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Das plant Amazon in Pommersfelden - Gegner hoffen weiter


Autor: Christian Bauriedel

Limbach, Sonntag, 29. März 2020

Es bleibt spannend, wie die Pommersfeldener abstimmen werden. In Limbach ist die Bürgerinitiative sicher: Die Logistikhalle soll verhindert werden.
Amazon plant im Gewerbegebiet Limbach diese Logistikhalle. Die Visualisierung zeigt im Hintergrund den Pommersfeldener Ortsteil. Dort haben sich Kritiker des Projekts zu einer Bürgerinitiative zusammen geschlossen und einen Bürgerentscheid am 5. April erreicht. Visualisierung: P3 Logistic Parks


"Klar, viele bestellen bei Amazon. Auch die Limbacher", sagt Roland Seubert von der Bürgerinitiative gegen das geplante Verteilzentrum in Limbach. Doppelmoral? Er kenne das Argument: Bestellen ja, Halle hinterm Dorf nein. Auch er sei Kunde gewesen, bis er sich näher mit den Strukturen des Onlinehandelsriesen beschäftigt habe.

Die Halle, die in Pommersfelden gebaut werden soll, sei aus seiner Sicht gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Flächenschonung beschworen werde, ein Unding. "Ich sehe keinen vernünftigen Grund, die Lieferung eines Päckchens von zwei auf einen Tag zu reduzieren. Dafür werden immerhin Unmengen an wertvoller Gewerbefläche geopfert", so Seubert.

Die "One-day-Lieferungen" seien für Amazon der einzige Grund, solche kleineren Verteilzentren zu bauen. In Eggolsheim, wo seit kurzem eines der größeren Sortierzentren angesiedelt ist, sei die Situation nicht befriedet - anders als von Amazon behauptet. Massen an Lkw seien immer noch ein Problem. Hier werde etwas "verniedlicht". Seubert: "Die Zustände in Eggolsheim haben sie bei weitem nicht im Griff." Für Limbach zweifle er die von Amazon angegebenen Zahlen zu den Lieferwagen an (siehe unten). Er rechne damit, dass in Spitzenzeiten viel mehr vom Hof rollen werden.

Verkehrsgünstig gelegen

Anders sehen das natürlich die Projektverantwortlichen. In Limbach würde es nie so viel Lieferverkehr geben wie in Eggolsheim, weil es sich um einen kleineren Stützpunkt handle, sagt Nadiya Lubnina, Sprecherin von Amazon. Zu Limbach betont sie: "Wir wollen diesen Standort haben." Das Gewerbegebiet neben A3 und B505 liege ideal. Über diese Achsen solle auch der meiste Lieferverkehr fließen, was die Limbacher gar nicht tangiere. Man wolle genau dort in ein Verteilzentrum investieren, da der "Bedarf an Kapazitäten vorhanden" sei.

"Viel Auswahl gibt es in der Region nicht, das muss man dazusagen", betont Sönke Kewitz, Geschäftsführer von P3 Logistic Parks. Die Firma führt für Amazon die Planungen aus. "Wir wollen nicht die Bad Guys sein." Man nehme die Sorgen der Bürger ernst, aber wolle mit Fakten überzeugen (siehe unten). Amazon sei um Transparenz sowie "eine gute Nachbarschaft" bemüht, sagt Sprecherin Lubnina.

Die Nachbarn, Seubert und seine Mitstreiter, kritisieren die Änderung des Bebauungsplans, über die nun abgestimmt wird. Es gehe um die Streichung der vorgesehenen Ringstraße, die eine so große Halle nicht ermöglicht hätte, darum, dass Amazon höher bauen dürfte als bisher vorgesehen, und um die schiere Größe des Projekts. "Ob da Amazon oder DHL draufsteht, ist uns egal", sagt Seubert.

Lieber kleines Gewerbe

Vor Jahren habe es Anfragen kleiner Betriebe gegeben, die abgelehnt worden seien. Nun gebe die Gemeinde "dem Riesen" den Zuschlag. Dafür habe die Initiative kein Verständnis. Seubert würde sich "kleines, interessantes und vor allem produzierendes Gewerbe" wünschen.

Man hoffe auf Solidarität der anderen Ortsteile. Dieser Entscheid findet wegen Corona nur per Briefwahl statt. Auch wenn etliche wegen der Landratsstichwahl an diesem Sonntag vielleicht schon abgestimmt haben: Die Limbacher wollen "weiterhin sachlich" für ihre Argumente werben und auf das Ergebnis in einer Woche hoffen.

Das plant Amazon in Limbach:

Die Planer geben Antworten zu Fragen über das geplante Projekt von Amazon:

Was wird gebaut?

Ein Verteilzentrum mit einer 12,75 Meter hohen Sortierhalle von etwa 5700 Quadratmetern mit Verwaltungstrakt und ein 10,87 Meter hohes Parkhaus auf

zwei Etagen.

Wie viel Verkehr entsteht?

Laut Amazon rechne man an einem durchschnittlichen Tag mit zwei Lkw pro Stunde. In Spitzenzeiten im Weihnachtsgeschäft mit drei Lkw pro Stunde. Bei den Auslieferfahrzeugen (maximal 3,5 Tonnen) rechne Amazon mit etwa 189 am Tag, maximal 72 pro Stunde. An Spitzentagen werde mit etwa 405 Lieferfahrzeugen gerechnet, maximal 155 Transporter pro Stunde.

Wann wird gefahren?

Der Lkw-Verkehr finde überwiegend in der Nacht statt. Die Auslieferwagen würden laut Amazon "ab 9 Uhr in Wellen gestaffelt" das Zentrum verlassen und überwiegend "nach 19 Uhr" zurückkehren.

Wo fahren Lkw und Transporter?

Man wolle vor allem A3 und B505 nutzen, heißt es bei Amazon. Lkw-Fahrer seien mit Androhung von Sanktionen verpflichtet, sich strikt an vorgegebene Routen zu halten. Denkbar seien Durchfahrverbote durch den Ort. Die Auslieferfahrzeuge fahren vom Verteilzentrum in alle Himmelsrichtungen. Ein Großteil solle aber ebenfalls über A3/B505 fahren.

Was ist mit Lärm und Licht?

Die Lkw-Beladefläche soll sich im Süden in Richtung der anderen Betriebe befinden. Die Beladung der Sprinter fände nördlich unter einem Vordach statt, das in Richtung Limbach "eine begrünte Seitenwand" aufweise. 80 Bäume sollen akustischen Schutz bieten. Man halte sich an

Immissionsschutz-Gesetze und werde "die Lichtbelastung so gering wie möglich halten."

Wie viele Jobs brächte die Halle?

Man rechne mit 100 Arbeitsplätzen im Gebäude (20 bis 25 Verwaltung, 80 Logistiker) sowie etwa 300 Fahrern, angestellt bei Lieferpartnern. Arbeitsplätze seien "langfristig angelegt"