Dem Handwerk in Erlangen-Höchstadt gehen die Azubis aus

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Sigrid Katholing und Regina Gutberlet von den Arbeitsagenturen in Erlangen und Fürth: "Die Schere zwischen ausbildungswilligen Jugendlichen und der Anzahl an Ausbildungsplätzen wird noch größer, und der Wettbewerb um die jungen Leute betrifft vor allem das Handwerk." Foto: Pascale Ferry
Sigrid Katholing und Regina Gutberlet von den Arbeitsagenturen in Erlangen und Fürth: "Die Schere zwischen ausbildungswilligen Jugendlichen und der Anzahl an Ausbildungsplätzen wird noch größer, und der Wettbewerb um die jungen Leute betrifft vor allem das Handwerk."   Foto: Pascale Ferry
Mit der Teilnahme an den Projekten "Bildungsregion in Bayern" und "Bildung integriert" will der Landkreis Bildungsqualität und Bildungschancen erhöhen. Bildungskoordinator Sven Czekal berichtete über den aktuellen Stand dieser Projekte. Rechts Cornelia Schmidt, Bildungsmanagerin für den Landkreis Erlangen-Höchstadt. Foto: Pascale Ferry
Mit der Teilnahme an den Projekten "Bildungsregion in Bayern" und "Bildung integriert" will der Landkreis Bildungsqualität und Bildungschancen erhöhen. Bildungskoordinator Sven Czekal berichtete über den aktuellen Stand dieser Projekte. Rechts Cornelia Schmidt, Bildungsmanagerin für den Landkreis Erlangen-Höchstadt.   Foto: Pascale Ferry
 
Landrat Tritthart (l.) hatte zum 33. Ausbildungsforum geladen. Seit 2002 gibt es diese Veranstaltung im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Ursprünglich dazu gedacht, die damals angespannte Situation auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern, will das Forum heute den Dialog zwischen Verantwortlichen aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Schulen, Arbeitsagentur und Kammern fördern. Foto: Pascale Ferry
Landrat Tritthart (l.) hatte zum 33. Ausbildungsforum geladen. Seit 2002 gibt es diese Veranstaltung im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Ursprünglich dazu gedacht, die damals angespannte Situation auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern, will das Forum heute den Dialog zwischen Verantwortlichen aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Schulen, Arbeitsagentur und Kammern fördern.  Foto: Pascale Ferry
 
Peter Beck, Jobbegleiter für Flüchtlinge am bfz (Berufliche Fortbildungszentren der Bayrischen Wirtschaft GmbH), vermittelt Flüchtlinge über 25 Jahre, mit guten Sprachkenntnissen, bei denen eine Arbeitsgenehmigung vorliegt, an Unternehmen (Kontakt: peter.beck@bfz.de). Foto: Pascale Ferry
Peter Beck, Jobbegleiter für Flüchtlinge am bfz (Berufliche Fortbildungszentren der Bayrischen Wirtschaft GmbH), vermittelt Flüchtlinge über 25 Jahre, mit guten Sprachkenntnissen, bei denen eine Arbeitsgenehmigung vorliegt, an Unternehmen (Kontakt: peter.beck@bfz.de).  Foto: Pascale Ferry
 

Die Kreishandwerkerschaft ruft um Hilfe: 2017 gab es erstmals mehr Architekturstudenten als angehende Maurer.

Rund 60 Gäste aus Schulen, Ausbildungsbetrieben und Institutionen haben sich beim 33. Ausbildungsforum des Landkreises Erlangen-Höchstadt zur aktuellen Lage auf dem Ausbildungsmarkt informiert. Der Landkreis hat seit 2016 um 4000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zugelegt. Die Arbeitslosenquote lag im März mit zwei Prozent auf einem Zehnjahrestief. Besonders die Altersgruppe der 15- bis unter 25-Jährigen profitierte: Im Vergleich zu März 2017 stehen rund zwölf Prozent mehr Ausbildungsstellen zur Verfügung. Das führt zu einem Rückgang von rund 22 Prozent der Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe.

Des einen Freud, des anderen Leid: Das Handwerk hat Probleme, seinen Bedarf an Nachwuchs zu decken. Jugendliche streben grundsätzlich erst ein Studium oder eine Ausbildung in einem renommierten Unternehmen in der Region an. Geschäftsführer Wolfgang Mevenkamp von der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf: "Was lesen und schreiben kann, macht ein Studium!" Er führt an, dass 2017 die Anzahl der Architekturstudenten erstmals jene der Maurer-Azubis überschritten habe. "Wer soll die Arbeit machen?" fragt er. Regina Gutberlet von der Arbeitsagentur Fürth appellierte an die Eltern: "Ein Studium ist nicht für jeden Schüler der Königsweg."


Rektor kritisiert Schulsystem

Michael Ulbrich von der Mittelschule Höchstadt klagte: "Wir haben die duale Ausbildung hingerichtet." In Erlangen gäbe es 85 bis 90 Prozent Übertritte an Gymnasien, und oft schließe sich ein absteigender Bildungsweg an, da das Schulsystem Zehnjährige zu früh und dadurch oft falsch auseinanderdividiere. Die Mittelschule sei zum "Reparaturbetrieb" verkommen, in dem bis zu 120 Schüler in die neunten und zehnten Klassen gehen. Nicht bei den Eltern müsse man ansetzen, sondern beim Schulsystem. "Macht die Mittelschule stark, dann haben wir auch wieder ausbildungswillige und -fähige Jugendliche!"

Junge Flüchtlinge haben sich nicht als Rettung des Handwerks erwiesen. Laut Mevenkamp befinden sich derzeit 130 bis 150 von ihnen in Ausbildung. In den Betrieben selbst laufe es gut, denn "man kann sich viel abgucken". Aber in der Berufsschule sei es wegen der fachlichen Begriffe schwierig. Dem setzte Anke Hartkopf von der Ergo Direkt Versicherung eine sehr positive Erfahrung gegenüber. Acht Syrer besuchen dort eine Einstiegsqualifikation zum Fach- oder Systeminformatiker. "Es sind höfliche, gebildete Menschen mit guten Sprachkenntnissen, wenn auch mit einer anderen Vorstellung von Arbeitszeit." In diesem Zusammenhang bat Landrat Alexander Tritthart (CSU) um Verständnis, dass vor einer Einstellung eines jungen Geflüchteten die Ausländerbehörde zu kontaktieren sei. Die Gesetzeslage zu Beschäftigungsverboten ändere sich teilweise quartalsweise.


Weitere Termine

- Informationsveranstaltung der IHK Nürnberg für Mittelfranken zur Neuordnung der Elektroberufe: Freitag, 8. Juni, in der Berufsschule in Herzogenaurach. "Digitalisierung" wird ein fester Bestandteil der Ausbildung.
- Nächstes Ausbildungsforum: Montag, 8. Oktober, im neuen Landratsamtsgebäude in der Nägelsbachstraße in Erlangen.