sich zu paaren. Ein Riesenaufwand, den die Natur da eingerichtet hat. Aber Trieb ist nun einmal Trieb.

"Sie sind etwa zwölf bis 14 Jahre alt, wenn sie die Wanderung beginnen.

Das kommt darauf an, wie sie gewachsen sind", sagt Thomas Vordermeier, Leiter der Fachberatung für das Fischwesen in Mittelfranken.


Killer Nummer eins: Turbinen

Besonders viele Aisch-Aale werden es aber vermutlich nicht in die Sargassosee schaffen. Vordermeier bezweifelt, dass viele die Hindernisse überleben, die ihnen in den Weg gestellt werden. Ein Thema sei die Befischung. Killer Nummer eins seien aber Turbinen von Wasserkraftwerken. "Die Aale werden in den Turbinen kleingehäckselt", sagt Vordermeier. Vor allem die großen Kraftwerke, so am Main, stellen tödliche Hürden für die Aale dar.
An einigen Einrichtungen gebe es Fischtreppen. Doch nicht an allen.

"Die Aisch ist ein Aalgewässer nach EU-Verordnung", sagt Vordermeier. Das heißt, der Aal steht unter Schutz. Die Rote Liste werde gerade neu erstellt. Vordermeier geht davon aus, dass der Aal wieder das traurige Siegel "vom Aussterben bedroht" bekommt.

Aber müssten angesichts von EU-Verordnung und Roter Liste nicht Fischabstiegstreppen vorgeschrieben und Überfischung verboten werden? Das Wasserhaushaltsgesetz schütze den Aal, so Vordermeier. Es werde aber nicht voll umgesetzt. Für strengere Vorschriften und Auflagen für Wasserkraftwerke wäre das Umweltministerium zuständig.


Japaner treiben die Preise

Einer, der sich in Höchstadt um den Schutz von Fischen bemüht, ist Paul Neudörfer. Der langjährige Leiter der Biotop- und Artenschutzgruppe des Fischereivereins kennt sich nicht nur mit den erotischen Anwandlungen des wandernden Aals aus. Er weiß auch, wie aufwändig und vor allem teuer dessen Schutz ist. "Früher haben wir regelmäßig Aale in die Aisch ausgesetzt", sagt Neudörfer. "Aber dann haben die Japaner alles aufgekauft." Denn dort gelten sie als Delikatesse. Der Marktpreis für Glasaale sei horrend gestiegen.

"Das muss man sich als Verein gut überlegen", sagt Klaus Müller, Vorsitzender des Fischereivereins. Man habe sich schon überlegt, auf Initiative von Greiendorfer Fischern, wieder Aale auszusetzen. Sogenannte Farm-Aale, bis zu 35 Zentimeter lang, würden allerdings auch zu Buche schlagen. Der Zentner, circa 400 Tiere, kosten mehr als tausend Euro. "Eventuell nur zehn Prozent davon überleben", sagt Müller. Da habe man dann fast das Geld in die Aisch geschüttet. Doch die Fischer wissen: Wenn nicht sie etwas tun, könnte es in ein paar Jahren zum letzten Mal gekribbelt haben, beim Aisch-Aal in seiner herbstlichen Wanderzeit.